SaisonbilanzDiese Noten bekommen die FC-Spieler von der Redaktion

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Die mit Leistungsexplosionen verblüffenden Anthony Modeste und Salih Özcan

Die mit Leistungsexplosionen verblüffenden Anthony Modeste und Salih Özcan

Köln – Der 1. FC Köln ist zurück in Europa. Die zweite Qualifikation für ein internationales Geschäft in diesem Jahrtausend basierte auf einer geschlossenen Teamleistung, mit der Trainer Steffen Baumgart die Geißböcke aus dem Tabellenkeller sensationell auf den siebten Rang der Fußball-Bundesliga führte. Eine Einzelkritik von Tobias Carspecken.

Tor

Timo Horn (Alter: 29/Liga-Einsätze: 13): Ging als jahrelanger Stammtorhüter in die Saison und verließ sie als Nummer zwei ohne Aussicht auf Spielzeit. Eine am 21. November in Mainz erlittene Knieverletzung leitete den Wachwechsel im FC-Gehäuse ein. Ob der 29-Jährige bereit ist, sich ein weiteres Jahr auf die Bank zu setzen, ist eine der spannenden Fragen dieses Transfer-Sommers. Note: 3

Marvin Schwäbe (27/21): Der Meistertorwart von Bröndby IF kam ans Geißbockheim, um den über Jahre brach liegenden Konkurrenzkampf im FC-Kasten anzuheizen. Startete als Pokaltorwart, der sein Team vor einem blamablen Erstrunden-Aus in Jena bewahrte. Seine große Stunde schlug am 27. November im Derby gegen Gladbach (4:1). Hielt ab diesem Moment derart stark, dass Horn keine Chance mehr hatte, seinen Platz zurückzuerobern. Note: 1,5

Die neue Nummer Eins Marvin Schwäbe

Die neue Nummer Eins Marvin Schwäbe

Abwehr

Benno Schmitz (27/31): Vollzog eine märchenhafte Wandlung. Der zuvor umstrittene Rechtsverteidiger mauserte sich unter Baumgart zum Stammspieler. Erarbeitete sich mit seinen Flankenläufen den Spitznamen „Kölsche Cafu“. Dazu unaufgeregt in der Erledigung seiner Defensivaufgaben. Verlängerte seinen Kontrakt bis 2024. Note: 2

Kingsley Ehizibue (26/16): Der rasante Niederländer mit dem Hang zum Wahnsinn fand sich in Folge von Schmitz’ Leistungsexplosion zumeist auf der Bank wieder. Überraschte positiv, als er seinen Pendant im Frühjahr seriös vertrat. Note: 3,5

Rafael Czichos (32/17): Erfüllte sich mit seinem Wechsel nach Amerika einen Lebenstraum. Der Abgang des Abwehrchefs erfolgte während der Winterpause zwar plötzlich, doch er hinterließ kein Problem. Dafür war seine Beteiligung an Gegentoren insgesamt zu hoch. Note: 3

Jorge Meré (25/8): Der Spanier flüchtete im Januar nach viereinhalb zumeist unglücklichen Jahren in Köln Richtung Mexiko-Stadt, nachdem er sich auch unter Baumgart nicht hatte durchsetzen können. Die Trennung war für beide Seiten die beste Lösung. Note: 5

Timo Hübers (25/20): Übernahm wie selbstverständlich die Rolle des Abwehr-Organisators, als Czichos von jetzt auf gleich nicht mehr da war. Beeindruckende Qualitäten bei der Antizipation von Bällen sowie im Zweikampf in der Luft und am Boden, mit denen der Blondschopf das Interesse der Premier League geweckt haben soll. Note: 1,5

Abwehrchef Timo Hübers

Abwehrchef Timo Hübers

Luca Kilian (22/30): Der Innenverteidiger kam ohne Spielpraxis aus Mainz, doch das hinderte ihn nicht daran, seine Bundesliga-Tauglichkeit schon bald unter Beweis zu stellen. Gehörte ab Ende Oktober dauerhaft der Startelf an und zeigte trotz seines jungen Alters weitgehend stabile Leistungen. Als größter Moment haften bleibt sein Siegtor gegen die 05er. Baute am Ende allerdings ab. Note: 3

Jeff Chabot (24/4): Wurde nach den Winter-Abgängen von Czichos und Meré aus Genua ausgeliehen, um das Abwehrzentrum wieder aufzufüllen. Erwies sich in seinen bisherigen 208 Bundesliga-Minuten nicht als adäquater Ersatz. Auffällige Defizite in der Geschwindigkeit und Beweglichkeit. Note: 4,5

Jonas Hector (31/30): Der Kapitän ist der unumstrittene Kopf der Mannschaft. Sein Spielverständnis, seine Ruhe am Ball und seine Zweikampfstärke sind eine Augenweide und machen ihn zum Unterschiedsspieler. Konnte im Gegensatz zur vorherigen Saison nahezu alle Spiele bestreiten. Note: 1,5

Kapitän Jonas Hector

Kapitän Jonas Hector

Jannes Horn (25/11): Der Hector-Ersatz fiel wegen einer im Relegations-Rückspiel im Mai erlittenen Hüftverletzung bis in den Herbst hinein aus. War dadurch lang hinten dran. Als Einwechselspieler in der Regel ordentlich. Erhält keinen neuen Vertrag. Note: 3,5

