4:2 in Wolfsburg1. FC Köln gelingt erster Auswärtssieg – Florian Kainz überragt

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Kölns Timo Hübers (l) und Kölns Denis Huseinbasic umarmen sich nach dem Schlusspfiff.

Wolfsburg – Sollte es noch etwas gegeben hatte, das Florian Kainz  an sein Elfmetermissgeschick im Pokal-Achtelfinale gegen den Hamburger SV erinnerte, war es am Samstagnachmittag in der VW-Arena von Wolfsburg vergessen. Der Österreicher im Trikot des 1. FC Köln schloss das dunkelste Kapitel seiner sportlichen Laufbahn, in dem er wie selbstverständlich einen Strafstoß verwandelte, der als Treffer zum 3:1 vorentscheidenden Charakter beim 4:2 (3:1)-Erfolg der Geißböcke gegen den VfL Wolfsburg besaß.

Es war der erste Auswärtssieg der Fußball-Bundesligasaison 2021/22 für den FC, der nach fünf Spieltagen ungeschlagen bleibt und demonstrierte, dass er sich unter Trainer Steffen Baumgart zum Meister im Umgang mit Problemen entwickelt hat.

„Wir sind viel flexibler geworden“

Kainz, der den FC in Wolfsburg neben seinem Elfmetertor mit  zwei Vorlagen und einer überragenden Leistung zum Sieg führte, ist nur ein Beispiel für die Ruhe und das Selbstbewusstsein, mit der die Kölner im September 2022 auftreten. „Wir sind viel flexibler geworden. Jeder weiß, was er zu tun hat, ob er von Anfang an spielt oder reinkommt“, erklärte der 29-Jährige, der  bereits fünf Bundesliga-Scorerpunkte auf seinem Konto hat.

Sebastian Andersson am Knie operiert

Torjäger Sebastian Andersson hat sich in Absprache mit dem 1. FC Köln in Kopenhagen am Knie operieren lassen und anschließend über „Fotbollskanalen“ zu seiner Verletzung geäußert: „Es hätte schon vor langer Zeit behoben werden sollen. Die Ärzte in Köln haben von meinen Verletzungen gewusst, aber sie dachten, ich könnte nichts dagegen tun“, kritisierte der Schwede.

Auch ein Wechsel im Sommer, etwa der zu Bröndby Kopenhagen, wäre an seiner Verletzung gescheitert. Zuerst musste der Meniskus operiert werden“, erklärte Andersson. „Wir haben diese Entscheidung mitgetragen und respektieren sie. Das Wichtigste ist eine gute und schnelle Genesung von Sebastian“, sagte FC-Sportchef Christian Keller  zur OP. (sam)

Die Geißböcke steckten in Wolfsburg nicht nur die Ausfälle von fünf Spielern weg, sie ließen sich auch  vom frühen 0:1 durch Lukas Nmecha (2.) oder  von dem aus heiterem Himmel kommenden zweiten Tor des VfL-Nationalspielers  zum 2:3 (79.) aus ihrem Konzept bringen.  „Es spricht für uns, dass wir nach einem Gegentor nicht hinten reinfallen. Das zeigt, dass wir gereift sind“, sagte Torwart Marvin Schwäbe, der so gut wie nichts zu tun hatte. „Wir wollen die Mannschaft weiter entwickeln und haben am Samstag den nächsten positiven Schritt gemacht“, umschrieb es Thomas Kessler.

„Erst mal nur ein guter Start und noch ein langer Weg“

Der Sportliche Leiter des FC ordnete den bemerkenswerten Auftritt gegen den hoch dotierten Luxuskader der von Ex-FC-Sportchef Jörg Schmadtke gemanagten Wölfe natürlich gleich  wieder nüchtern ein: „Unsere Priorität liegt auf den 40 Punkten in der Bundesliga und wir haben seit Samstag drei Punkte mehr. Das ist erst mal nur ein guter Start und noch ein langer Weg.“ 

Sicher hätten die Kölner nach ihrer 3:1-Halbzeitführung und gegen erschreckend schwache Gastgeber das Spiel schneller zu ihren Gunsten entscheiden können, in Gefahr gerieten sie aber nicht wirklich: „Ich hatte nie das Gefühl, dass etwas schief gehen kann. Wir bleiben ruhig, ziehen unser Ding durch und können ein Spiel drehen“, sagte  Dejan Ljubicic. Der 27-Jährige erzielte beim mit Kainz und Kingsley Schindler klug herausgespielten 1:1 seinen zweiten Saisontreffer (22.).

„Fehlende Cleverness“ in zweiten Hälfte

Es passte ins Bild diesen gelungenen Kölner Nachmittags, dass es nach dem Wolfsburger 2:3 keine zwei Minuten bis zum 4:2 dauerte und, dass Sargis Adamyan dieses Tor erzielte. Mal wieder ein Joker und ein Spieler, der als Neuzugang die Phase der Anpassung an Intensität und Spielidee von Steffen Baumgart noch nicht abgeschlossen hat. Es fehlte nur noch, dass Denis Huseinbasic seine Bundesliga-Premiere gleich mit einem Tor garniert hätte.

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Der Schuss des 21-Jährigen wurde im letzten Moment noch abgeblockt (89.).  „Ich glaube nicht, dass wir die Mannschaft mit der höchsten individuellen Qualität sind, aber ein richtig gutes Kollektiv. Wir schöpfen nicht aus dem Vollen, aber aus dem, was wir haben und hauen alles raus“, erklärte Baumgart, der auch eine Ursache für die „fehlende Cleverness“ in Hälfte zwei fand: „Vielleicht sind die Jungs von ihrem Können überrascht.“

Auch der Chefcoach hat sich im Umgang mit Schwierigkeiten weiter entwickelt. Die Kölner veränderten mehrfach ihre Grundordnung und passten sie dem Spielgeschehen an. „Das Trainerteam weiß genau, was sie machen müssen“, sagte Ljubiciic, der als FC-Allzweckwaffe diesmal zwischen  rechtem Flügel und Sechser pendelte. Übertroffen wurde der Österreicher in seiner Leistung nur von Landsmann Kainz, der nicht nur beim Elfmeter Verantwortung übernahm und vor Selbstbewusstsein  strotzt. „Er liefert konstant ab und ist ein totaler Führungsspieler“, lobte Kessler.

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