Ausstellung zum Thema HPV in Köln„Die Geschlechtskrankheit, die fast jeder hat“

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„HPV hat viele Gesichter“: Professor Daniel Rein (l.) und Professor Monika Hampl eröffneten die Ausstellung im Beisein des Betroffenen Dirk Rohde.

„HPV hat viele Gesichter“: Professor Daniel Rein (l.) und Professor Monika Hampl eröffneten die Ausstellung im Beisein des Betroffenen Dirk Rohde (r.).

In diesem Monat steht das Thema HPV im St. Elisabeth-Krankenhaus in Hohenlind im Mittelpunkt. Dafür engagiert sich auch ein Kölner Polizist, der den Krebs überlebt hat.

Bis zu seiner Krebsdiagnose im Mai 2015 hatte Dirk Rohde noch nie etwas von HPV gehört. Und doch war das „Humane Papillomvirus“ dafür verantwortlich, dass der Kölner in den kommenden Monaten um sein Leben kämpfen musste. Der heute 59-Jährige hatte Glück: Bei ihm wurde der Zungengrundkrebs durch einen geschwollenen Lymphknoten recht früh entdeckt. Drei Operationen, Chemo- und Strahlentherapie folgten. „Es war eine qualvolle Zeit“, erinnert sich Rohde. „Um gesund zu werden, habe ich nach jedem Strohhalm gegriffen.“ Er beendete jede ihm angebotene Therapie, stärkte sein Immunsystem, fand über die schwere Krankheit sogar zum Glauben. Rohde überlebte.

Heute ist die Angst, dass der Krebs wiederkehren könnte, weniger geworden, sagt Rohde, der wieder in Köln als Motorradpolizist Streife fährt und eine Selbsthilfegruppe für Krebspatienten gegründet hat. Als Teil der Wanderausstellung „HPV hat viele Gesichter“, die vom Deutschen Krebsforschungszentrum entwickelt wurde, will Rohde auf HPV und die Bedeutung der Impfung gegen das Virus aufmerksam machen. Die kostenlose Ausstellung, in der drei Männer und drei Frauen ihre persönliche Krebsgeschichte erzählen, ist noch bis zum 27. September im Foyer des St. Elisabeth-Krankenhaus Hohenlind zu sehen. 

Bei HPV kann man mit Impfung und Vorsorge-Untersuchungen das Krebsrisiko erheblich senken.
Professor Daniel Rein, Chefarzt und Leiter des Onkologischen Zentrums in Hohenlind

„Eine HPV-Infektion kann ganz unterschiedliche Erkrankungen auslösen“, sagt Professor Daniel Rein, Chefarzt und Leiter des Onkologischen Zentrums in Hohenlind. „Die Geschlechtskrankheit, die fast jeder hat - ich finde, das trifft es ganz gut.“ Übertragen wird das Virus nämlich in der Regel über sexuelle Kontakte oder von Mutter auf Kind bei der Geburt. Die Infektion kann ganz harmlos verlaufen, bleibt das Virus jedoch in der Zelle, können an Schleimhäuten bösartige Tumoren entstehen: etwa an den Genitalien, am After oder im Mund-Rachenraum. „Mit der Ausstellung in unserem Foyer wollen wir die Menschen aufklären“, sagt Rein. „Denn bei HPV kann man mit der Impfung und Vorsorge-Untersuchungen das Krebsrisiko erheblich senken.“

Alles zum Thema Impfung

Die Leiterin der Dysplasiesprechstunde in Hohenlind, Professor Monika Hampl, beschäftigt sich seit fast 30 Jahren mit dem Thema HPV. Jede Woche operiert sie in dem Lindenthaler Krankenhaus bis zu 14, zum Teil sehr junge Patientinnen, mit Krebsvorstufen an Gebärmutterhals oder Vulva. In diesem Jahr werden es insgesamt mehr als 600 sein. „Die Impfung gegen HPV gibt es schon seit 16 Jahren - doch nur 54 Prozent der Mädchen und weniger als zehn Prozent der Jungen sind geimpft“, sagt Hampl.

Das ist die einzige Impfung gegen Krebs, die wir haben. Das muss in den Köpfen hängenbleiben.
Professor Monika Hampl, Leiterin der Dysplasiesprechstunde in Hohenlind

In Fortbildungen klärt die Expertin vor allem Haus- und Kinderärzte auf, plädiert aber auch dafür, noch mehr Aufklärungsarbeit an Schulen zu leisten. „Das ist die einzige Impfung gegen Krebs, die wir haben. Das muss in den Köpfen hängenbleiben“, so Monika Hampl. Die Ständige Impfkommission empfiehlt die HPV-Impfung für Mädchen und Jungen von neun bis 14 Jahren. Sie wird bis zum 18. Geburtstag von den Krankenkassen übernommen.

Das St. Elisabeth-Krankenhaus hat einige Schulklassen in die Ausstellung über HPV eingeladen. Auch Dirk Rohde wird dann vor Ort sein, um seine Geschichte zu erzählen: von seinem Leben mit nur noch einem Teil seiner Zunge, und dass er seit der Krankheit nur noch Suppen und Brei essen kann. „Ich will keine Angst machen“, sagt er. „Ich will anderen die Chance geben, sich zu schützen. Hätte ich die Möglichkeit dazu gehabt, ich hätte es sofort getan.“


Weitere Veranstaltungen zum Thema

Im September wird das Thema HPV (das Humane Papillomvirus) einen Schwerpunkt im St. Elisabeth-Krankenhaus bilden. Am Mittwoch, 13. September, informiert der „Hohenlinder Onkologietag“ Interessierte über HPV-induzierte Erkrankungen. Beginn ist um 17 Uhr in der Caritas-Akademie Hohenlind, Werthmannstraße 1c. Der Betroffene Dirk Rhode spricht um 18 Uhr. Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. 

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