Mittelfeld

Salih Özcan (24/31): Legte unter Baumgart, der um den Verbleib des einstigen Reservisten vehement gekämpft hatte, eine phänomenale Entwicklung hin. Herausragende Präsenz im Zentrum, die mit seinem Debüt in der türkischen A-Nationalmannschaft belohnt wurde. Das Eigengewächs gilt als heißer Verkaufskandidat. Note: 1,5

Ellyes Skhiri (27/22): Die Laufmaschine agierte auf nicht ganz so hohem Niveau wie im Vorjahr. Was auch damit zusammenhing, dass der Rhythmus des Tunesiers durch verschiedene Abwesenheiten (Knieverletzung, Corona-Infektion, Afrika-Cup-Teilnahme) gestört wurde. Zählt wie im vergangenen Sommer zum Kreise der Spieler, die verkauft werden könnten. Note: 2,5

Dejan Ljubicic (24/30): Kam als weitgehend unbeschriebenes Blatt aus Wien in die große deutsche Bundesliga, in der er sich in Windeseile einen Namen machte. Schoss als laufstarker Allrounder durch die Decke und bewies bei allen drei Saisontoren eine brillante Schusstechnik. Debütierte zudem in Österreichs A-Nationalmannschaft. Note: 2

Kingsley Schindler (28/18): Schwang sich zum Mann für die wichtigen Momente auf. Bereitete in der Hinrunde die Siegtore gegen Wolfsburg und Stuttgart vor und avancierte im März zum Derby-Helden in der BayArena. Das war mehr als zu erwarten war nach einer missglückten Leihe nach Hannover. Note: 3

Ondrej Duda (27/31): Die letztjährige Nichtabstiegsversicherung gehört zu den wenigen Verlierern. Duda, zweifelsfrei ein begnadeter Techniker, fremdelte von Beginn an mit Baumgarts Vorstellungen. Hat Schwierigkeiten mit dem geforderten Direktspiel und aggressiven Anlaufen. Zwei Tore und null Vorlagen in 31 Einsätzen stellen für einen Offensivspieler mit der Qualität Dudas eine inakzeptable Ausbeute dar. War zwischenzeitlich sogar suspendiert. Ein Abgang ist gut möglich. Note: 4,5

Mark Uth (30/30): Der Rückkehrer hatte es lange nicht leicht. Musste Duda auf der Zehn zunächst den Vortritt lassen und sich erst an den laufintensiven Kölner Stil gewöhnen. Drehte im Endspurt mit neuer Rolle im Zentrum kräftig auf. Note: 2,5

Florian Kainz (29/32): Der im Vorjahr lange verletzte Österreicher steuerte wertvolle Impulse über die linke Seite bei. War jedoch der Unglücksrabe beim Pokal-Aus. Seine Standards sind ausbaufähig. Verlängerte wie Schmitz bis 2024. Note: 2,5

Louis Schaub (27/28): Einer der Leihrückkehrer, die eigentlich schon abgeschrieben waren, unter Baumgart aber eine neue Chance erhielten. Präsentierte sich verbessert. Was dennoch fehlte, waren Torbeteiligungen und Tempo. Erhält daher keinen neuen Vertrag. Note: 3,5

Sturm

Anthony Modeste (34/32): Schuftete wie ein Berserker an seiner Fitness, die in Kombination mit Baumgarts Vertrauen in einem der größten Comebacks der FC-Historie gipfelte. Brillante Abschluss-Qualitäten mit dem Kopf und Fuß. Feuerte die Geißböcke mit 20 Toren zurück nach Europa und will nun offenbar doch bleiben. Note: 1

Teaminterne Bestwerte

20 Liga-Treffer erzielte Anthony Modeste. Damit war der Franzose mit weitem Abstand erfolgreichster FC-Torschütze.

Torvorlagen Mark Uth – 8

Torschüsse Anthony Modeste – 109

Laufdistanz Jonas Hector – 308,6 Kilometer

Geschwindigkeit Kingsley Ehizibue – 35,49 km/h

Dauerbrenner Anthony Modeste – 2606 Min.

Gewonnene Zweikämpfe Jonas Hector – 342

Flanken aus dem Spiel Florian Kainz – 103

Passquote Salih Özcan – 87,91 Prozent

Sprints Dejan Ljubicic – 783

Sebastian Andersson (30/26): Stand nach seinem geplatzten Türkei-Wechsel klar im Schatten von Modeste. War als Bällefestmacher aktiv, dem es aber an Torgefahr fehlte. Im April vom Coronavirus vorzeitig aus der Saison katapultiert. Eine gemeinsame Zukunft ist kaum vorstellbar. Note: 4,5

Jan Thielmann (19/29): Der Youngster ist mit seiner Laufstärke und Schnelligkeit prädestiniert für Baumgarts Offensiv-Fußball. Erhielt in nahezu jedem Spiel seine Chance. Lieferte gegen den BVB die Grätsche der Saison. Fällt nun aber mit einer Bänderverletzung aus. Note: 3

Tim Lemperle (20/13): Das Eigengewächs benötigte für seine ersten beiden Bundesligatore gerade mal 70 Minuten – eine bemerkenswerte Quote. Verfügt über eine hohe Veranlagung, sollte nach Einschätzung der Verantwortlichen aber demütiger auftreten. Note: 3

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Ohne Bewertung wegen fehlender oder zu geringer Einsatzzeiten: Jonas Urbig, Matthias Köbbing, Bright Arrey-Mbi, Mathias Olesen, Marvin Obuz, Niklas Hauptmann.

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