Simply Red-Frontmann Mick Hucknall kämpft mit Halsentzündung durch seinen Auftritt in der Kölner Lanxess-Arena.
Simply Red in der Lanxess-ArenaDurchhalten trotz Halsentzündung

Simply Red - 31.10.2025 Lanxess-Arena Köln
Copyright: Thomas Brill
Ist das jetzt tapfer? Unvernünftig? Ausdruck hoher Arbeitsmoral? Oder einfach nur die Liebe zu den Fans? Denen man nicht wegnehmen möchte, woran ihr Herz hängt. Schon Dienstag, in Oberhausen, hatte Mick Hucknall (65), Sänger und Gründer von Simply Red, mit einer Halsentzündung zu kämpfen. Freitag, in der ausverkauften Lanxess Arena, ist der leidige Infekt immer noch nicht überstanden. Auch am Samstag in Frankfurt nicht.
„Ich hätte absagen können, aber ich wollte nicht absagen“, erklärt Hucknall und verspricht, „ich werde mein Bestes geben.“ Der Applaus, der dem folgt, ist infernalisch.
40-jähriges Album-Jubiläum
Nicht dabei zu sein, wenn die britische Band ihren 40. Geburtstag feiert, wäre auch zu schmerzlich gewesen. Gegründet wurde sie zwar 1984, aber das erste Album „Picture Book“ erschien vor 40 Jahren. „Von mir aus könnten sie das komplett durchspielen“, sagt eine Konzertbesucherin.
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Und spricht damit Tausenden aus dem Herzen. Die sich daran erinnern, wie es war, bei „Money’s Too Tight (Too Mention)“ abzutanzen. Oder immer wieder „Holding Back The Years“ anzuhören. Nachdem ein Thomas oder eine Petra Schluss gemacht hatten. Das komplette „Picture Book“ haben Simply Red an diesem Abend nicht durchgespielt. Aber diese zwei Stücke dürfen nicht fehlen. Ebenso wie viele andere, die den Mix aus Pop und Soul weltweit zum Erfolg machten.
Fokus auf die ersten achte Alben
In 105 Minuten bieten Simply Red keine Retrospektive. Sie beschränken sich auf 20 Songs aus den ersten acht Alben. Ab 2003 ist Schluss. Die letzten fünf werden komplett ausgeklammert, nicht mal das jüngste, „Time“ (2023) kommt zu Ehren. Das ist zwar schade, aber nicht weiter schlimm. Weil die Fans, siehe oben, dergleichen gar nicht erwarten.
In der Lanxess Arena geht die Rubinhochzeits-Sause ab wie Schmitz’ Katze. Und anfangs ist Hucknalls Stimme nichts anzuhören. Im Gegenteil, man möchte niederknien, soviel Seele steckt darin. Auch dem Groove der Band kann sich niemand entziehen. Aber Hucknall ist Perfektionist. „Ich bin so enttäuscht. Ich dachte, es würde besser werden. So ein Mist!“, bricht es nach „If You Don’t Know Me by Now“ aus ihm heraus. Wieder Riesenapplaus vom Publikum. Das ihn ab da kräftig mit Chorgesängen zur Seite steht.
Hucknall fängt sich immer wieder
Wenn er drei Stücke später, vor „Say You Love Me“, erzählt, dass er dieses Lied für UNICEF und die Kinder dieser Welt schrieb, merkt man, wie beansprucht seine Stimme ist, sie klingt angeraut, er muss husten. Trotzdem macht er weiter. Riesenriesenapplaus. Der sich ins Unermessliche steigert, wenn Hucknall nach Albert Hammonds „The Air That I Breathe“ Galgenhumor zeigt: „Hinterher werde ich sagen, ich habe an diesem Tag den größten Rest meiner Karriere ruiniert.“
Die Befürchtung bei „You Make Me Feel Brand New“ – Bricht er das Konzert ab? – wird nicht wahr. Er fängt sich wieder. Bravourös. Dass eine der drei Zugaben ausfällt, wie in Oberhausen, nimmt ihm niemand übel. Mit „Holding Back the Years“, den gerührten Worten „Danke, dass ihr mir geholfen habt, dass ihr mich unterstützt habt“ und dem dicksten Applaus von allen geht ein Konzert zu Ende, das man so schnell nicht vergisst.
