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„Musikarchiv NRW“Alte Aufnahmen vom Rockpalast in Köln werden digitalisiert

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Legändere Aufnahmen sollen für nachfolgende Generationen erhalten bleiben

Generationen saßen an Wochenendabenden vor dem Fernseher und feierten die Aufritte ihrer Musikidole: Nun soll das Erbe des Rockpalastes in die Zukunft gerettet werden.

Ob „The Police“, „Bryan Adams“, „BAP“ oder „The Who“. Sie alle trugen mit ihren Live-Auftritten zur Rockpalast-Ära bei, die legendär ist. Ohne den Erfinder des „Rockpalasts“ und Musikredakteur des WDR, Christian Wagner, wären all diese Erinnerungen gar nicht erst entstanden. Doch nicht nur Erinnerungen verblassen mit der Zeit, auch alte Tonträger und Videomittschnitte, gehen mit den Jahren verloren oder sind nicht abspielbar.

Diesen Entwicklungen möchte das „Musikarchiv NRW“ nun durch die Digitalisierung von wertvollen Beständen entgegenwirken. Dafür wird allerdings eine neue technische Ausstattung und erweiterte Speicherkapazitäten benötigt, die durch eine Förderung von bis zu 110.000 Euro von der „NRW-Stiftung“ unterstützt werden. Zu diesem Anlass übergab Prof. Dr. Karl-Heinz Erdmann, Vorstandsmitglied der „NRW-Stiftung“, am Mittwoch die Förderurkunde an den ersten Vorsitzenden des Vereins und Archivleiter Matthias Schumacher. „Es wäre schade, wenn das Material durch Zerbröseln der Magnetbänder verloren geht“, sagt Prof. Dr. Erdmann.

Der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen

Ziel des Archivs ist es, die Sammlung und Dokumentation der Popularmusik der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, nutzbar zu machen und für die Nachwelt zu erhalten. Die Bestände werden digitalisiert und manuell nach Fehlern überprüft. Mehrere sogenannte Backups sind zudem sehr wichtig, um den Erhalt zu sichern. Anschließend wird das vom Verfall bedrohte Material entsorgt, da dies langfristig unbrauchbar wird und viel Platz in Anspruch nimmt.

Vorstandsmitglied Erdmann erzählt, dass alle in der Geschäftsstelle von der Unterstützung des Musikarchivs sehr begeistert gewesen seien. Im Vorstand habe es etwas Überzeugungsarbeit gekostet, sei aber schlussendlich doch auf Zustimmung gestoßen. Da die Stiftung zudem auch die Entstehung des Rock- und Pop-Museums während der Corona-Pandemie gefördert hat, sei dies nur passend gewesen. „Die Geschichte der Popularmusik in Nordrhein-Westfalen ist bis heute nur wenig dokumentiert. Der Verein schließt mit seinem Engagement eine wichtige Lücke“, so Erdmann. Finanziert werden die Projekte der Stiftung durch Lotterieerträge von Westlotto, aus Mitgliedsbeiträgen und aus Spenden.

Sie retten Musikgeschichte: Karl-Heinz Erdmann (v.l.), Vorsitzender der NRW-Stiftung, Archivleiter Matthias Schumacher, Musikredakteur Christian Wagner und der Fotograf Manfred Becker.

Gründer Matthias Schumacher sammelt seit Jahrzehnten alles, was er in die Hände bekommt und expandierte 2015 aus seiner eigenen Wohnung in das jetzige Archiv am Maarweg. Ein zusätzlicher Lagerraum war dennoch notwendig. Auch Christian Wagner selbst steuert mit seiner umfangreichen Sammlung, an teils unveröffentlichtem Material und sämtlichen Aufzeichnungen bekannter Künstler, zu den größten Beständen des Musikarchivs bei. Darunter auch Mitschnitte und Entwürfe der Rockpalast-Ära. Dies entspricht vier LKW-Ladungen, etwa neun Tonnen, mit 20.000 Schallplatten, 12.000 CDs und unzähligen weiteren Elementen.

Rohmaterial der BAP-Tournee

In dem Archiv lassen sich beispielsweise knapp 60 Bänder Rohmaterial der BAP-Tournee aus 1988 auffinden. Außerdem sind Aufnahmen des „Wackersdorf-Konzert 1986“, das als Demonstration gegen die geplante Wiederaufarbeitungsanlage von Brennstäben aus Atomkraftwerken in Wackersdorf stattfand, vorhanden. Mit 100.000 Teilnehmenden und unzähligen weltbekannten Künstlern galt es als das größte Rockfestival zu der Zeit.

„Man hat Musikgeschichte vergessen in der Kulturgeschichte zu bewahren“, sagt Schumacher abschließend. „Wir sind sehr dankbar und freuen uns sehr über diese Förderung.“