Verfahren in Köln eingestelltDer unerklärliche Tod von Lisa D.

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An der Unfallstelle an der Luxemburger Straße wurden zum Jahrgedächtnis frische Blumen und neue Kerzen aufgestellt.

An der Unfallstelle an der Luxemburger Straße wurden zum Jahrgedächtnis frische Blumen und neue Kerzen aufgestellt.

Lisa D. lacht lebensfroh auf den Bildern, die von ihr an dem Stadtbahnübergang auf der Luxemburgerstraße, Höhe Wittekindstraße, hängen. Sie stand mitten im Leben: 27 Jahre jung, modebewusst und beliebt im Freundeskreis. Bis sie vor einem Jahr aus diesem Leben gerissen wurde. Am 15. Januar 2019 betrat sie in den frühen Abendstunden den Übergang an der Luxemburgerstraße und wurde von einer Stadtbahn der Linie 18 erfasst. Einen Tag später erlag sie ihren schweren Verletzungen. Ein Unfall der aufwühlte, nicht nur wegen seiner Grausamkeit, sondern auch wegen seiner merkwürdigen Umstände. Doch die werden wohl für immer im Dunkeln bleiben. Wie die Staatsanwaltschaft auf Nachfrage der Rundschau mitteilt, wurde das Verfahren eingestellt.

Die Familie von Lisa D. ist mit diesem Unfall hingegen noch lange nicht fertig. Zum Jahrgedächtnis wurden frische Blumen und Traueranzeigen an der kleinen Gedenkstätte neben dem Übergang aufgestellt. Kerzen brennen. Die Frage nach dem Warum wird in kleinen Botschaften aufgeworfen. Was Freunde und Angehörige der Toten umtreibt, ist offensichtlich der Verdacht, dass Fehler gemacht wurden, die zum dem Tod der 27 Jahre jungen Frau geführt haben.

Schaltete die Ampel nicht richtig?

Die Ampelanlage an dem Übergang sollte damals ausgetauscht werden. Dafür wurde erst kurz vor dem Unfall eine Behelfsampel aufgestellt. Augenzeugen meldeten sich unmittelbar nach dem Unfall, berichteten, dass diese Ampel den Fußgängern des Öfteren Grün signalisierte, obwohl die Bahn durchfuhr. Eine Anwohnerin hat von einer solchen Szene sogar ein Foto gemacht, dass die Rundschau veröffentlichte. Passanten, die den Unfall mit ansehen mussten, gaben zu Protokoll, dass Lisa D. weder Kopfhörer auf den Ohren noch ein Handy in der Hand hatte. Alles das führte einen Tag nach dem Unfall zu einer äußerst ungewöhnlichen Maßnahme: Die Polizei ordnete an, die Stadt Köln – zuständig für die Ampelanlage – müsse den Übergang sperren. Bahnfahrer erhielten fortan vor der Unfallstelle einen digital übermittelten Hinweis, besonders achtsam zu sein.

Doch dann ging die Zeit ins Land. Die Stadtverwaltung dementierte schlichtweg, dass mit der Ampelanlage etwas nicht stimmen könnte. Sie sei überprüft und für technisch einwandfrei befunden wurden. Ein Gutachten zu dieser Aussage gab es nie. Der Ampelaustausch wurde fertiggestellt, die Behelfsampel wieder abgebaut. Auch die Sperrgitter kamen nach Monaten wieder weg. Die Polizei befragte Augenzeugen, doch die Untersuchungen gingen dann doch in eine andere Richtung, weg von der Ampel. Die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen gegen den Bahnfahrer auf. Es handelte sich um einen Mitarbeiter der Bonner Stadtwerke, die zusammen mit den Kölner Verkehrs-Betrieben die Linie 18 betreiben. Der Verdacht: Er habe das Rotsignal überfahren. Der Vorwurf: Fahrlässige Körperverletzung.

Aber: „Das Verfahren wurde mangels eines hinreichenden Tatverdachts eingestellt“, sagt Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn. Ein Schritt, den Freunde und Angehörige von Lisa D. als Schlussstrich nicht akzeptieren wollen. Neben den Blumen und Kerzen hängt am Geländer des Übergangs auch ein kleiner Aufruf: „Wir sind auf der Suche nach Zeugen, die bei der Polizei und bei der Stadt Köln die Problematik der Ampelschaltung gemeldet haben“, ist dort zu lesen.

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