Stadt Köln plant StahltoreSo soll der Hochwasserschutz der KVB aussehen

Lesezeit 3 Minuten
Die Visualisierung zeigt eine Geräteeinhausung mit schwarz-weißem Streifenmuster.

Entwurf für die Gestaltung der Tunneleinfahrt der KVB an der Mindener Straße in Deutz im Zusammenhang mit dem Einbau von Hochwasser-Schutztoren.

Die Stadt Köln will ihr U-Bahnnetz mit Stahltoren an Tunneleinfahrten vor Hochwasser schützen. Die ersten vier von ihnen kosten 26,6 Millionen Euro und sollen 2028 fertig sein. Die Technik für die neuen Tore wird hinter einer künstlerisch gestalteten Verkleidung verborgen.

Was verbirgt sich hinter dem markanten Schwarz-Weiß-Muster in der Mitte der Mindener Straße? Diese Frage wird sich in vier Jahren so mancher stellen, der die viel frequentierte Kreuzung nahe dem Bahnhof Deutz passiert. Des Rätsels Lösung: Die künstlerische Gestaltung wird dazu dienen, eine neue technische Ausrüstung für den U-Bahntunnel der Linien 1 und 9 zu verstecken. Die Stadt Köln will hier im Jahr 2026 ein Hochwasserschutztor an der Tunneleinfahrt installieren lassen.

Durch die Wiederholungen auf der räumlichen Lamellenstruktur wird eine optische Täuschung hergestellt.
Architektin Ute Piroeth

Die dafür erforderliche Technik soll hinter der auffälligen Verkleidung verschwinden. „Durch das abstrakte grafische Muster entsteht ein flirrendes Vexierbild, durch die Wiederholungen auf der räumlichen Lamellenstruktur wird eine optische Täuschung hergestellt“, beschreibt Architektin Ute Piroeth den Entwurf, den sie gemeinsam mit dem Künstler Wolfgang Rüppel konzipiert hat.

Bereits vor mehr als zehn Jahren haben sich die Stadt und die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) mit der Frage befasst, wie man die U-Bahn vor einem Rekordhochwasser schützen kann. Mahnendes Beispiel ist Prag, wo die Metro 2002 nach einer Überflutung monatelang stillstand. 2013 legten Gutachter Empfehlungen für den Schutz der Bahnanlagen in Köln vor. Nun soll es ab 2025 losgehen.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

42,5 Kilometer langes U-Bahnnetz

Nach den Plänen des Amts für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau, die der Kölner Stadtrat im Februar beschließen soll, werden acht gefährdete Tunnelportale „mit schnell schließenden automatisierten Verschlusssystemen ausgestattet werden, damit ein möglichst langer Fahrbetrieb bei Hochwasser gewährleistet werden kann“. Durch rechtzeitiges Schließen der Tore könne man eine Flutung des U-Bahnnetzes mit einer Länge von rund 42,5 Kilometern verhindern und so die KVB-Betriebsanlagen schützen.

Die Hochwasserschutzwände, die im Bedarfsfall am Rhein aufgebaut werden, decken nur Wasserstände bis 11,90 Meter Kölner Pegel ab, in der Altstadt und im linksrheinischen Süden sind es nur 11,30 Meter. Steigt das Wasser höher, wären auch U-Bahntunnel gefährdet. Zum Vergleich: Beim letzten großen Hochwasser 1995 kletterte der Pegel bis 10,69. In Zukunft sollen die Hochwasserschutztore die Tunnel auch für den Fall schützen, dass die mobilen Schutzwände am Rheinufer versagen.

Zudem sollen die Tore die Tunnelrampen vor Beschädigungen durch Auftrieb bewahren. Das Problem: Wenn bei extremem Hochwasser das Grundwasser stark steigt und in Senken offen an die Oberfläche tritt, könnten die relativ leichten Tunnelrampen aufschwimmen und   beschädigt werden. Schließt man die Tore an der Tunneleinfahrt und lässt die Rampen mit Wasser volllaufen, werden sie ausreichend beschwert, um nicht aufzutreiben.

Vier Tore kosten 26,6 Millionen Euro

Bereits Ende 2016 hatte der Stadtrat die Planung für acht Hochwassertore beschlossen. Nun soll im Februar 2023 der konkrete Baubeschluss für die ersten vier erfolgen. Kosten: 26,6 Millionen Euro. Nach der Ausschreibung und Vergabe sollen die konkreten Bauarbeiten von 2025 bis 2028 erfolgen.

Ab 2029 sollen vier weitere Tunnelrampen mit Hochwasserschutztoren ausgestattet werden: an der Neusser Straße (Linie 12 und 15), an der Station Zoo/Flora (Linie 18), der Herler Straße (Linien 3, 13, 18) und der Frankfurter Straße (Linie 1).

Dabei sollen die Vorarbeiten jeweils in den Oster- und Sommerferien stattfinden und die Montage der vorproduzierten Stahltore in den Herbstferien. Später sollen auch U-Bahn-Eingänge und Notausstiege gegen Hochwasser geschützt werden. Künstlerisch gestaltet werden insgesamt sechs Tunnelportale. Am Perlengraben sind zum Beispiel farbige Fliesen geplant, die eine benachbarte Blumenwiese aufgreifen.

Schutz vor Starkregen werden die Hochwassertore aber nicht bieten, da – so die Begründung der Stadt – „diese Ereignisse ohne Ankündigung auftreten. Aufgrund der erforderlichen Vorbereitungszeiten kann eine kleinräumige Überflutung (zum Beispiel Haltestelle Geldernstraße/Parkgürtel) mit den geplanten Verschlusssystemen nicht vermieden werden.“

Rundschau abonnieren