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Klaeng Festival 2025Avantgarde-Musik im Kölner Stadtgarten

4 min
Auftritt von Maddie Ashman beim Klaeng Festival 2025 im Kölner Stadtgarten.

Auftritt von Maddie Ashman beim Klaeng Festival 2025 im Kölner Stadtgarten.

Avantgarde-Popmusikerin Maddie Ashman eröffnete das zweitägige Musikevent „Klaeng Festival“ im Stadtgarten. Das Programm bot Musik für Feinschmecker aus unterschiedlichen Genres.

Vor dem Beginn des Stücks beruhigt Maddie Ashman das Publikum, verspricht Wohlklang: „I promise it sounds nice“, sagt sie – alles wird schon irgendwie „nett“ klingen. Vorher hat sie allerdings demonstriert, dass sie auf dem Keyboard mit mikrotonaler Stimmung arbeitet, mit Intervallen also, die in der wohltemperierten westeuropäischen Musik gar nicht vorkommen und vom „naiven“ Hörer gern als schief, schräg oder falsch wahrgenommen werden. Piano und menschliche Stimme können übrigens gar nicht miteinander harmonieren, teilt Ashman dann noch mit. Die Erklärung bleibt unverständlich – zurückzuführen aber sicher auf einen Mangel an Englischkenntnissen oder an musikalischer Vorbildung beim Zuhörer.

Verblüffend ist aber, wie „nett“ das folgende Stück dann tatsächlich klingt – und das ist gar nicht mal so nett gemeint. Denn Ashmans Musik beim Auftaktkonzert des diesjährigen Klaeng Festivals im Stadtgarten gleicht allzu sehr viel zu vielen anderen Aufnahmen von jungen Frauen in den vergangenen Jahren, wenn nicht Jahrzehnten: Hingehauchte Stimmen über halbeingängigen Melodien mittleren oder langsamen Tempos. Dazu dezente Sounds von der akustischen Gitarre oder vom Keyboard, gern in Verbindung mit einem „mysteriösen“ Wabern von irgendwoher.

Viel Glück und viel Segen auf all deinen Wegen, Gesundheit und Freude sei auch mit dabei.
Das Publikum sang Maddie Ashman ein Geburtstagsständchen

Gut, Maddie Ashman spielt auch mal Cello, außerdem schichtet sie gern zuvor aufgenommene Stimmen und Klänge übereinander, auch verhaltene Störgeräusche oder Elektro-Rhythmen sind darunter. Und die Kompositionen sind strikt nicht-linear, die Strukturen nicht vorhersehbar. Aber das wirkt im Ganzen sehr willkürlich und unausgereift und verbleibt letztendlich stets im „netten“ Spektrum. Ashman selbst kichert immer ein bisschen verlegen, ist aber zweifellos so ernsthaft wie tiefenentspannt um echte „Pop-Avantgarde“ bemüht. Wirklich sympathisch, man wünscht ihr alles Gute für die Zukunft.

Möglicherweise löst ihre Arbeit ja bei Menschen mit absolutem Gehör oder solchen, die in modernen Kompositionstechniken versiert sind, jetzt schon Euphorie aus. Nach ihrem Auftritt kommt jedenfalls Sebastian Gille vom vierköpfigen, aus namhaften Kölner Jazzern bestehenden Klaeng-Kollektiv auf die Bühne und berichtet, man habe zum Herbst-Festival wieder Musiker eingeladen, deren Arbeit zuletzt beeindruckt hat.

Dazu gehört etwa die Verbindung von barocken Klängen mit zeitgenössischer Komposition beim Duo des irischen Gambisten Liam Byrne und der deutschen Cembalistin Elina Albach oder die Mischung von Jazz, Elektronik und Rap des Quartetts Wrens aus New York. Nicht zuletzt natürlich das achtköpfige Ensemble „Rhenus“ des Bassisten Robert Landfermann, an dem auch die Klaeng-Kollegen Gille und Jonas Burgwinkel beteiligt sind.

Westafrikanische Rhythmen und eine besondere Harfe

„Lanaya“, eine Band aus Musikern, haben ihre Wurzeln in Burkina Faso, leben aber in Deutschland. Westafrikanische Musik mit ihren monotonen, einfallsreich ausgeschmückten Rhythmen geht eigentlich immer, aber Lanaya können außerdem mit Sängerin Rama N'goni aufwarten, deren hohe, aber kräftige und durchdringende Stimme den Saal ausfüllt. Dazu zupft sie die westafrikanische Harfe N'goni, die, wie einer ihrer fünf Mitspieler erklärt, eigentlich nur Männer spielen dürfen.

Das gilt offensichtlich nicht für Rama N'goni – bürgerlicher Name: Alimatou Diakité –, und man erkennt auch, warum das so ist: Patent und resolut könnte sie glatt als burkinafasische Version von Trude Herr durchgehen. Jedenfalls bringt sie das Publikum mühelos dazu, Zeilen aus westafrikanischen Volksliedern mitzusingen, während ihre Kollegen auf traditionellen Instrumenten wie Djembé, Doun, Talking Drum, Kalebasse und Balaphone brillieren und sich rasante Trommelduelle liefern oder, wie Sékou Bamogo, furios abtanzen.

Rama N'goni beim Klaeng Festival 2025 in Köln.

Rama N'goni beim Klaeng Festival 2025 in Köln.

Überzeugend der Ausklang des ersten Abends mit Trixie Whitley. In ihrem musikalischen Lebenslauf fallen Namen wie der ihres früh verstorbenen Vaters, Blues-Gitarrist Chris Whitley, oder von prominenten Kollaborateuren wie Daniel Lanois und Brian Blade auf. Aber mit deren eher gepflegten Klangwelten hat sie nicht viel am Hut, bei ihrem Solo-Auftritt lässt sie ordentlich „den Punk von der Leine“, wie sie selbst sagt, ihre Hände rutschen grobmotorisch auf dem Hals ihrer Gitarre hin und her, bis die faucht und schreit. Trixie Whitley erinnert ein wenig an die frühe PJ Harvey, aber mit Soul in der Stimme. Sie zeigt rohe Wunden vor, leidenschaftlich, intensiv, druckvoll. Das ist nicht unbedingt neu, aber eindrucksvoll.