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Mit EinschränkungenRodenkirchener Bezirksvertreter stimmen für Ausbau der Nord-Süd-Stadtbahn

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Visualisierung Vorzugslinienführung am Verteilerkreis

So könnte die Brücke am Verteilerkreis Süd aussehen.

Die Anbindung der Stadtteile Rondorf und Meschenich an das KVB-Netz hat zumindest formal eine nächste Hürde erfolgreich genommen. So geht es jetzt weiter.

Die Begeisterung war spürbar, überschwänglich war sie nicht. Dabei haben die Rodenkirchener Bezirksvertreter einen für den Bezirk historischen Beschluss gefasst. Die Nord-Süd-Stadtbahn soll über die Bonner Straße, den Verteilerkreis Süd und Rondorf bis nach Meschenich verlängert werden. Dafür mussten sich die Bezirkspolitiker während einer Sondersitzung zu einem Kompromiss durchringen.

Nord-Süd-Stadtbahn: Straße in Raderthal soll für Autoverkehr gesperrt werden

Die Straße „Im Wasserwerkswäldchen“ soll für den Autoverkehr gesperrt werden. Das stieß auf Kritik. Und die Stadtbahn wird den Bonner Verteiler auf einer Brücke überqueren. Viele Politiker hatten sich eine Unterfahrung des Verteilerrings gewünscht. Deshalb fassten die Bezirksvertreter einen Beschluss, der von der Verwaltungsvorlage abwich.

Sie empfahlen dem Rat, der am 23. März in seiner Sitzung letztlich über das Vorhaben entscheidet, die Vorzugstrasse „Nord-Alternative 1.1a“ zu beschließen. Die beinhaltet die Bahn-Querung des Verteilers mittels einer Brücke und die Linienführung durch Rondorf-Mitte bis Meschenich-Nord. Parallel zum weiter fortlaufenden Planungsprozess für diese Trasse wünschen sich die Rodenkirchener Bezirkspolitiker eine Machbarkeitsstudie für eine „Kurztunnelvariante“. Diese müsse alle Vorgaben des Wassergutachtens einhalten, das von der Mull und Partner Ingenieurgesellschaft mbH bereits vorgelegt und in die bisherigen Planungen eingebunden wurde.

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Die Bahn soll auf einer kurzen Rampe an der Bonner Straße unter den Verteiler fahren und ab dem ehemaligen Parkplatz der Aral-Tankstelle, die abgerissen wird, wieder erdbodengleich unterwegs sein. Die Stadtbahntrasse im Bereich des Wasserschutzgebietes des Wasserwerks Hochkirchen soll so gebaut werden, dass die Trinkwassergewinnung auch dann nicht gefährdet ist, wenn eine Bahn brennt. Die Politiker schlagen eine Wannenführung mit Notentwässerung vor.  

Rodenkirchener Bezirksvertretung erstellt Wunschzettel für Kölner Stadtrat

Wichtig ist den Bezirksvertretern, dass die Verkehrsführung auf der Kreuzung Friedrich-Ebert-Straße/Am Forstbotanischen Garten so schnell wie möglich optimiert wird. Das gelte erst recht, wenn die Straße Im Wasserwerkswäldchen tatsächlich nur noch für Radfahrer und Fußgänger nutzbar werde. Über deren Sperrung für Autos soll, so die Anregung der Bezirksvertreter, zu einem späteren Zeitpunkt entschieden werden. Es geht also ein umfangreicher Wunschzettel der Bezirksvertretung auf die Reise in die übergeordneten Ausschüsse. Vor der entscheidenden Ratssitzung Ende März befassen sich der Verkehrsausschuss, der Ausschuss Klima, Umwelt und Grün, der Stadtentwicklungsausschuss und der Finanzausschuss mit der Sache.

Die Zustimmung der Gremien und des Rates gilt als sicher. Aber die ist nur ein erster Schritt auf dem langen Weg bis zur ersten Bahnfahrt vom Chlodwigplatz bis Meschenich. Denn nach dem Ratsbeschluss muss Baurecht geschaffen werden. Das heißt, dass ein umfangreiches Planfeststellungsverfahren in Gang gesetzt werden muss, das sicherlich Jahre dauert. Während dieses Verfahrens wird immer wieder die Öffentlichkeit informiert.

Experte spricht sich für umstrittene Straßensperrung aus

Dr. Jürgen Margane von der Mull und Partner Ingenieurgesellschaft mbH zeichnet für das genannte Wassergutachten mitverantwortlich. Er sprach sich für die Sperrung der Straße Im Wasserwerkswäldchen aus. „Sagen wir mal so: Nach heutigen Maßstäben würde eine solche Straße mitten durch ein Wasserschutzgebiet niemals genehmigt. Wenn da ein Unfall passiert und Öl oder Bremsflüssigkeit ins Grundwasser gelangt, haben wir ein echtes Problem.“ Schließlich versorge das Wasserwerk Hochkirchen weite Teile des Kölner Südens, Brühls und des Rhein-Erft-Kreises mit Trinkwasser. Auch einer Tunnellösung erteilte Margane eine Absage: Ein Tunnel würde dem Grundwasser aus Sicht der Experten zu nahe kommen. Das müsse verhindert werden.

Im Vorfeld hatte es Kritik der Dorfgemeinschaft Rondorf insbesondere an der Sperrung von Im Wasserwerkswäldchen gegeben. Kritisiert wurde die schlechtere Erreichbarkeit von Hochkirchen mit dem Auto. Der Dorfgemeinschaft ist aber wichtig, dass sie auf keinen Fall den Bau der Stadtbahn-Verlängerung verzögern möchte.

Für eine möglichst schnelle Verlängerung der Stadtbahntrasse plädiert die Initiative „Stadtbahn Süd Jetzt“ um Thomas Grothkopp, Katja Kröll und Christoph Enders aus Rondorf. Sie übergaben Bürgermeister Manfred Giesen vor der Sondersitzung eine Unterschriftenliste mit 222 Unterzeichnern. Sie führen ins Feld, dass 20.000 Menschen von der besseren Anbindung an den öffentlichen Verkehr profitieren könnten. Grothkopp hat nachgerechnet: „Die Fahrzeit von Meschenich bis zum Hauptbahnhof verkürzt sich gegenüber dem 132er-Bus um 30 Minuten.“

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