Viel Arbeit beim 1. FC KölnDiese Baustellen muss Markus Gisdol jetzt angehen

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Rainer Markus Gisdol von 1.FC Köln

  • Markus Gisdol bekommt viel Zuspruch und Anerkennung beim FC, sein Vertrag wurde vorzeitig verlängert.
  • Nach zehn sieglosen Geisterspielen muss der Trainer den Negativtrend wenden.
  • Die wartenden Aufgaben haben es jedoch in sich.

Köln – Markus Gisdols Plan war ursprünglich ein anderer. Nach erfolgreichen Rettungsmissionen bei 1899 Hoffenheim und dem Hamburger SV wollte der erfahrene Fußballlehrer weg vom Image des Feuerwehrmannes. „Eigentlich ist es nicht mein Ziel, einen Verein zu übernehmen, der in einer extremen Situation oder in Schwierigkeiten ist“, sagt der Schwabe. Beim in schwere sportliche Not geratenen Bundesligisten 1. FC Köln machte Gisdol im vergangenen November jedoch eine Ausnahme. „Ich habe es hier gerne noch einmal gemacht, weil ich die Mannschaft einfach spannend finde. Und zum Glück haben wir es geschafft.“

Viel Wertschätzung für Gisdol

Dass es Markus Gisdol gelungen ist, den FC aus einer hoffnungslos erscheinenden Lage zu befreien, hat ihm am Geißbockheim viel Kredit eingebracht. Große Wertschätzung genießt der 50-Jährige dort auch wegen seiner Art und Weise, mit der er die Kölner aus dem Tabellenkeller befreite: Indem er den nötigen Mut bewies, eingefahrene Teamstrukturen aufzubrechen und eine blutleere Mannschaft durch die Hinzufügung motivierter, unbekümmerter Eigengewächse im wahrsten Sinne des Wortes ans Laufen zu bringen.

Zudem strahlte der erfahrene Coach Ruhe aus. Sowohl während der fulminanten Siegesserie im Frühjahr, als auch im letzten Saisondrittel, als die Kölner ihren Schwung wieder komplett verloren und sich schließlich über die Ziellinie schleppten. „Bei mir schlägt der Pegel nach oben nicht allzu hoch aus, wenn wir erfolgreich sind und auch nicht allzu weit nach unten, wenn wir einmal nicht so erfolgreich sind“, sagt Markus Gisdol über sich selbst.

Gisdols Vertrag vorzeitig verlängert

Als Zeichen der Anerkennung und Rückendeckung erhält er – wie bereits bei Sportchef Horst Heldt geschehen – eine vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2023. Deren Verkündung ließ zwar auch am Donnerstag, dem Tag nach der nächsten turnusmäßigen Sitzung des Gemeinsamen Ausschusses, auf sich warten. Doch gilt sie als reine Formsache, nachdem das Gremium seine Zustimmung schon vor der Zusammenkunft in dieser Woche mehrheitlich erteilt hatte. FC-Präsident Werner Wolf hat keine Zweifel an der längerfristigen Bindung des neuen sportlichen Führungsduos: „Ich bin ein Freund von Kontinuität. Ich bin überzeugt davon, dass Markus Gisdol und Horst Heldt in Zukunft sehr erfolgreich mit der Mannschaft arbeiten werden.“

Markus Gisdol wird seine Arbeit zum Trainingsauftakt am 5. August allerdings mit einer gewissen Hypothek wiederaufnehmen. Nach zehn sieglosen Geisterspielen muss der Trainer des 1. FC Köln unter Beweis stellen, dass er in der Lage ist, den jüngsten Negativtrend zu wenden; dass er die Fähigkeit besitzt, Vereinen wie den FC nicht nur kurzfristig zu helfen, sondern sie auch perspektivisch zu gestalten. Genau dort will Gisdol selbst mit den Geißböcken auch hin. Er strebt eine „kontinuierliche Entwicklung“ an mit dem Ziel, die Kölner zu einem „stabilen Mitglied“ in der Bundesliga zu formen. Im Sinne des Vereins, aber sicherlich auch aus eigenem Interesse, um endlich aus der Schublade des Feuerwehrmannes zu gelangen.

Große Aufgaben warten

Die wartenden Aufgaben haben es jedoch in sich. Der aufgedunsene Kader muss erst abgespeckt werden, bevor ihm in Zeiten leerer Vereinskassen die benötigten Verstärkungen hinzugefügt werden können. Zudem ist der Verbleib der Leistungsträger Jhon Cordoba und Mark Uth ungewiss. Die Herausforderungen auf dem Rasen gestalten sich nicht weniger anspruchsvoll. Das durch die Corona-Krise erneut brüchig gewordene Teamgefüge benötigt eine Neuordnung. Fitnessdefizite wie in der Zeit vor Gisdol wird sich der FC im drohenden sportlichen Überlebenskampf nicht noch einmal erlauben können.

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Und eine klare Idee ist auch in der Defensive und Offensive vonnöten: Der FC kassierte die zweitmeisten Gegentore und besaß oftmals Probleme, wenn er den Ball hatte. Zeit, um einen Plan zu entwerfen, wie er all diese Dinge angehen möchte, hat Markus Gisdol genügend. Der 1. FC Köln nimmt in rund zwei Wochen als einer der letzten Bundesligisten das Training wieder auf.

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