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TarifkonfliktWie die Kölner sich auf den Warnstreik der KVB eingestellt haben

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Leerer Bahnsteig infolge des KVB-Streiks.

Leerer Bahnsteig infolge des KVB-Streiks.

Keine Bahn, nur vereinzelt Busse – heute streiken die Mitarbeitenden der KVB. Die meisten Kölner haben sich darauf eingestellt.

„Eigentlich wusste ich es. Ich hab’s nur wieder vergessen, dass Streik ist“, sagt der junge Mann, der mit einem Coffee-to-go in der Hand über den menschenleeren Bahnsteig am U-Bahnhof Ebertplatz läuft. Er scheint einer von wenigen, die sich nicht auf den Warnstreik der KVB in Köln eingestellt haben.

Am Morgen zwischen 7 und 8 Uhr verirren sich nicht viele an die Haltestellen, an denen während des ganzen Tages keine Bahn fahren wird. Im aktuellen Tarifstreit hat die Gewerkschaft Verdi zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Bahnen fahren gar nicht zwischen 3 Uhr morgens am Dienstag und 3 Uhr morgens am Mittwoch. Busse nur dann, wenn sie von einem Subunternehmen betrieben werden.

Zwei Grundschüler, Junge und Mädchen, wissen nicht, dass gestreikt wird. Sie wollen auf den Bahnsteig am Ebertplatz. „Dann müssen wir zu Fuß zur Schule in der Antwerpener Straße“, sagen sie unaufgeregt und machen sich auf den Weg. Ratlos dagegen ist eine türkischstämmige Frau, die einsam an der Haltestelle Amsterdamer Straße/Gürtel steht. „Ich muss zur Severinstraße zur Arbeit“, sagt sie, kurz bevor ihr Chef anruft. Nach einem kurzen Telefonat verlässt sie die Haltestelle. „Meine Tochter fährt mich mit dem Auto.“

Subunternehmer fahren vereinzelt Busse

„Ich fahre normalerweise mit der 15 zum Chlodwigplatz“, sagt ein Mann mittleren Alters. Um 7.30 Uhr steht er an der Haltestelle Merheimer Platz in Nippes und wartet auf die Buslinie 127. „In der KVB-App habe ich gesehen, dass die fährt“, sagt er. 10 Minuten länger wird er heute zur Arbeit brauchen. „Aber das ist nicht so schlimm. Ich finde gut, dass die streiken. Wenn die Preise immer weiter hoch gehen, muss auch der Lohn steigen“, sagt der Mann und fügt hinzu: „Normalerweise wäre ich mit dem Fahrrad gefahren, aber ich bin etwas erkältet.“

Umgestiegen auf das Rad scheinen indes viele an diesem Morgen. Mit der aufgehenden Sonne und halbwegs angenehmen 3 Grad Temperatur sind auffallend viele Radfahrerinnen und Radfahrer unterwegs. Ebenso wie Autos. Auch solche, die zum Carsharing gehören. Auf ein solches will auch der junge Mann am Ebertplatz umsteigen, um nach Porz zu kommen. „Ich befürchte allerdings, dass ein Carsharing-Auto heute Morgen nicht so leicht zu bekommen ist“, sagt er.