Gefeierte Premiere„Luisa Miller“ von Giuseppe Verdi im Staatenhaus

Lesezeit 3 Minuten
Giuseppes Oper "Luisa Miller" feierte im Staatenhaus Premiere.

Giuseppes Oper "Luisa Miller" feierte im Staatenhaus Premiere.

Giuseppe Verdis Oper „Luisa Miller“ feierte nun am Staatenhaus eine begeistert vom Publikum aufgenommene Premiere.

Unter einem Berg aus Blumen begraben liegt ein Teenager auf dem Boden. Alle Farben konzentrieren sich auf diesen Platz sinnlicher Freude, den das Geburtstagskind eingenommen hat. Sichtlich ist es über beide Ohren verliebt.

Karges Bühnenbild 

Wäre da nicht diese düstere Musik, die bereits in der Ouvertüre zur Oper „Luisa Miller“ dem ersehnten Honeymoon wolkenverhangene Emotionen vorausschickt. Giuseppe Verdi als musikalisch meisterhafter Arrangeur unterschiedlicher Charaktere lässt keinen Zweifel aufkommen, dass hier eine unentwegte Zerstörung des Glücks dräut.

Karg ist das Bühnenbild (Johannes Leiacker) der zuerst 2021 im britischen Glyndebourne gezeigten Produktion, deren Premiere im Staatenhaus nun frenetisch bejubelt wurde. Ein nackter Kasten mit Tisch, Stühlen und einem Kruzifix an der Wand ist alles.

Licht in allen Variationen

Allerdings werden die Akteure in unterschiedliches Licht (Olaf Winter) getaucht, das an Stimmungen und Orte von der Morgensonne über die Biosauna bis zum U-Bahnschacht erinnert. Psychische Befindlichkeiten lassen sich so eindrucksvoll skizzieren. Nichts lenkt von den Sängern ab, die ungemein nahbar und facettenreich ihr Seelenleben offenbaren.

Kostüme (Ursula Renzenbrink) wie Cocktailkleid und Businessanzug schaffen einen unaufdringlichen Bezug zur Gegenwart: Da stehen Menschen wie du und ich auf der Bühne.

Unglücklich ist indes die seitliche Platzierung des Gürzenich-Orchesters. Dirigent Roberto Rizzi Brignoli wird durch Betonstützen verdeckt, allenfalls zufällige Blicke auf einzelne Gruppen des Orchesters sind möglich. Klanglich ist man aber trotz der Behelfslösung mehrerer Monitore beieinander.

Familienaufstellung

Schon das erste Bild zur Sinfonia nutzen die Regisseure Christof Loy und Georg Zlabinger für eine Art Familienaufstellung. Stumm stehen sich Luisa (Mané Galoyan) und Rodolfo (Rodrigo Porras Garulo) als Liebespaar so innig gegenüber, dass es schier vibriert.

Hinreißend und mit scheinbar spielerisch einfacher Koloratur lässt Sopranistin Galoyan dann ihre Luisa vom ersten Ton an ihrer Freude teilhaben. Voller Stolz singt Porras Garulo seinen Rodolfo so, dass er gleich auch alle anderen Herzen gewinnt. Doch im Hintergrund postieren sich Figuren, die nicht so schillernd, aber keineswegs ungefährlich sind.

Nur marginal modifizierte Verdis Librettist Salvatore Cammarano Friedrich Schillers Trauerspiel „Kabale und Liebe“. Verdi schuf für die 1849 in Neapel uraufgeführte Oper Arien, die immer auch großes Theater sind.

Hochdramatisch läuft alles auf das jähe Ende einer unmöglichen Liebe hinaus. Doch Graf Walter (Dario Russo), Rodolfos Vater, der in Mafia-Manier regiert und eine Leiche im Keller hat, könnte mächtiger auftreten. Vom Orchester wird sein Bass immer wieder überlagert.

Gemeinsam mit Wurm (Krzysztof Bączyk) stellt er sich dem jungen Glück in den Weg. Seine Rolle als Schlossverwalter bringt Bączyk mit durchdringendem Bass als aalglatte Type herüber. Maria Koroleva berührt im Rollendebüt als Luisas Freundin Laura und Michail Kapadoukakis als Gefährte Rodolfos.

Eine gute Partie

Für seinen Sohn sieht der Graf die Heirat mit Fürstin Federica vor. Ensemble-Liebling Adriana Bastidas-Gamboa feiert dabei ihr Rollendebüt, das sie sofort für das Publikum vereinnahmt. Als Witwe ist sie in dem Stück eine einflussreiche Partie.

Die bürgerliche Soldatentochter Luisa steht da im Weg. Doch Rodolfo und Luisa rebellieren. Der Grafensohn ist Mitwisser des Meuchelmords, mit dem der Vater an die Macht gelangte, und droht, alles auffliegen zu lassen. Gleichzeitig wird er getäuscht. Um ihren Vater Miller, mitreißend von Bariton Ólafur Sigurdason gesungen, aus dem Kerker zu retten, bekennt Luisa in einem Brief ihre wahre Liebe zu Wurm.

Sie wird gezwungen, das auch vor der eifersüchtigen Federica zu beteuern. Der Brief wird Rodolfo zugespielt. Er wendet sich enttäuscht ab. Temporeich ist das Spiel, das Gürzenich-Orchester und der Chor der Oper fahren alle Emotionen auf. Von Glückstaumel, Verzweiflung bis zum erblassenden Puls Luisas nach dem Gifttrunk mit dem Geliebten.

165 Minuten mit Pause, wieder am 8., 10., 12., 15., 17., 19., 24., 26. und 30. März sowie am 1. April zu unterschiedlichen Zeiten.

Karten-Tel: 0221/ 221 28 400.

Rundschau abonnieren