Zukunft der Kölner VerkehrsbetriebeDie KVB fährt mit dieser Frau in eine neue Zeit

Lesezeit 4 Minuten
Johanna Kluge arbeitet an einem Projekt mit KVB-Mitarbeiterinnen.

Johanna Kluge arbeitet an einem Projekt mit KVB-Mitarbeiterinnen.

Die Zukunftswerkstatt der Kölner Verkehrsbetriebe besteht aus einem fünfköpfigen Team, zu dem jetzt Johanna Kluge gehört. An der RWTH Aachen forschte sie Akzeptanzforschung im Spannungsfeld zwischen Mensch und Technologie. 

Johanna Kluge ist die Zukunft. Vielleicht nicht gleich für ganz Deutschland. Dann schon eher für Köln. Auf jeden Fall aber für die der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB). Denn Johanna Kluge ist eines von fünf Mitgliedern der Zukunftswerkstatt der KVB. Mit ihr und ihren Kollegen will der Verkehrs-Betrieb in eine neue Zeit aufbrechen. Zumindest die Zukunft schon mal rechtzeitig in den Blick nehmen.

Schon die Stellenbeschreibung setzte Kreativität voraus. „Wir benötigen hier Menschen, die neugierig sind und mit viel Offenheit, technischer Fantasie und dem Mut, Dinge anzupacken, im Team arbeiten“, sagte einst KVB-Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks, als sie in einem Video um Bewerber warb. Da mag manch einer seine Zeugnisse durchforstet haben, mit welcher Qualifikation er denn Kategorien wie Mut und Fantasie abdecken könnte.

ÖPNV ist dann gut, wenn keiner darüber nachdenken muss, wie er oder sie von A nach B kommt.
Johanna Kluge, Mitglied der Zukunftswerkstatt der KVB

Johanna Kluge suchte nicht lange. Sie fühlte sich direkt angesprochen. „Wäre die Stellenausschreibung ein enges Konzept gewesen, ich hätte mich nicht beworben.“ Ihr Rüstzeug: Studium der Soziologie, Sprach- und Kommunikationswissenschaften und anschließende Promotion. An der RWTH Aachen forschte sie. Akzeptanzforschung, genauer gesagt. Im Spannungsfeld zwischen Mensch und Technologie. Das klingt spannend. Hingegen ist „spannend“ ein Begriff, den nicht viele in Köln und Umland mit einem Job bei der KVB verbinden würden.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Johanna Kluge ist da anders unterwegs. Für die 36-Jährige ist klar: „Ich möchte die akademische Laufbahn gegen mehr Praxis tauschen.“ Schaut sie heute auf ihre Entwicklung zurück, stellt sie fest: Ich bin immer eigene Wege gegangen. Und die hatten durchaus mit der KVB zu tun. „Ich bin früher selber gependelt“, berichtet Johanna Kluge. Ihre Jugend verbrachte sie in Pulheim. „Die KVB war für mich die große Freiheit.“ Einfach reinspringen und ab ins große Köln.

Die KVB war für mich die große Freiheit.
Johanna Kluge über die KVB in ihrer Kindheit

In ihrer Vergangenheit spielte die KVB also eine Rolle, und wenn sie die Zukunft schaut? „ÖPNV ist ein zentraler Baustein der Mobilität der Zukunft“, sagt Kluge. „Wichtig und spannend“ findet sie dabei die Fragen: Wie kann sich der öffentliche Nahverkehr entwickeln? Ihre Idealvorstellung lehnt sich dabei an ihre eigenen Erfahrungen an. „ÖPNV ist dann gut, wenn keiner darüber nachdenken muss, wie er oder sie von A nach B kommt.“ Tarif? Haltestelle? Barrieren? Fahrzeiten? Egal. Einfach reinspringen halt. So wie sich das für Johanna Kluge in der Jugend anfühlte.

Auf eine solche Zukunft hinarbeiten, Schritt für Schritt, kreativ, im Austausch mit einem Team, das kommt für die 36-Jährige sehr nah an eine optimale Job-Beschreibung heran. Bisher hat die KVB ihre Erwartungen nicht enttäuscht. Vor rund einem Jahr trat sie der Zukunftswerkstatt bei, als Dritte von fünf. „Was mich überrascht hat: Es gibt sehr viele Menschen bei der KVB, die sich mit Innovationen beschäftigen.“ Eine wesentliche Aufgabe der „Zukunftswerkstättler“ ist es, diese Menschen zusammenzubringen, ihre Arbeit miteinander zu vernetzen. „Eine Querschnittsaufgabe“, so umschreibt es Kluge. Dazu gehört, die Fühler auszustrecken: hin zu weiteren Innovationsteams, Trends ausmachen, Impulse reinholen.

Kritik an der KVB nimmt sie sportlich

Was nach ferner Zukunftsmusik klingt, geht auch konkreter: „Ich arbeite unter anderem gerade an der Fahrausweisprüfung der Zukunft. Wie werden zum Beispiels technische Innovationen und neue Tarife diesen Service verändern? Das entwickeln wir gemeinsam mit den Mitarbeitenden aus dem Bereich“, berichtet Kluge. Die Mitarbeiter der KVB sind der zweite große Faktor neben den Fahrgästen, den Kluge im Fokus ihrer Arbeit sieht. Unter anderem der demografische Wandel, die Digitalisierung – alles Herausforderungen auch für das Team des Verkehrs-Betriebs.

Kritik an der KVB und den Mitarbeitern nimmt sie im Grunde sportlich, als Ansporn für kreative Lösungen. Dennoch ärgert Kluge manchmal der Kölner Volkssport KVB-Bashing: „Nämlich dann, wenn etwas angekreidet wird, wofür die KVB gar nichts kann.“


Die Zukunftswerkstatt

Fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnte die KVB für ihre „Zukunftswerkstatt“ einstellen. Seit vergangenen Januar ist das Team komplett. Neben Johanna Kluge als Soziologin sowie Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin sind ein Maschinenbauingenieur, eine Architektin, ein Kommunikationswissenschaftler mit Ingenieurstudium sowie Elektroingenieur mit dabei. KVB-Chefin Stefanie Haaks beschrieb einst im Rundschau-Interview die Aufgabenbereiche mit „Trends beobachten“. Ressourcenbündelung bei Problembewältigungen. Auch aus dem Vorstand kämen sicherlich Aufgabenstellungen. (ngo)

Rundschau abonnieren