Abbruch startetFührung durch Mülheimer Brücke stößt auf großes Interesse
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Die komplizierte Sanierung der Brücke erklären Sonja Rode (Stadt Köln) und Norbert Heinker (Implenia) den Teilnehmenden der Besichtigung.
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Köln – Natürlich kennt Milena Hilbertz die Mülheimer Brücke. Wenn sie aus dem Fenster ihrer Wohnung an der Biegerstraße schaut, kann sie die rechtsrheinische Rampe des Bauwerks sehen. Und den Verkehr hören. Nun steht sie im Brückenkasten und überzeugt sich aus nächster Nähe, was bei den Bauarbeiten zur Sanierung der Rheinquerung schon geschafft wurde.
„Richtig spannend“ sei das alles, sagt sie und zeigt sich dankbar, „dass hier direkt vor Ort so konkret informiert wird.“ Etwa 280 Interessierte nutzen am Samstag die Gelegenheit und nehmen an einer Führung des Amtes für Brücken, Tunnel und Straßenbau sowie der Baufirma Implenia teil. Viele kommen aus der direkten Nachbarschaft.
Hier kommt rostiger Stahl zum Vorschein.
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Sogar ein von kölscher Gelassenheit geprägtes gewisses Verständnis für die Kostenexplosion von 188 auf 301,5 Millionen Euro ist zu hören. „Das ist natürlich heftig. Allerdings gibt es bei Sanierungen so alter Bauwerke immer Überraschungen“, meint eine ältere Anwohnerin. „Wir müssen in Zukunft genauer hingucken, damit man zu realistischen Kosten und Zeiten kommt“, gibt sich Amtsleiterin Sonja Rode selbstkritisch.
In der Brückenrampe ist bereits viel neuer Beton zu sehen.
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Der etwa einen Kilometer lange Brückenzug besteht aus vier Teilbereichen: Deichbrücke, Flutbrücke, Strombrücke und rechtsrheinische Rampe. Die rechtsrheinische Rampe wurde im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört, sie befindet sich noch weitestgehend im ursprünglichen Zustand aus dem Jahr 1929. Der Abschnitt im Rechtsrheinischen gilt als besonders schwierig. Das liegt vor allem am Unterbau aus Hallen und Stadtbahntunnel, der sich bis unter den Wiener Platz senkt. Zudem wurde eine Braunkohleschicht im Untergrund ausgemacht. Neue Pläne zur Abstützung des Bauwerks wurden erforderlich: Große Gründungsplatten wurden verlegt, massive Balken eingezogen, Untergrund ausgetauscht, der Stadtbahntunnel mit sechs Stahlrahmen abgefangen.
Die Mülheimer Brücke ist eine Großbaustelle.
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„Nach der Entfernung der nichttragenden Wände, wurden erhebliche Schäden an der Bausubstanz sichtbar. Baustoffproben, deren Analysen sowie die Einholung gutachterlicher Empfehlungen haben die Bauzeit erheblich verlängert“, erklärt Rode. Da während der Gesamtinstandsetzung der Verkehr weiter über die Brücke geführt wird, sind temporäre Unterstützungsmaßnahmen erforderlich. Im Sommer steht nun als wichtiger Meilenstein der Gesamtsanierung der Abbruch des südlichen Bereichs der rechtsrheinischen Rampe an.
2000 Kubikmeter Stahlbeton müssen abgetragen werden
Seilsägen und Hydraulikzangen werden bis Jahresende rund 2000 Kubikmeter Stahlbeton der rechtsrheinischen Rampe abtragen. 2023 wird dann schrittweise der Neubau umgesetzt. Danach beginnt die zweite der insgesamt fünf Bauphasen unter anderem mit dem Abbruch und Neubau des mittleren Teils der Deichbrücke und der Entfernung der Gleisanlage. „Voraussichtlich im März 2024 wird eine 19-wöchige Sperrung der KVB-Linien notwendig“, so Rode.
Die Aufhebung der Verkehrseinschränkungen auf dem gesamten Brückenzug ist für Mitte 2026 geplant. Im Anschluss an die Mülheimer Brücke plant die Stadt nach derzeitigem Stand die Sanierung der Deutzer Brücke.