Nadelöhr NeumarktZwei Haltestellen sollen für Entlastung sorgen

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Nadelöhr Neumarkt: Hier will das Bündnis Verkehrswende durch Aufteilung der Haltestelle mehr Kapazität schaffen.

Nadelöhr Neumarkt: Hier will das Bündnis Verkehrswende durch Aufteilung der Haltestelle mehr Kapazität schaffen.

Köln – Überfüllte Bahnen, genervte Pendler: Weil die Fahrgast-Kapazität der Linie 1 zwischen Weiden West und Bensberg bei weitem nicht ausreicht, lässt die Stadt zurzeit untersuchen, wie die Strecke ausgebaut werden kann: rein oberirdisch oder mit einem Tunnel zwischen Deutzer Brücke und Aachener Weiher. Jetzt haben engagierte Bürger vom „Bündnis Verkehrswende Köln“ eigene Ideen vorgestellt, wie sich die Ost-West-Achse mit möglichst geringem Aufwand optimieren ließe.

Zentraler Gedanke dabei ist, gezielt die beiden schlimmsten Nadelöhre zu ertüchtigen: die Haltestellen Neumarkt und Heumarkt. Dort würden die KVB-Bahnen die meiste Zeit verlieren, erläutert Rolf Beierling-Hémonet von der Bürgerinitiative. Deshalb schlage man vor, die Haltestelle aufzuteilen.

Neue Haltestelle in Richtung Bensberg

Momentan gibt es am Neumarkt je ein Gleis pro Fahrtrichtung samt Seitenbahnsteig. In Zukunft solle es hier zwei Gleise in Richtung Weiden West mit Mittelbahnsteig geben. Für Fahrgäste, die in Richtung Bensberg ein- oder aussteigen möchten, solle eine neue Haltestelle weiter östlich an der Cäcilienstraße gebaut werden – ebenfalls mit zwei Gleisen und Mittelbahnsteig (siehe Grafik). Das beschleunige den Fahrgastwechsel und führe dazu, dass in der Spitze statt maximal 12 Bahnen der Linie 1 künftig 20 Bahnen abgefertigt werden können.

Grafik Neumarkt

Acht Bahnen mehr pro Stunde bedeute eine Erhöhung der Kapazität um 66 Prozent, und zwar mit den vorhandenen 60-Meter-Zügen. Die von der KVB geplante Umstellung auf längere 90-Meter-Züge erhöhe die Kapazität nur um 50 Prozent, koste aber ein Vielfaches mehr, da dafür viele Bahnsteige verlängert werden müssen, erläutert Beierling-Hémonet.

Er hat 40 Jahre als Stadtplaner gearbeitet und für die Bürgerinitiative konkret ausgearbeitet, wie eine Aufteilung der Haltestelle Neumarkt funktionieren könnte. Bedingung dafür ist, dass der Individualverkehr künftig einspurig an der Südseite des Neumarkts vorbeigeführt wird. Hier soll es künftig eine Fahrradstraße mit Tempo 20 geben. Autoverkehr wäre nur noch für Anlieger und Anlieferungen erlaubt. Die nördliche Platzfläche würde komplett autofrei und zur Fußgängerzone. Dabei sollen die dort vorhandenen KVB-Gleise erhalten bleiben.

Sperrung der Achse Cäcilienstraße/Hahnenstraße

Für den Durchgangsverkehr soll die Achse Cäcilienstraße/Hahnenstraße gesperrt werden. Gleiches gilt nach den Vorstellungen der Initiative auch für die Augustinerstraße/Pipinstraße bis zur Deutzer Brücke. Auch hier im Bereich der Station Heumarkt solle es künftig zwei separate Haltestellen geben – für jede Fahrtrichtung eine. Mit diesen Verbesserungen könne die KVB die Kapazität mit den vorhandenen 60-Meter-Zügen ausreichend steigern. Eine Umstellung auf 90-Meter-Bahnen samt Verlängerung zahlreicher Haltestellen auf der gesamten Linie 1 sei dann nicht nötig.

Doch die Planungen für den Haltestellenumbau haben schon begonnen, die KVB hat bereits Langzüge bestellt. Kommen die Ideen also viel zu spät? Nein, meint Barbara Kleine, Sprecherin von Verkehrswende Köln: „Aus unserer Sicht ist das alles noch machbar. Und es ist schneller, ökologischer und kostengünstiger.“ Ein U-Bahn-Tunnel werde Jahrzehnte dauern und mehr als 900 Millionen Euro kosten. Die vom Bündnis vorgeschlagene Lösung koste weniger als die oberirdischen Pläne der Stadt und könne bis 2028 realisiert werden. Die Lösung mit zwei Haltestellen funktioniere auch mit den bereits bestellten Langzügen. Denn diese seien mit 60 Metern genau so lang wie die heute üblichen Bahnen aus zwei 30-Meter-Wagen.

Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) äußerten sich auf Anfrage zunächst nicht zu den Plänen der Bürgerinitiative, wollen sich die Ideen aber genau anschauen.

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