Sting begeistert Köln mit einem energiegeladenen Trio, das mit Hits von „The Police“ nostalgische Erinnerungen weckt.
Konzert in Lanxess ArenaSting schließt in Köln an glorreiche Tage an

Sting beim Auftritt in der Lanxess Arena.
Copyright: Thomas Brill
Man muss schon ein exzellenter Musiker sein, um mit einem Trio eine ganze Arena zu rocken. Aber wem sagt man das? „The Police“ gehören neben Cream, Nirvana, ZZ Top und Green Day zu den berühmtesten Power-Trios der Rockgeschichte. Eine Wiedervereinigung der Band, die Sting berühmt machte, hält der Sänger allerdings für unwahrscheinlich, und offensichtlich kommt er auch ohne Andy Summers und Stewart Copeland gut zurecht.
Seit einem Jahr tourt er nun schon die Welt mit „Sting 3.0“, der aktuellen Formation, bestehend aus seinem langjährigen Gitarristen Dominic Miller und dem Schlagzeuger Chris Maas, die sich am Mittwoch in der gut gefüllten Lanxess Arena präsentierte.
Viele Songs von The Police
In elf Titeln, gut der Hälfte des Programms, verwandeln sie sich in die legendäre, 1977 gegründete New Wave Band, die sich zunächst Punk und Reggae einverleibte und ihre ebenso geradlinigen wie unverstellt emotionalen Songs dann auch mit Jazz- und Weltmusikeinflüssen ausschmückte.
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Angefangen mit „Message in a Bottle“ über „Every Little Thing She Does Is Magic“, „Walking On the Moon“ und „So Lonely“ bis zu jenem fast bedrohlichen Liebeslied, das fast anmutet wie das Geständnis eines Stalkers, „Every Breath You Take“.
Mehr Bewegungsfreiheit
Der 74-Jährige mit der durchtrainierten T-Shirt-Figur verbreitet nicht mehr die Brachialgewalt historischer Police-Auftritte, dafür erlaubt ihm ein Headset eine gern genutzte Bewegungsfreiheit. Seine Stimme meidet extreme Höhen, wirkt ansonsten alterslos.
Jeden Augenblick hat er das Publikum im Griff, dem er großzügig einen Teil der Arbeit überlässt. Irgendeine Passage findet sich fast immer, in der sich ein „E-yo-oh“ als Mitsing-Echo unterbringen lässt. Dass daraus kein simpler Stadion-Rock entsteht, hat etwas mit Stings Sozialisation im Jazz zu tun.
Schließlich war es ein Jazzer, der Swing-Band-Leader Cab Calloway, der als „Hi-De-Ho-Man“ die gesangliche Interaktion mit dem Publikum in den 30er-Jahren zur Kunst erhob. Am eindrucksvollsten wirkte dieses Aufbrechen der bekannten Hits bei der er ersten Zugabe, einem besonders jazzigen „Roxanne“. Es war fast eine Ehre, als Mitsänger teilzuhaben an diesem Feuerwerk, getragen von Stings lässigem Bass, unterbrochen von Dominic Millers glitzernden Soli.
Starke Jazz-Einflüsse
Der Jazz war der früheste musikalische Einfluss des Sohnes eines Milchmanns aus dem englischen Nordosten. Bei seinen ungemein erfolgreichen Soloalben der 80er Jahre war er dann der unverhoffte Mehrwert: Ein künstlerischer Überschuss, ausgeschüttet durch erstklassige Gastmusiker über großen Songs wie „An Englishman in New York“. Dass die Solo-Titel in der Trio-Besetzung nun klingen, als habe er sie noch mit The Police aufgenommen, ist ein besonderer Reiz dieses Konzerts.
Welche musikalischen Territorien hat der Musiker in den vergangenen vier Jahrzehnten bereist, Grammys und Ehrendoktorwürden eingesammelt. Näher als jetzt ist man dem „King of Pain“ der späten Siebziger- und frühen Achtziger Jahre lange nicht gewesen.
Nur ein neuer Song
Auch der einzige neue Song, die mit Dominic Miller komponierte Single „I Wrote Your Name“, betont mit ihren wenigen Akkorden diese Einfachheit. Die emotionale Direktheit der Lieder illustrierte im Hintergrund eine angemessene minimalistische Animation.
Auch die Ansagen hielt Sting in Köln denkbar knapp, was man im Vergleich zu früheren Auftritten bei dieser Tournee bedauern kann. „Das nächste Lied handelt von meinem Haus“, war alles, was er zu dem hinreißend elegischen „Fields of Gold“ zu sagen hatte.
Das soll vor ein paar Tagen in Singapur noch etwas anders geklungen haben: „Wenn Sie nach Stonehenge kommen“, adressierte er da das Publikum, „gehen Sie den Hügel ein paar Meilen runter und klopfen an meine Tür für eine Tasse Tee.“