Die KVB will ihre Haltestellen sicherer machen – mit zum Teil harten Maßnahmen gegen Obdachlose und Drogenkonsum.
Kontrollen, Schließungen, MusikKVB kündigt große Sicherheits-Offensive in Köln an

01.01.2022, Köln: Eine Obdachlose hat ihr Nachtlager in einer Unterführung der Haltestelle Deutzer Freiheit der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) aufgeschlagen. Immer wieder sorgen Obdachlose für Beschwerden bei der KVB.
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Das Spannungsfeld zwischen öffentlichem Raum, Obdachlosigkeit und dem persönlichen Sicherheitsgefühl scheint kaum lösbar – die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) wollen es jetzt mit mehr Personal, neuen Strukturen und einem Bündel Maßnahmen versuchen. Von den Plänen berichtet das Unternehmen in einer Pressemitteilung am Donnerstag (5. Juni).
Hintergrund seien vermehrte Beschwerden, heißt es. „Immer mehr Menschen übernachten in den U-Bahnstationen, konsumieren Drogen und hinterlassen ihren Unrat“, sagt Stefanie Haaks, KVB-Vorstandsvorsitzende. Fahrgäste und Mitarbeitenden würden teilweise aggressiv angegangen, Eltern hätten Angst um die Sicherheit ihrer Kinder auf dem Schulweg.
KVB: Ab 5 Uhr sollen Obdachlose geweckt werden
Die KVB möchte demnach die Reinigungsintervalle an ausgewählten Stationen verkürzen und auch neue Putzmittel einsetzen. „Vor allem in den Wintermonaten schlafen viele Obdachlose in den U-Bahn-Stationen“, heißt es in der Mitteilung. Deshalb sollen künftig morgens ab 5 Uhr Reinigungskräfte zusammen mit externen und KVB-Mitarbeitenden diese Menschen der Anlagen verweisen.
„Mit einem Shuttle-Bus könnten obdachlose Menschen abends zur nächstgelegenen Notschlafstelle gebracht werden“, heißt es. Zudem gibt es Ideen für einen „Wärme-Raum“ in einem KVB-Bus. Dort könnten sich Menschen aufwärmen und durch einen ehrenamtlichen Verein versorgt werden. Als „Pilotprojekt“ bezeichnet das Unternehmen die Schließung von Haltestellen in den Betriebspausen – also zwischen 2 und 5 Uhr. Das soll an einer nicht genannten Haltestelle in Köln ausprobiert werden.
Musik für das „Sicherheitsgefühl der Fahrgäste“
An zwei Haltestellen plant die KVB, künftig Musik abzuspielen. So könnte das „Sicherheitsgefühl der Fahrgäste“ verbessert werden. In Städten wie Hamburg oder Stuttgart wird klassische Musik eingesetzt. Welche Stil-Art an welchen Orten über die Lautsprecher verbreitet werden soll, wird in der Pressemitteilung nicht erwähnt. Die KVB betont, dass es sich bei ihren Plänen nicht um eine Verdrängungsstrategie handele.
Außerdem werde ein neues Teamkonzept eingeführt: Das Unternehmen will die Bereiche Fahrgastkontrolle, Service und Sicherheit zusammenführen. Ab 1. Januar 2026 sollen „Fahrgastmanager“-Teams in sechs Bezirken tätig sein und in Abstimmung mit Polizei, Ordnungsamt und Sozialarbeit die Kontrolle und Betreuung an Linien und Haltestellen übernehmen.
KVB setzt auf finanzielle Mittel aus der Politik
„Die Probleme lösen wir nur gemeinsam“, sagt Peter Densborn, Arbeitsdirektor der KVB. „Stadt, Polizei, Gesundheitsamt und soziale Einrichtungen müssen zusammenarbeiten – aber wir leisten unseren Beitrag.“ Man sehe die Pläne als Teil eines größeren, gesellschaftlichen Kraftakts. „Einige dieser Maßnahmen können und werden wir mit eigenen Mitteln umsetzen, für andere benötigen wir die Unterstützung der Politik, für die wir jetzt werben werden“, sagt Stefanie Haaks.
Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte im März von einer „zunehmenden Verwahrlosung“ in Köln gesprochen. Seit Anfang 2024 werden die Haltestellen Neumarkt und Ebertplatz rund um die Uhr bestreift. Im vergangenen Jahr wurden laut KVB in Köln insgesamt 929 Hausverbote in Haltestellen ausgesprochen sowie mehrere Hundert Strafanträge, beispielsweise wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung, gestellt.
Und auch weitere Zahlen veröffentlicht das Unternehmen: Am Neumarkt seien fast 41.600 Verweise im Zusammenhang mit dem Betäubungsmittelverbot und fast 14.000 Verweise im Zusammenhang mit unerlaubten Lagerns in der Haltestelle ausgesprochen worden.