Bike Tower in Köln-WeidenFahrrad-Stellplätze werden dreimal so teuer als geplant

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Der Bike Tower in Offenburg.

Vorbild für Köln könnte dieser Bike Tower in Offenburg sein.

Die Kosten für den geplanten Bike Tower an der Haltestelle Weiden West haben sich verdreifacht. Mit drei Jahren Verspätung soll das Fahrrad-Parkhaus mit 120 Stellplätzen nun in diesem Jahr gebaut werden.

Er ist drei Jahre zu spät. Und jetzt wird er auch noch fast dreimal so teuer wie gedacht. Rund 1,46 Millionen Euro soll der geplante „Bike Tower“ kosten, ein vollautomatisches Fahrrad-Parkhaus mit 120 Stellplätzen, das an der KVB-Endhaltestelle Weiden West entsteht. Pro Fahrrad-Stellplatz fallen also Kosten von 12 167 Euro an – ein stolzer Preis. Ursprünglich war der Turm mit 535 500 Euro kalkuliert – 4463 Euro pro Stellplatz.

Seit 2017 wird in Köln über den Bau von fünf solcher Radparkhäuser diskutiert. Im Streit mit der Deutschen Umwelthilfe um Luftreinhaltung und drohende Dieselfahrverbote verpflichtete sich die Stadt im Juni 2020 sogar, bis Ende des Jahres 2022 alle fünf Bike Tower zu errichten. Sie hatte auch zugesagt, den Fahrradturm in Weiden als ersten bis Ende 2020 bauen. Doch bislang steht kein einziger. Das soll sich nun ändern. Am Dienstag gab der Verkehrsausschuss grünes Licht für den Bau des Turms in Weiden  – trotz der stark gestiegenen Kosten.

Bike Tower: Stadt muss Eigenanteil von 1,25 Millionen Euro zahlen

Die SPD hatte noch per Änderungsantrag versucht, eine andere, weniger teure Lösung zu finden. Ihre Sachkundige Einwohnerin Sissi Rohata verwies darauf, dass selbst in der Fahrradtiefgarage unter der Gracht am Bahnhof in Amsterdam der Bau eines Fahrradstellplatzes lediglich etwas mehr als 8000 Euro gekostet habe. Auch CDU-Ratsfrau Teresa De Bellis wollte wissen, ob es Alternativen zu dieser „Luxusvariante“ gebe. Güldane Tokyürek (Linke) sprach von „Mehrkosten, die unglaublich hoch sind“.

Trotzdem stimmte der Ausschuss am Ende gegen die SPD mit großer Mehrheit für die Finanzierung des stark verteuerten Projekts. Demnach beträgt der Eigenanteil der Stadt Köln 1,25 Millionen Euro, er wird vollständig aus Stellplatzablösemitteln gedeckt. Das sind Beträge, die Bauherren als Ausgleich an die Stadt zahlen müssen, wenn sie vorgeschriebene Autoparkplätze beim Bau von Wohnungen nicht errichten.

Der Bund steuert eine Förderung in Höhe von 210 000 Euro bei. Beim ursprünglichen Baubeschluss für den Bike Tower im September 2020 hatte die Stadt noch mit einer Fördersumme von 428 400 Euro gerechnet – 80 Prozent der damals veranschlagten Kosten. Jetzt sind es 14 Prozent Förderung bei einer fast verdreifachten Summe. Für ein neues Förderprogramm des Bundes komme das Projekt nicht mehr in Frage, weil man die Arbeiten bereits ausgeschrieben habe, sagte Verkehrsdezernent Ascan Egerer.

Bike Tower soll in diesem Jahr eröffnet werden

Der hohe Preis sei „das Ergebnis der Ausschreibung“. Man habe erkennen müssen, „dass dieses Preisniveau da ist für diese Anlagen“. Den Auftrag könne man jetzt kurzfristig erteilen, sagte Egerer, „so dass in diesem Jahr die Anlage noch fertiggestellt werden kann“. Christian Dörkes vom Amt für nachhaltige Mobilitätsentwicklung meinte, es gebe in Weiden West über 100 Interessenten für einen sicheren Stellplatz für hochwertige Räder und wenig andere Möglichkeiten, dort eine Anlage dieser Kapazität zu bauen.

„Wir freuen uns, dass der Bike Tower noch in diesem Jahr eröffnet wird“, sagte der Ausschussvorsitzende Lino Hammer (Grüne) nach dem Beschluss. Die Miete für einen Stellplatz im Bike Tower soll die Nutzer 60 Euro pro Jahr kosten, der Zugang erfolgt vollautomatisch per Chipkarte.

Stadt Köln: Kosten mangels Erfahrung zu niedrig kalkuliert

Die enormen Mehrkosten begründete die Stadt auf Nachfrage nicht nur mit den allgemein steigenden Baupreisen. Sie verwies auch darauf, dass es bei diesem Thema in der Verwaltung „keinen ausreichenden Erfahrungsschatz“ gegeben habe und erst mit der Ausschreibung „konkrete Kosten für die Errichtung einer vollautomatischen Fahrradschließanlage vorliegen“.

Die vier weiteren Bike Tower will die Stadt nun erst in Angriff nehmen, wenn sie in Weiden West „die notwendigen Erfahrungswerte“ gesammelt hat. Angesichts der hohen Kosten wolle man die Vorgehensweise anpassen, gehe aber davon aus, die anderen Parkhäuser schneller realisieren zu können. Genaue Standorte will die Stadt nicht nennen. Bisher waren unter anderem die KVB-Endhaltestellen in Bocklemünd, Porz-Wahn und Schlebusch im Gespräch.

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