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Premiere von „Corteo“Cirque du Soleil in Köln begeistert sein Publikum restlos

Lesezeit 4 Minuten
Der Cirque du Soleil gastiert mit dem Programm ‚Corteo‘ vom 21. bis 25. Mai 2025 mit neun Shows in der Lanxess Arena Köln.

Der Cirque du Soleil gastiert mit dem Programm Corteo vom 21. bis 25. Mai 2025 mit neun Shows in der Lanxess Arena Köln.

Der Cirque du Soleil gastiert in Köln mit der Show „Corteo“. Akrobatik und Poesie verschmelzen zu einem emotionalen Erlebnis.

Im Moment unseres Todes, so sagt man, zieht unser ganzes Leben noch einmal an uns vorbei: die Kindheit, die Jugend, die erste (zweite, dritte, vierte) Liebe. Die Freunde, die Kollegen und der Beruf. Wenn wir sterben, wollen wir nicht allein sein. Und die, die uns nahestanden, sollen nicht weinen, sondern fröhlich sein. Sie sollen ein großes, buntes Fest feiern. Mit Musik, mit Tanz und Gesang. All das steckt in „Corteo“, der Show, mit der der Cirque du Soleil noch bis Sonntag in der Lanxess Arena gastiert. Mittwochabend hatte die Produktion der kanadischen Zirkuszauberer Premiere. Eine märchenhafte Inszenierung, an deren Ende nur eins stehen kann (und das auch tut): ein völlig hingerissenes, restlos begeistertes Publikum.

Bezaubert ist man von Anfang an. Schon beim Hereinkommen, wenn man den nostalgisch anmutenden Vorhang erblickt. Von Hand gemalt und von Putten gehalten, hebt er sich mit üppigem Faltenwurf und gibt den Blick frei auf Akrobaten, Clowns und Artisten, die vorwärtsdrängen. Links und rechts rahmt ihn verschnörkeltes Gitterwerk. Er erinnert an eins der Ballettbilder von Edgar Degas, die Tänzerinnen wunderbar lebendig in der Bewegung einfangen konnten. Hier beginnt die Vorstellung schon vor der Vorstellung.

Cirque du Soleil: Fiktion und Wirklichkeit verschmelzen

Im Mittelpunkt von „Corteo“, was auf italienisch Parade, Prozession, aber auch Trauerzug bedeutet, steht ein alter Clown (Stéphane Gentilini). Im Bett liegend, träumt er von seiner Beerdigung. Träumt er sie? Oder ist er gestorben? Wie immer beim Cirque du Soleil verschwimmen auch in dieser Produktion, die seit ihrer Premiere 2005 im kanadischen Québec mehr als 8 Millionen Menschen in 19 Ländern auf vier Kontinenten erlebten, Fiktion und Wirklichkeit. Anfang und Ende markiert die fröhliche Prozession der Zirkusleute.

Artistik kombiniert mit Fantasie: Ein echtes Erfolgsrezept

Artistik kombiniert mit Fantasie: Ein echtes Erfolgsrezept

Angesiedelt in einer nostalgischen Kulisse, die, wie die Kostüme nahelegen, in einem Zeitraum zwischen 1890 und 1930 zu verorten ist, sorgen mehr als 50 Akrobaten, Clowns, Musiker, Sänger und Schauspieler dafür, dass die Welt 130 Minuten lang (mit Pause) ein Stück weit heller wird. Denn, um hier keine Missverstände aufkommen zu lassen: „Corteo“ ist kein trauriges Stück. Auch wenn die wunderbare, extra dafür komponierte Live-Musik, mitunter zu Tränen rühren kann. Eingebettet in die (Traum)-Handlung sind klassische, hochkarätige Zirkusdisziplinen wie Kontorsion, Luftakrobatik oder Jonglage – die aber hier in poetische, traumschönen Bildern umgesetzt werden. Vier Artistinnen schwingen sich an gigantischen, üppig mit Kristallprismen besetzten Leuchtern durch die Lüfte. Die Betten mit den verschnörkelten gusseisernen Rahmen sind nicht mit Matratzen, sondern mit Trampolins gepolstert, von denen hochfedernd vier Akrobaten immer höhere, immer gewagtere Sprünge zeigen. Und eine Clownin schwebt an riesigen Helium-Ballons über die Ränge, fortgetragen von Händen aus dem Publikum, die sie immer weiter und weiter pritschen.

Eine Drehbühne für den Manegen-Effekt

Durch die runde Drehbühne wird die Illusion einer Manege erweckt, auf die man von allen Seiten optimalen Einblick hat. Regisseur Daniele Finzi Pasca hat sich auch von Kinderbuchklassikern inspirieren lassen. Wenn ein Engel – und Engel gibt es viele in dieser circensischen Himmelfahrt – den alten Clown das Fliegen lehrt, hat das etwas von den ersten Startversuchen von Wendy, Michael und John in „Peter Pan“ (samt vorangehender Kissenschlacht). Und dass Betten flugtauglich sind, weiß man, seitdem sich Mary Norton 1945 „Eine tolle Hexe“ ausdachte, die dann 1971 auch auf der Leinwand abhob.

Für komische Momente sorgen eine aus dem Ruder laufende Aufführung von „Romeo und Julia“ in einem Miniatur-Theater mitten auf der Drehbühne, ein aufgeregt plappernder Golfball (Marie-Christine Menard-Bergeron), der nicht das tut, was er soll (sich schlagen lassen), und beim Konzert von Klangschalen, Kristallgläsern und einem Kunstpfeifer fällt die ein oder andere Musikantin schon mal aus der Rolle, weil sie sich die Lippen schminkt, die Nägel feilt oder das Näschen pudert.

Nicht nur die irrsinnig schnell in Ringen rotierenden Artisten, die tollkühnen Sprünge von Wippen oder atemberaubende Salti an Barrenstangen faszinieren, sondern auch etwas ganz anderes. In „Corteo“ agieren Artisten aus Russland und aus der Ukraine Seite an Seite.     

Cirque du Soleil: Corteo. Bis 25.5., Lanxess Arena. Vorstellungen: Do., 20 Uhr, Fr. 16 und 20 Uhr, Sa., 12 und 16 Uhr, So., 13 und 17 Uhr. Tickets bei www.ticketmaster.de oder www.eventim.de