„Alle meckern“Kölner Spaziergänger kritisieren Parkplatzsituation am Robinienweg

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Karl-Heinz Schneider sitzt im Kofferraum seines Autos mit drei Hunden an der Leine.

Karl-Heinz Schneider fährt täglich zum Gassigehen zum Robinienweg in Raderthal.

Spaziergänger kritisieren Durchfahrtsverbot in Raderthal. Parkplätze müssen mit dem Prostitutionsgewerbe geteilt werden.

„Man hat Weite, Wiesen und Wald, kann in der Sonne gehen, aber auch im Schatten. Es ist ein tolles Gelände“, schwärmt Karl-Heinz Schneider. Seit bald 18 Jahren fährt der Klettenberger täglich mit seinem Auto zum Robinienweg in Raderthal, um dort spazieren zu gehen. Der asphaltierte Weg liegt im Äußeren Grüngürtel, zweigt vom Militärring ab und verläuft parallel zur Brühler Landstraße Richtung Süden.

Durchfahrtsverbot auf dem Robinienweg in Raderthal

Meistens hat Schneider Hunde dabei, denn der 77-Jährige führt eine Hundepension. Seit kurzem ist seine Freude an den Ausflügen getrübt. Seit Mai gilt ein Durchfahrtsverbot für Kraftfahrzeuge auf dem Robinienweg, wenige Meter hinter dem Militärring. Damit ist auch das Parken auf dem befestigten Seitenstreifen des Weges verboten.

Auf dem Robinienweg spaziert Karl-Heinz Schneider mit drei Hunden. Rechts und links von der Straße sind die Durchfahrtsverbots-Schilder aufgestellt.

Seit kurzem gilt am Robinienweg: Durchfahrt für Kraftfahrzeuge verboten.

Bislang stellten hier viele Spaziergänger und Hundehalter wie Schneider ihre Autos ab, wenn sie ihre Runde im Grünen drehen wollten. Die Stadt verweist auf den Parkplatz, der vor der Sperrung parallel zum Militärring liegt. „Der ist viel zu klein. Je nach Uhrzeit und am Wochenende kommen viele Leute hier hin. Den offiziellen Parkplatz muss man sich außerdem zum Teil mit dauergeparkten Fahrzeugen aus dem Prostitutionsgewerbe teilen“, sagt Schneider.

Parkplätze sind knapp

Der Parkplatz parallel zum Militärring verfügt über 14 Stellplätze, Straßenprostitution ist im Bereich zwischen 20 Uhr und sechs Uhr erlaubt. Die Stimmung sei unter den Robinienweg-Besuchern mies. „Alle meckern“, so Schneider. Das Durchfahrtsverbot wurde aufgrund eines Beschlusses der Bezirksvertretung eingeführt. Der kam im März durch eine Bürgereingabe zustande.

Wir leben in einer Großstadt und jedem Bürger sollte der Zugang in die Naherholungsgebiete ermöglicht werden.
Karl-Heinz Schneider, Spaziergänger

Der Petent, Rainer Evertz aus dem Kölner Norden und Mitglied im ADFC, hatte in seiner Eingabe das Durchfahrtsverbot gefordert. Er verwies auf die besondere Bedeutung des großen Erholungsraumes, die durch die Autos konterkariert würde. Der Kraftfahrzeugverkehr kreuze hier Wander-, Reit- und Radwege und müsse aufgrund der Sackgassenlage Wendemanöver vollziehen. Dadurch entstünden unzählige Konfliktpunkte, so Evertz. Außerdem liege der Weg in einem Wasserschutzgebiet und falls ein Elektroauto hier anfange zu brennen, hätte das schädliche Folgen für das Trinkwasser, argumentierte er.

Stadt spricht von Konflikten zwischen Radfahrern und Fußgängern

Die Lokalpolitiker folgten der Eingabe mehrheitlich mit den Stimmen der Grünen, der SPD und der Linken und gegen die Stimmen von CDU, FDP und Alexander Kau, AfD. Die Argumente kann Schneider nicht nachvollziehen. „Der Reitweg kreuzt den Robinienweg erst später. Da gibt es schon lange ein Durchfahrtsverbot. Auf dem jetzt gesperrten Bereich kreuzt nur ein Trampelpfad. Und ein eventuell brennendes E-Auto – das ist doch an den Haaren herbeigezogen. Was ist dann mit E-Bikes und E-Scootern? Haben die die Erlaubnis, auf dem Robinienweg zu brennen?“, ärgert er sich.

Über die „erheblichen Konflikte“ zwischen Radfahrern und Fußgängern, die die Verwaltung in ihrer Mitteilung zu den neuen Durchfahrtsverbotsschildern anspricht, staunt Schneider. „Tatsächlich habe ich in den 18 Jahren, in denen ich hier spazieren gehe, noch keine Konflikte erlebt. Es gibt immer verschiedene Interessensgruppen, aber wenn man Rücksicht aufeinander nimmt, klappt das“, meint er.

So sieht das auch Marlene Wahl, die oft mit ihrem Hund, einem Rhodesian Ridgeback, am Robinienweg unterwegs ist. „Es hat hier nie Probleme gegeben. Aber wenn man am offiziellen Parkplatz aussteigt, steht man gleich im Radverkehr, denn da verläuft ein viel genutzter Radweg.“

„Wir leben in einer Großstadt und jedem Bürger sollte der Zugang in die Naherholungsgebiete ermöglicht werden. Die Möglichkeit, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Robinienweg zu kommen, scheitert an fehlenden Haltestellen“, kritisiert Schneider. Er wünscht sich, dass die Politiker die Bürger in ihre Entscheidungen einbeziehen.

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