Serie „Stadtspaziergänge“Durch quirlige Parks und das Clouth-Quartier in Nippes

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Der Lohsepark im Grüngürtel ist bei großen und kleinen Bewegungssuchenden beliebt. 

Nippes – Nippes hat einen großen Trumpf: Als einer von wenigen Kölner Stadtteilen, und zumal noch als ein solch citynaher, ist das Veedel nahezu komplett von Grün umgeben. Was läge näher, als den grünen Ring einmal auf einer kompletten, rund sieben Kilometer langen Tour zu umwandern? Statt „Loss mer jet no Neppes jon“, wie es im Veedels-Karnevalshit von Rolf-Dietmar Schuster heißt, lautet die Devise also „Loss mer jet om Neppes eröm jon“. Der Weg führt an Akzenten und Sorgenkindern der Stadtteil-Entwicklung vorbei – und bietet ganz viel frische Luft. >>Hier finden Sie alle Teile unserer Serie „Stadtspaziergänge“ im Überblick.

Start an der Alhambra

Da es sich um einen Rundkurs handelt, ist der Startpunkt im Grunde genommen egal. Wir starten an der Ecke Innere Kanalstraße/Escher Straße. Hier, kurz vor dem Gleisdreieck, beginnt der Nippeser Abschnitt des Inneren Grüngürtels. Erstes markantes Objekt auf der Tour ist die rechteckige, von einer Baumallee eingerahmte Brunnenanlage, die sogenannte Nippeser Alhambra (1). Das 1922 eingeweihte Schmuckstück ist in einem derzeit eher desolaten Zustand, der sich aber bald verbessern wird.

Die Bezirksvertretung Nippes hat im vergangenen September 35.000 Euro aus dem Klima- und Stadtverschönerungsprogramm freigegeben, um alle Mauern rings um die Alhambra instandzusetzen und einen Erdwall zur Inneren Kanalstraße zu schaffen. Auch für das Ansinnen, den Brunnen selbst endlich wieder sprudeln zu lassen, mehren sich die Stimmen und Befürworter. Immerhin: Die derzeit vor dem Brunnenbecken aufgestellte Bank, mit Blick auf den zentralen kugelförmigen Stein im Brunnen, hat doch irgendwie etwas Zen-Buddhistisches an sich und lädt zum Verweilen und Meditieren.

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Sport im Lohsepark

Die Merheimer Straße überquerend, gelangen wir in den Lohsepark. Hier ist im vergangenen Jahr ein Sport- und Fitnesspark (2) mit Trainingsgeräten sowie Basket- und Streetballplätzen entstanden. Vor allem wegen der betonierten Sportplätze war das Projekt im Ort heftigst umstritten – doch die Resonanz scheint die Initiatoren von Grün-Stiftung und Stadt zu bestätigen, denn die Anlage wird sehr gut angenommen: Wenn es nicht gerade in Strömen regnet, ist der Sportpark quasi immer gut besucht.

Und wer mag, kann sich selbst sportlich ausprobieren – von Sit-ups über Klimmzüge, Rückenstrecken bis zum Entlanghangeln an den Callanetics-Stangen sind den Möglichkeiten keine Grenzen gesetzt; Instruktionsschilder neben den Geräten zeigen für alle Fälle, wie die Übungen richtig gehen.

Skaterpark Lohserampe

Wir folgen dem Grüngürtel weiter und sehen in einer Senke, kurz vor der Querung Neusser Straße, die Lohserampe (3), ein weiterer Hotspot für Sportsfreunde: An der 2000 eröffneten, 2012 neu erbauten und erweiterten Anlage treffen sich die Skaterboys und -girls und zeigen mitunter faszinierende Tricks auf ihren Boards und BMX-Rädern. Von der Brücke Neusser Straße aus hat man einen Panoramablick aufs Geschehen; oder man unterquert die Nippeser Hauptmeile weiter geradeaus in Richtung Lis-Böhle-Park, mit dem in Köln einzigartigen Fahrrad-Verkehrsübungsplatz zur Linken des Weges. Kurz vor der Grabbestraße, am Ende des Grünzugs, biegen wir nach links und folgen dem Park weiter, überqueren dabei Kuen- und Florastraße. Nach einem kleinen Rechtsknick gelangen wir in den Johannes-Giesberts-Park (4) und sehen das Kinderkrankenhaus an der Grenze zu Riehl vor uns. An der großen Wegekreuzung in der Mitte des Parks biegen wir nach links ab, in Richtung der roten Backsteinhäuser am Parkrand.

Das Clouth Gelände wird seit 2013 entwickelt

Das noch bis vor wenigen Jahren mit hohen Mauern zum Park abgeschottete Fabrikareal des Clouth-Geländes (5) wandelt sich seit einigen Jahren zum historisch jüngsten Nippeser Veedel. 2012 übernahm die Stadtwerke-Entwicklungsgesellschaft Moderne Stadt die 15-Hektar-Fläche von der Stadtverwaltung, ab 2013 wurde der Großteil der alten Fabrikhallen abgebrochen; 2015 entstanden die ersten Gebäude. Die besagten roten Häuser gehören zu „Clouth Eins“, dem allerersten Bauprojekt des neuen Veedels, dessen Bewohner kurz vor Weihnachten 2015 eingezogen sind. Wir folgen der Josephine-Clouth-Straße einige Hundert Meter geradeaus und biegen dann nach rechts ab, in Richtung Luftschiffplatz im Zentrum der neuen Siedlung, mit einem Spielplatz in der Mitte. Bei der Bäckerei am Rande des Platzes gibt's Kaffee und Kuchen to go; die Bänke und Brüstungen rund um den Spielplatz bieten eine Gelegenheit zum Verschnaufen.

