Für unbequeme WahrheitenArborelius, van der Hende – Die päpstlichen Prüfer für Köln

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Arborelius und Papst

Kardinal Arborelius mit Papst Franziskus in 2016.

Köln – Anders Kardinal Arborelius und Bischof Hans van den Hende haben die heikelste Aufgabe vor sich, die Papst Franziskus auf europäischem Boden zu vergeben hatte: Sie sollen dem Papst ein ungeschminktes Bild der Lage im Erzbistum Köln vermitteln.

Das Profil für so einen Job ist klar: Erstens, die beiden Prüfer müssen gut Deutsch sprechen. Zweitens, einer von ihnen muss die gleiche Rangstufe haben wie der Kölner Oberhirte Rainer Maria Kardinal Woelki: Seit 2017 trägt auch Lars Anders Arborelius Kardinalsrot. Und drittens, einer sollte Kirchenjurist sein. Das trifft auf van den Hende zu.

Spezialisten für unbequeme Wahrheiten

Wer sind die beiden Visitatoren? Arborelius ist schon vor mehr als einem Jahrzehnt als Spezialist für unbequeme Wahrheiten bekannt geworden. Bereits im November 2008 informierte er den Vatikan darüber, dass Bischof Richard Williamson von der traditionalistischem Piusbruderschaft öffentlich den Holocaust leugnete. Dennoch hob Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation von Williamson und dreier weiterer Pius-Bischöfe im Januar 2009 auf.

Der Vatikan ließ die Öffentlichkeit glauben, der Papst habe von den Holocaust-Äußerungen nichts gewusst – und wieder war es Arborelius, der (nach einigem Zögern) die Karten auf den Tisch legte: „Wir von der Diözese Stockholm haben jene Informationen an den Vatikan weitergeleitet, die wir über die Piusbruderschaft und Richard Williamson hatten“, erklärte er. Die Kirche, so Arborelius, gehe nun durch eine „Feuerprobe“, alle müssten Farbe bekennen.

Arborelius' ungewöhnlicher Werdegang geehrt

Farbe bekennen, das könnte das Lebensmotto des heute 71-Jährigen sein. Als 20-jähriger konvertierte der in Schweiz geborene Schwede zur katholischen Kirche – in einer Zeit, in der schwedische Katholiken noch eine „Abweichlersteuer“ zahlen mussten (die wurde erst 2000 aufgehoben). Zwei Jahre später trat er in den Karmeliterorden ein. 1998 wurde er Bischof von Stockholm, als erster Schwede in diesem Amt – noch sein Vorgänger Hubertus Brandenburg war Deutscher.

Stockholm ist die einzige katholische Diözese im Land. Nur knapp 120.000 der gut zehn Millionen Schweden sind katholisch. Papst Franziskus hat Arborelius und mit ihm die schwedischen Katholiken hoch geehrt – 2016, als er Schweden als Ziel einer Reise zum Reformationsjubiläums wählte, und 2017, als er Arborelius die Kardinalswürde verlieh.

Gute Verbindungen ins Erzbistum Köln

Arborelius hatte schon in der Vergangenheit gute Kontakte ins Erzbistum Köln. Für einen skandinavischen Bischof sind sie eine Notwendigkeit, aber seine Aufgabe wird nun zusätzlich heikel dadurch, dass er das Verhalten alter Bekannter untersuchen muss. In Köln sitzt eines der nach dem heiligen Stockholmer Bischof Ansgar benannten Hilfswerke, die die skandinavischen Diaspora-Kirchen unterstützen.

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Das Erzbistum Köln hat auch den Bau einer Kirche im schwedischen Södertälje unterstützt. 2017 kam Kardinal Woelki zur Kirchweihe. Das Kölner St.-Ansgar-Werk unterstützte 2004 die deutsche Ausgabe eines Aphorismenbuchs von Arborelius. Übersetzer war Stephan Georg Schmidt (1962-2013), den Joachim Kardinal Meisner dann zwei Jahre später in einer viel diskutierten Entscheidung zum Pressesprecher berief. Vorsitzender des Kölner St. Ansgar-Werks ist der von Woelki zunächst beurlaubte und inzwischen emeritierte ehemalige Offizial Günter Assenmacher.

Rotterdams Verbindung mit Rom

Der zweite Mann im Team ist Hans – eigentlich Johannes Harmannes Jozefus – van den Hende, mit 57 Jahren ein ausgemacht junger Bischof. Der Bischof von Rotterdam und Vorsitzende der niederländischen Bischofskonferenz war früher Generalvikar in seinem friesischen Heimatbistum Groningen-Leeuwaarden, dann Koadjutor und schließlich Bischof von Breda. Er gilt als ausgemacht aufgeschlossener Oberhirte, dem die Jugendarbeit besonders am Herzen liegt. Auf einer „Tour des Glaubens“ besucht er jeden Monat eine andere seiner Pfarreien.

Das Bistum Rotterdam ist mit Rom ganz eigentümlich verbunden: Der österliche Blumenschmuck für den Petersplatz kommt aus Rotterdam, van den Hende nutzt den Anlass oft für Besuche im Vatikan. 

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