Senftöpfchen in KölnZum Geburtstag geht es musikalisch nach New York

Lesezeit 4 Minuten
Das Senftöpfchen wird 65, Alexandra Franziska Kassen öffnet den Vorhang.

Das Senftöpfchen wird 65, Alexandra Franziska Kassen öffnet den Vorhang.

Das Senftöpfchen Theater wird 65. Am Tegernsee fing alles an und Alexandra Franziska Kassen erinnert sich an die Geschichte des Familienunternehmens.

Früher einmal, erinnert sich Alexandra Franziska Kassen, habe sie davon geträumt, ein Heim für schwererziehbare Kinder zu gründen. Angesichts all der Klischees, die über schwierige und kapriziöse Künstler im Umlauf sind, könnte man da durchaus zu dem Schluss kommen, dass Kassens heutiger Beruf gar nicht so weit vom damaligen Wunsch entfernt ist.

Impuls vom Tegernsee

2011 übernahm Kassen von ihrer Mutter Alexandra die Leitung des Senftöpfchen-Theaters, das am 5. März seinen 65. Geburtstag feiert. Eröffnet wurde es von Alexandra und Fred Kassen 1959 an der Pipinstraße, 1986 zog es in das heutige Domizil Große Neugasse 2-4.

Dass sich die Kassens überhaupt mit einem Theater in Köln niederließen, ergab sich eher zufällig. Ende der 50er Jahre lebte die Familie in München, wo Alexandra Franziska Kassen auch geboren wurde. Fred Kassen trat dort mit der „Lach- und Schießgesellschaft“ auf. Die sommerlichen Spielzeitpausen verbrachte die Familie in Rottach-Egern am Tegernsee, wo Kassen die Bar „Bei Fred“ besaß und sich als gelernter Jazz-Pianist auch selber ans Klavier setzte.

Am Tegernsee urlaubte damals die „Hautevolee“, darunter auch viele Kölner. Einer von ihnen machte Kassen eines Tages ein Angebot: „Ich hätte da ein Ladenlokal, daraus ließe sich gut ein Theater machen. Willst du?“ Kurz darauf zog Familie Kassen um und eröffnete das erste Kabarett-Theater Kölns: das Senftöpfchen. Zunächst noch als Ensemble-Kabarett, wie Kassen es aus „Lach- und Schieß“-Zeiten kannte. Die kleine Alexandra Franziska verbrachte anfangs viel Zeit im Theater.

„Ich war ein Papakind“, erzählt sie. „Ich saß bei Premieren neben meinem Vater und war auch bei vielen Proben dabei.“ Als Fred Kassen 1972 im Alter von 68 Jahren starb, machte seine Witwe Alexandra das Senftöpfchen zu dem Gastspielhaus, als das man es bis heute kennt. Waren es in den frühen Jahren große Namen des Kabaretts wie Hanns Dieter Hüsch und Henning Venske, Travestiekünstler wie Romy Haag oder Mary und Gordy und damals noch junge Bands wie die Höhner und die Bläck Fööss, ziehen heute Namen wie Wilfried Schmickler, Konrad Beikircher, „Sitzungspräsident“ Volker Weininger, Tina Teubner und Emmi und Willnowsky.

Junge Nachwuchstalente

Doch auch junge Nachwuchstalente bekamen und bekommen eine Chance. So standen etwa Kasalla in ihren Anfangsjahren öfters im „Senftöpfchen“ auf der Theaterbühne. Alexandra Franziska Kassen studierte Germanistik und Romanistik und arbeitete zwischenzeitlich als Archivarin, bis sie 1990 schließlich in den Familienbetrieb einstieg. Obwohl dies auch auf Wunsch der Mutter geschah – diese hätte aufgrund größerer personeller Veränderungen das Haus sonst schließen müssen – sei es nicht immer einfach gewesen, erinnert sie sich.

„Nicht, was die Auswahl der Künstler betraf — da waren wir uns immer einig. Aber sobald es um die Führung des Hauses ging, wurde es deutlich schwieriger. Meine Mutter hat einfach nicht gerne Entscheidungen abgegeben. Man nannte sie nicht umsonst ,die Prinzipalin'“. Doch die Tochter schuf sich immer mehr Nischen und gewann an Kompetenz, so dass die Mutter ihr das Haus 2011 schließlich übergab – sechs Jahre, bevor sie im Alter von 94 Jahren verstarb. Dass Alexandra Franziska Kassen erst mit Mitte Dreißig in den Theaterbetrieb einstieg, bedeutet keineswegs, dass sie nicht von Anfang an mit ganzem Herzen dabei war.

Theater sei kein Beruf wie jeder andere, sondern man müsse es leben – oder eben nicht, findet sie. Dazu gehöre auch, stets für neue Ideen offen zu sein. Neben den Namen, die dem Haus schon seit vielen Jahren treu sind, zeigt sie deshalb immer wieder auch neue Künstler und Formate. Dabei ist es ihr wichtig, jede Altersgruppe anzusprechen. So gibt es neben dem Abendprogramm auch regelmäßig Kindertheater. Auch die Late-Night-Show mit Kay Ray läuft gut, ebenso wie die von Lars Hohlfeld moderierte Mixed Show „Pop up Comedy“.

Dritte Generation ist mit im Boot Neu im Programm ist eine Quizshow mit Betty La Minga, die am 17. März Premiere feiert. Außerdem darf man sich in den kommenden Wochen unter anderem auf „GlasBlasSing“, Lars Redlich, die „Weibsbilder“ und „Köster und Weggefährten“ freuen. Mittlerweile ist auch die dritte Kassen-Generation im Senftöpfchen vertreten: Antonia Kassen (25) unterstützt ihre Mutter neben dem Studium und kümmert sich etwa um die Social-Media-Präsenz. „Ich bin sicher“, sagt Alexandra Franziska Kassen, „dass mein Papa uns von oben zuschaut und sagt: „Mädels, das habt Ihr drei gut gemacht!“

Jubiläumskonzert

Der Theatergeburtstag fällt auf den Dienstag, bereits am Sonntag gibt es aber das Jubiläumskonzert „New York, New York“ mit Adrienne Haan. „Sie hat viele Songs aus dem ,Great American Songbook' im Repertoire. Stücke, die auch schon mein Vater gespielt hat.“ freut sich Kassen. „So schließt sich der Kreis.“

Für das Jubiläumskonzert am 3. März, 19 Uhr mit Adrienne Haan gibt es noch einige Karten, online unter www.senftoepfchen.de/tickets oder ab 17 Uhr an der Theaterkasse. Karten-Tel.: 0221/ 25 81 058.

Rundschau abonnieren