KVBDeutlich mehr Fahrgäste in Köln, aber weniger Einnahmen

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Nach der Corona-Pandemie erholen sich die Fahrgastzahlen der KVB langsam. Voriges Jahr verzeichnete das Unternehmen 236,1 Millionen Fahgäste, die Zahl der Abo-Kunden ging leicht zurück.

Nach der Corona-Pandemie erholen sich die Fahrgastzahlen der KVB langsam. Voriges Jahr verzeichnete das Unternehmen 236,1 Millionen Fahgäste, die Zahl der Abo-Kunden ging leicht zurück.

Die Corona-Pandemie hinterlässt noch immer Spuren im öffentlichen Personennahverkehr. Von der Einführung des 49-Euro-Tickets erwarten die KVB deutlich mehr Abo-Kunden und Geld vom Bund für die Einnahmeausfälle. Denn dieses Jahr stehen viele große Bauprojekte an.

Das Gedränge in den Bussen und Bahnen der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) nimmt wieder zu. „Es wuselt wieder“ sagt KVB-Chefin Stefanie Haaks. Bevor die Pandemie den Alltag der Menschen zu verändern begann, strebten die Fahrgastzahlen des Verkehrsunternehmens auf die 300-Millionen-Marke zu. Davon ist derzeit keine Rede mehr. Am Donnerstag haben die KVB die Fahrgastzahlen vorgestellt. Der Trend kann das Unternehmen nicht bedingungslos erfreuen. Zwar sind im vorigen Jahr wieder 236,1 Millionen Menschen (plus 37,5 Prozent) mit Bus und Bahn gefahren, die Einnahmen sanken jedoch um 17,7 Millionen Euro (8 Prozent). Die Entwicklungen im Überblick:

Auslastung der Fahrzeuge bei 80 bis 90 Prozent

In vielen Lebensbereichen hat sich die Corona-Pandemie als Zeitenwende herausgestellt. Im Vergleich zu 2021 stiegen im vergangenen Jahr wieder 64,4 Millionen Menschen mehr in die Fahrzeuge der KVB. Doch wohin geht die Reise? „Wir wissen noch nicht, wie die neue Normalität aussehen wird. Um das herauszufinden, haben wir mehrere Studien auf den Weg gebracht“, erläutert Stefanie Haaks die Entwicklung. Die Auslastung der Fahrzeuge liege im Schnitt wieder bei 80 bis 90 Prozent. Einen Rekord hatte das Unternehmen im Jahr 2019 mit 286 Millionen Fahrgästen erreicht.

KVB streben mehr als 300.000 Abokunden an

Das Neun-Euro-Ticket hatte den Verkehrsunternehmen vorigen Sommer bundesweit volle Bahnen und Züge beschert. Nun wird am Mai das 49-Euro-Ticket bundesweit im öffentlichen Personennahverkehr eingeführt. Für die KVB bedeutet dies einen enormen Unsicherheitsfaktor. „Dieses Ticket wird unsere Stammkundenzahlen durcheinanderwirbeln“, ist sich Haaks sicher. Obwohl wieder mehr Menschen Bus und Bahn gefahren sind, ist die Zahl der Abo-Kunden in Köln voriges Jahr leicht auf 275 500 gesunken (Vorjahr: 278 500). Doch das Ziel ist klar: „Wir streben mehr als 300 000 Stammkunden an. Und das Deutschlandticket soll dabei helfen“, betont die Unternehmenschefin. Um die Verluste durch das Neun-Euro-Ticket, zusätzlichen Schülerverkehr und aufwendigere Reinigungsarbeiten aufzufangen, hatte das Unternehmen voriges Jahr 92,9 Millionen Euro aus dem Rettungsschirm des Bundes erhalten. Am Donnerstag hat der Bund die Förderung der kommunalen Verkehrsunternehmen mit insgesamt 1,5 Milliarden Euro pro Jahr beschlossen, um Verluste durch das 49-Euro-Ticket auszugleichen. Land und Bund sollen die Ausfälle je zur Hälfte übernehmen. „Die Finanzierung muss stimmen, denn wir dürfen durch dieses Ticket nicht weniger Geld im System haben. Ansonsten wird es für die Kommunen eine massive Herausforderung sein, die Verkehrswende zu erreichen“, so Haaks.

