Serie zu den "Höhnern"Jens Streifling ist der Multi-Instrumentalist der Band

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Jens Streifling 

Köln – Wenn die Höhner unterwegs sind, dann benötigen sie jede Menge Stauraum. Das liegt unter anderem auch an Jens Streifling und seiner Begabung als Multi-Instrumentalist. Ganze elf Instrumente beherrscht das Hohn bühnenreif. Sechs bis sieben hat er so gut wie immer dabei.

Angefangen hat alles mit der Klarinette

Die musikalische Laufbahn von Jens Streifling beginnt mit der Klarinette. Wäre es nach dem damals Siebenjährigen gegangen, dann hätte er einfach Fußball gespielt und wäre zum Judotraining gegangen. Doch bei den Streiflings, da war es nun einmal Tradition, dass jeder ein Instrument lernen musste. Streiflings Heimatdorf Kitzscher in der ehemaligen DDR hatte eine Blaskapelle. Dort probierte sich der kleine Jens durch ein paar Instrumente und blieb bei der Klarinette hängen. „Ich bin meinem Lehrer von damals sehr dankbar“, sagt der 56-Jährige heute. „Er hat viel Wert auf den Klang gelegt, auf lange saubere Töne. Da habe ich mein ganzes Leben lang von profitiert und Wert draufgelegt.“

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Das Saxofon von Streifling 

Irgendwann, da hatte er bereits parallel angefangen, Gitarre zu spielen, spürte Streifling aber noch einen anderen Drang in sich. Es war die Liebe zum Rock’n’Roll. „Ich habe gemerkt, dass das total mein Ding ist.“ Mit einem Freund widmete er sich den Liedern von Bob Dylan oder Neil Young und gründete seine erste Band. Unter dem Namen „Schulrock“, später „P16“, gewann die Band einen Fernsehauftritt in der DDR-Sendung „Rund“. Schon damals kam der Band das musikalische Talent von Jens Streifling zu Gute.

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Jens Streiflings Gitarre 

Als die Gruppe „Smooth Operator“ von Sade spielen wollte, fragte Bandkollege Michael Nass (heute übrigens Keyboarder bei BAP): „Kannst du das nicht auch auf dem Saxofon spielen?“ Und Streifling kaufte sich eines und übte wie „ein Verrückter“. Die Mühen schienen sich auszuzahlen. Bei einem Auftritt überzeugte er die Profiband „Zebra“, die gerade nach neuem Personal suchte und Streifling abwarb. „Das war das, was ich immer wollte. Über Nacht war ich mit 19 Jahren Berufsmusiker.“ Bei „Zebra“ kam dann die Mandoline hinzu. „Die hat acht Seiten, ein ganz anderes Griffsystem als die Gitarre und spielt sich komplett anders.“

In Köln mit Gelegenheits-Jobs über Wasser gehalten

Als Streifling im August 1989, ein Vierteljahr vor der Wende, seine Ausreise aus der DDR genehmigt bekam, kam er mit seiner Freundin mit nichts in Köln an. Mit Komparsenjobs im Fernsehen oder als Instrumenten-Verkäufer hielt er sich über Wasser, bis ihm seine vielfältige musikalische Begabung einen neuen Job bescherte. Ein halbes Jahr war er Teil einer Oompah-Band, die im kanadischen Montreal im „Old Munich“ auftrat. „Wir hatten Lederhosen an und haben Bavarian Folk Music gespielt. Die Leute da stehen total auf deutsche Volksmusik. Und ich war jung und brauchte das Geld.“

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Die Uilleon Pipe, eine Art irischer Dudelsack 

Zurück in Deutschland lernte Streifling Leute aus dem Theaterbereich kennen und arbeitete als Multi-Instrumentalist für verschiedene Theaterproduktionen.

Zur Person

Elf Instrumente beherrscht Jens Streifling bühnenreif: Saxofon, Gitarre, Mandoline, Bass, Schlagzeug, Keyboard, Uilleann Pipes, Klarinette, Flöte, Mundharmonika und Ukulele.

19 Jahre lang ist Jens Streifling bereits Teil der Höhner. Damit wird er nach dem anstehenden Abgang von Frontmann Henning Krautmacher Ende des Jahres zum dienstältesten Hohn. Ein „komisches Gefühl“ sei das für Streifling. Lange sei es gefühlt noch nicht her, da war er der Neue in der Band, viele Jahre lang sei er immer der Jüngste gewesen. „Es macht mich stolz, dass ich die Band mitgeprägt habe“, sagt Streifling, der viele Lieder der Höhner mitkomponiert hat. „Die Band ist meine Geschichte.“

Die Zeit nach Henning Krautmacher werde eine große Herausforderung für die Band, ist sich Streifling sicher.„Ich freue mich auf die neuen Höhner. Es wird nicht einfach, aber wir werden hart daran arbeiten, dass die Leute uns auch in der neuen Besetzung akzeptieren.“ (sim)

Doch er wollte zurück zu Pop und Rock. Als Teil der Formation „Viva la Diva“ um Marion Radtke, mit der Streifling in Clubs Blues mit kölschen Texten spielte, war er 1992 Teil des legendären „Arsch huh, Zäng ussenander“-Konzerts auf dem Chlodwigplatz. Als AG Arsch Huh trat die Initiative in vielen verschiedenen Besetzungen auf. Dass Streifling dabei als Gitarrist, als auch mit der Mundharmonika, mit dem Saxofon oder im Chor sein Können unter Beweis stellte, fiel auch Wolfgang Niedecken auf. „Er hat mich dann gefragt, ob ich Lust hätte, bei seinem Solo-Projekt mit Bob-Dylan-Songs dabei zu sein. Und ich hatte Lust.“ Streifling überzeugte wieder. So sehr, dass Niedecken ihn auch bei BAP dabei haben wollte. Acht Jahre spielte Streifling dann bei BAP, zwischendurch ging er mit Guildo Horn oder Udo Lindenberg auf Tour.

Und dann kamen die Höhner. Genauer gesagt ein Anruf von Peter Werner. Der berichtete Streifling von einem krankheitsbedingten Ausfall in der Band. Streifling sprang an der Mandoline ein, probte eine Viertelstunde, spielte dann zwei Tage lang jeweils acht Auftritte und war begeistert. „Ich dachte mir: Was ist das für ein professioneller Haufen? Was ist das für eine Band, die so ein Pensum bewältigt?“ Streifling hatte dabei offensichtlich einen solch guten Eindruck hinterlassen, dass die Höhner später erneut anklopften und ihn 2003 dauerhaft an Bord haben wollten. Der Einfluss der irischen Musik bescherte Streifling in der Band ganz neue instrumentale Herausforderungen. Er eignete sich die Irish Whistle an und lernte auch die Uilleann Pipes, eine Art irischen Dudelsack. „Die Uilleann Pipes waren mit Abstand das schwerste, das ich je gelernt habe“, sagt er. „Das war das einzige Instrument, dass ich nicht autodidaktisch lernen konnte. Ich musste Online-Unterricht bei einem Lehrer in Stuttgart nehmen.“ Die Uilleann Pipes sind unter anderem Teil der FC-Hymne.

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Die Geige wird wohl eher nicht das nächste Projekt. „Das ist der Bereich meiner Frau, da lässt sie mich nicht dran“, lacht Streifling. Lidia Streifling spielt international erfolgreich Violine. „Vielleicht lerne ich mal ein indisches Instrument wie die Sitar.“ Luft nach oben gibt es trotz elf Instrumenten im Repertoire schließlich immer.

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