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Siegerentwurf Max-Becker-ArealSo soll Kölns neues Wohnviertel in Ehrenfeld aussehen

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Max Becker

Köln – Ein Beitrag von Kölnern für Köln ist der Sieger – zumindest zum Teil. Die Landschaftsarchitekten von „urbanegestalt“ haben ihre Büros an der Brüsseler Straße. Gemeinsam mit den Stadtplanern von „Cityförster“ aus Hannover haben sie ein neues Stadtquartier für das Max-Becker-Areal in Ehrenfeld entworfen und überzeugten die Jury des Architektenwettbewerbs. Auf einer Fläche von 17,4 Hektar sollen rund 1700 Wohnungen entstehen. Offen bleibt allerdings, was mit dem kugelförmigen Gasbehälter passiert.

Die große Gaskugel ist ein Überbleibsel aus Industriezeiten, vermutlich wurden dort größere Mengen Gas gelagert, die schnell für ansässige Firmen zur Verfügung stehen mussten. Der Bürgerverein Köln-Ehrenfeld und sein Vorsitzender Dieter Brühl setzen sich für den Erhalt der Kugel ein. Am 7. Oktober endete die Bürgerbeteiligung für den Wettbewerb. Am selben Tag betonte der Verein in einem Schreiben, wie wichtig der Erhalt sei und stütze sich auf ein Gutachten des Amts für Denkmalpflege im Rheinland des LVR. In dem steht: „Er, (der Gaskugelbehälter/Anm . der Redaktion), ist bedeutend für die Geschichte des Menschen, für Städte und Siedlungen und für die Entwicklung der Arbeitsverhältnisse. Seine Erhaltung und Nutzung liegen aus wissenschaftlichen Gründen im öffentlichen Interesse.“ Brühl spricht vom „ersten geschweißten ‚Gashochdruckkugelbehälter’ der Welt .“

In die Liste der Denkmäler der Stadt Köln hat es die Gaskugel jedoch noch nicht geschafft. Deswegen ist noch unklar, ob er bleibt, oder nicht. Die fünf Planungsteams des Architektenwettbewerbs mussten also zwei Varianten ihrer Modelle vorstellen: Eines mit und eines ohne den Gaskugelbehälter. Allerdings scheint die Politik keine zwei Meinungen dazu zu haben. Sabine Pakulat (Grüne) ist Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschuss (Stea). Sie betont: „Der imposante alte Kugelgasbehälter der Rheinenergie könnte die geplante Entwicklung des Quartiers gestalterisch bereichern.“ Auch der FDP-Fraktionsvorsitzende Ralph Sterck legt Wert auf das Industriedenkmal und fordert einen Beschluss vom Stea, dass die Gaskugel bleibt.

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Grün und urban

Um die Kugel herum entsteht laut dem Siegerentwurf und grüne und dennoch urbanes Viertel, dass an die frühere industrielle Nutzung erinnern soll. Derzeit ist dort noch der Schrottverwerterbetrieb Max Becker ansässig. Auf den 17,4 Hektar sollen vor allem rund 1700 Wohnungen auf Grundlage des Kooperativen Baulandmodells entstehen. 30 Prozent davon werden als öffentlich geförderter Wohnungsbau realisiert. Zudem sollen rund 4000 Arbeitsplätze geschaffen werden und mit Grundschule, mehreren Kindertagesstätten, Nahversorgungsangeboten sowie Sport-, Kultur- und Jugendangeboten eine bunte Mischnutzung entstehen. Als höchstes Gebäude ist ein neun-stöckiger Kreativbaustein mit 1800 Quadratmetern als Nachbarschaftstreff und Co-Working-Space geplant.

Durch das Areal zieht sich ein grüner Streifen mit großem Quartierspark und vielen Bäumen, von der Widdersdorfer Straße im Süden bis zu Bahntrasse im Norden. Zudem sieht der Siegerentwurf eine Bummelmeile mit Uhrenhaus, eine Mobilstation mit Fahrradstellplätzen und E-Ladeinfrastruktur vor. Das Viertel soll „nahezu vollständig autofrei“ werden.

Das Kölner Immobilienunternehmen Pandion entwickelt das Quartier namens „Pan“ gemeinsam mit der Rheinenergie, die 3,7 Hektar des Grundstücks besitzt. Den Beginn des formellen Bauleitplanverfahrens kündigen die Unternehmen für Anfang 2023 an. Ziel sei, in den nächsten drei Jahren das Baurecht zu schaffen, so dass ab 2026 die ersten Baumaßnahmen starten können. Die Fertigstellung des Dekadenprojekts hat Pandion für 2032 anvisiert.

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