Personalprobleme: Lösung noch nicht in Sicht

Fehlendes Personal wird das Unternehmen noch auf unbestimmte Zeit beschäftigen. Eine Rückkehr zum normalen Fahrplan lasse sich noch nicht absehen. Insgesamt sind bei den KVB 1600 Menschen im Fahrdienst beschäftigt, derzeit fehlen nach eigenen Angaben etwa 60 Personen im Bahnbetrieb und 80 im Busbetrieb. Problematisch sei die hohe Zahl der „ungeplanten Ausfälle“. Die Krankenquote liegt insgesamt bei 17 Prozent und damit sechs Prozent höher als in den Planungen vorgesehen. Das Unternehmen will nun die Zufriedenheit bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erhöhen. Im Fahrdienst soll dafür gesorgt werden, dass Dienstantritt und Dienstende an der gleichen Haltestelle erfolgen und nicht an unterschiedlichen Enden der Stadt. Auch hierfür ist mehr Personal nötig.

Rekordzahlen bei den Leihrädern

Immer mehr Menschen nutzen auch die von den KVB angebotenen Leihräder. Voriges Jahr registrierte das Unternehmen 4500 Neukunden und insgesamt 1,9 Millionen Fahrten – mehr als je zuvor. Erstmals wurde die Zahl von 10.000 an einem einzigen Tag registrierter Fahrten erreicht. „Wir sind auf einem sehr guten Weg, denn diese Zahlen waren erst für 2025 unser Ziel. Aber das Mobilitätsverhalten hat sich durch die Pandemie verändert“, sagt Haaks.

Drei große Baumaßnahmen - auch am Neumarkt

Das Schienennetz der KVB umfasst 198,5 Kilometer, auch in diesem Jahr stehen große Sanierungsmaßnahmen an, die – anders als in den vergangenen Jahren – nicht mehr alle in den Schulferien zu bewältigen sein werden. Drei Großprojekte sind geplant: In den Sommerferien sollen an der Kreuzung Aachener Straße/Gürtel insgesamt 590 Meter Gleise und 490 Schwellen erneuert werden. Außerdem werden 380 Tonnen Schotter getauscht, die Baumaßnahme soll 8,1 Millionen Euro kosten. Ebenfalls in den Sommerferien wird am Wiener Platz in Mülheim die elastische Schienenlagerung erneuert. Insgesamt 192 Lagerungen werden gewechselt, 178 Meter Schiene und 45 Tonnen Schotter ausgetauscht. Auf der Hahnenstraße und am Neumarkt werden ab dem 16. September einen Monat lang 16 Weichen getauscht und 2,3 Kilometer Schienen erneuert, die in der Asphaltdecke liegen. Hier gibt das Unternehmen 6,4 Millionen Euro aus. Auch in der Südstadt wird gebaut. Zwischen Barbarossaplatz und Eifelstraße sollen ab dem 31. März Weichen, Schienen und Schwellen erneuert werden. Am 6. April sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Viele neue Rolltreppen und weniger Ausfälle

Lange war die Stadt für den Betrieb der Rolltreppen und Aufzüge an den Haltestellen verantwortlich, oft wurden die Wartungsarbeiten an Subunternehmen vergeben. Nun sind die KVB wieder selbst in der Pflicht. Von 46 Rolltreppen-Anlagen sind bereits 28 ausgetauscht worden. „Wir bauen das Know-how schrittweise auf und betreiben bei Störungen auch Ursachenforschung“, sagt Haaks. So seien bei einer Rolltreppe am Friesenplatz einst 200 Störungen im Jahr registriert worden – nun wurde festgestellt, dass die Sensoren falsch eingestellt waren.

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