Mehr Transparenz und schnellere Abläufe bei der Aufklärung von Fällen von Machtmissbrauch, Belästigung und Diskriminierung forderten die Teilnehmenden einer Demonstration an der Kölner Uni.
Sexualisierte GewaltProtest für „Null Toleranz“ an der Universität zu Köln

Kundgebung gegen den Umgang mit sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch an der Universität zu Köln.
Copyright: Thomas Banneyer
„Wen schützt die Uni?“ „#MetooScience“ „Keine Kultur des Hinschauens!“ Mit Plakaten demonstrierten mehrere Hundert Studierende, aber auch einige Mitarbeitende, am Mittwochmittag vor dem Hauptgebäude der Universität zu Köln. Grund der Demonstration ist der Umgang der Universität mit den Vorwürfen gegen einen Professor. Zwölf ehemalige Studentinnen werfen ihm Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt vor. Die Vorwürfe sind der Universität seit 2019 bekannt.
„Die Uni hat im Umgang mit den Anschuldigungen schwere Fehler gemacht. Sie hat im Umgang mit den Betroffenen versagt“, sagte Clara Schüssler, Studierendenvertreterin im Asta (Allgemeiner Studierenden Ausschuss). Anstatt die Vorwürfe konsequent zu verfolgen, sei das Disziplinarverfahren schleppend und intransparent geführt worden.
Rektorat beruft sich auf rechtliche Vorgaben
Im Vorfeld der Demonstration hatte das Rektorat bereits in einer Pressekonferenz Stellung bezogen. Tenor: Durch die rechtlichen Vorgaben der Landesgesetzgebung seien der Universität in Disziplinarverfahren die Hände gebunden. Verfahren mit einer Länge von drei bis fünf Jahren seien nicht unüblich. „Wir sind mit den Abläufen der Verfahren – genauso wie die Beschäftigten und Studierenden – äußert unzufrieden. Wir wünschen uns dringend Verbesserungen“, sagte Rektor Professor Axel Freimuth.
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Die Studierenden indes sehen Versäumnisse bei der Aufarbeitung. „Wir prangern an, dass an keiner Stelle des Verfahrens externe Sachverständige hinzugeholt wurden“, sagte eine Jurastudentin bei der Demonstration. Die Universität sei ihrer Pflicht nicht umfänglich nachgekommen. Ein solches Versäumnis sieht der Rektor nicht. Man sei verpflichtet, „Verfahren fair und ergebnisoffen zu erheben, zu dokumentieren und zu bewerten“, sagte Freimuth. Er habe „großes Verständnis und Sympathie“ für die Studierenden und Beschäftigten, die für „Null Toleranz“ gegen Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt demonstrieren.
Änderungen der Vorgehensweise gefordert
Stephan Michael Schröder, Prorektor für akademische Karriere und Chancengerechtigkeit, betonte, dass die Universität eine „Kultur des Hinschauens“ pflege, es ein Netzwerk von Beschwerde- und Beratungsstellen gebe. Zudem gebe es eine Leitlinie für Personalverantwortliche. Die Antidiskriminierungsrichtlinie der Universität sei wegweisend.
Freimuth räumte kritisch ein, dass für Betroffene die Verfahren zur Aufklärung „aufwendig, langwierig und belastend sein können“. Schuld seien die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die seiner Meinung nach geändert werden müssten.
Professor hatte sich in Unterhose gezeigt
In einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ hatten im Dezember ehemalige Doktorandinnen Übergriffe des Professors, die sie beim Rektorat angezeigt hatten, geschildert. So habe sich der Mittvierziger unter anderem in Unterhosen gezeigt, übergriffige sexualisierte Äußerungen gemacht und eine Doktorandin mehrfach zu Besuchen in einem Stripclub mitgenommen.