Infos zur Strecke

An- und Abfahrt: Mit den KVB-Linien 12 und 15 geht's zum unterirdischen Haltepunkt Lohsestraße, der direkt am Lohsepark im Inneren Grüngürtel liegt. Fast punktgenau am Start der Tour liegt der Bus-Halt „Merheimer Platz“ der Linien 127 und 142. Wer mit dem Auto anreist, könnte ebenfalls rund um den Merheimer Platz Glück haben, dass etwas frei ist. http://www.ksta.de/freizeit/ausflug

Von der Kretzerstraße Richtung Nordpark

Wir gehen die Straße Am Walzwerk, auf der Nordseite des Luftschiffplatzes, nach rechts, und biegen anschließend nach links in Richtung Xantener Straße ab. Am alten Werkstor 4 vorbei verlassen wir das Clouth-Gelände und überqueren die Xantener Straße. Quasi geradeaus geht es auf der Kretzerstraße weiter, wo die 2015 eröffnete Inklusive Offene Ganztagsschule (IOGS) zur Linken derzeit renoviert und erweitert wird. Am Ende der Kretzerstraße geht es durch eine Kleingartensiedlung abwärts in Richtung Nordpark (6). Wer will, kann eine Ehrenrunde im kleinen Park an der Grenze zu Niehl drehen; wir gehen in Richtung der Häuser am Parkrand, der ebenfalls recht jungen Siedlung „Em Parkveedel“. Die Niehler Straße überquerend, gehen wir durch den Toni-Steingass-Park weiter durchs Grün. An der Grundschule Bülowstraße (zur Linken) und dem Park-Interimsgebäude des Barbara-von-Sell-Berufskollegs (zur Rechten) vorbei, gehen wir an der Weggabelung nach rechts in Richtung der Linie-13-Hochbahntrasse, biegen dann nach links ab.

Graffiti an der Hochbahn

Hier wartet ein kultureller Hingucker in dieser, Lockdown-bedingt, so kulturarmen Zeit: Seit 2013 haben Streetart-Teams, mit Unterstützung der Nippeser Lokalpolitik, die Hochbahnpfeiler (7) in eine ansprechende Graffiti-Freiluftgalerie verwandelt. Wir gehen das „längste Kunstwerk Kölns“ entlang und passieren dabei den Niehler Kirchweg und die Haltestelle Neusser Straße/Gürtel mit dem Nippeser Bezirksrathaus direkt gegenüber.

Auf unserem Weg in Richtung Merheimer Straße gehen wir an der ersten sich bietenden Gelegenheit durch die Kleingartenanlage ins Nippeser Tälchen (8) hinunter, dem geografischen Tiefstpunkt von Nippes, der bis 1905 sogar einen Weiher beherbergte. Seit einigen Jahren ist es im Park ruhiger geworden, denn der Abschnitt des Niehler Kirchwegs, der durchs Tälchen führt, wurde auf politischen Beschluss abgepollert und soll bald sogar renaturiert werden.

Altenberger Hof aus dem 13. Jahrhundert

Wir überqueren den Niehler Kirchweg und steigen hinauf in Richtung Altenberger Hof (9), der über dem Nippeser Tälchen zu thronen scheint. Das alte Hofgut, im 13. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt, beherbergt seit 1996 das Nippeser Bürgerzentrum. Wir folgen am Haupt-Eingangstor des Altenberger Hofs vorbeilaufend der Mauenheimer Straße weiter nach Westen. Eine kleine Stichstraße zur Linken, etwa auf halber Strecke zwischen Merheimer und Kempener Straße, verbirgt einen wenig bekannten Teil von Nippes: Mehrere Hochhäuser rahmen einen schön gestalteten Platz im Zentrum ein, mit der Bronzeskulptur „Zwei Brüder“ von Ursula Schallück.

Über die Mauenheimer und Kempener Straße gehen wir, am St.-Vinzenz-Hospital vorbei, in Richtung Eisenbahnveedel auf dem Platz des früheren Nippeser Eisenbahn-Ausbesserungswerks. Wir durchqueren die Siedlung bis zum Bahndamm und gehen den kleinen Fußweg in Richtung Süden. Nach einer Weile stoßen wir auf einen großen Freiplatz, den Bürgerpark im Eisenbahnveedel (10). Dieser belebte Platz liegt am Schnittpunkt zwischen dem nicht-autofreien und dem autofreien Teil des Wohnquartiers, das sich südlich anschließt. Das ab 2006 bezogene Viertel auf 4,3 Hektar Fläche, mit rund 1200 Bewohnern, ist eine der größten Siedlungen Deutschlands, die ohne motorisierten Verkehr in ihrem Innern konzipiert ist.

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Über die Werkstattstraße gehen wir nach Süden; nach einem kurzen Schlenker erreichen wir die Nohlstraße, über die wir das Sechzigveedel durchqueren. An ihrem Ende biegen wir nach links in die Krüthstraße. An deren Ende führt ein Weg zur Rechten auf dem letzten Stück der Tour wiederum durchs Grün: durch die riesige Anlage des Kleingartenvereins (KGV) Flora (11), die sich durch naturnahe Gestaltung auszeichnet und auf der im vergangenen Herbst sogar ein Schaugarten eröffnete. Am Ende des Weges sehen wir sie dann schon – die Nippeser Alhambra, an der wir losgegangen waren.  

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