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Bischof Bätzing„Werden vor der Frage stehen, ob es besser ist, Kirchen abzureißen“

Lesezeit 3 Minuten
Bätzing in Limburg

Georg Bätzing, Bischof von Limburg und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz

  1. Die durch Corona drastisch gesunkenen Steuereinnahmen bekommt auch die katholische Kirche zu spüren.
  2. Der Limburger Bischof Georg Bätzing sprach mit Benjamin Lassiwe über über Kirchenfinanzen und Corona und Gotteshäuser auf der Verkaufsliste.

Bischof Bätzing, die September-Steuerschätzung hat drastische Einbußen bei der Einkommens- und Gewerbesteuer ergeben. Was heißt das für die Kirchensteuer?Georg Bätzing: Wir rechnen in der Tat auch mit Einbrüchen in der Kirchensteuer. Allerdings werden sie in den Diözesen sehr unterschiedlich ausfallen – je nachdem, in welchem Teil Deutschlands sie sich befinden. Für etliche Bistümer werden die Steuereinbrüche jetzt und im kommenden Jahr sehr bedeutsam sein.

Was heißt das für eine Diözese wie das Erzbistum Köln?

Bätzing: Sicher kann ich die Zahlen nur für mein eigenes Bistum nennen, das Bistum Limburg: Hier rechnen wir mit einem Minus von drei Prozent. In unseren Nachbarbistümern sind die Werte erheblich schlechter und liegen im oberen einstelligen Bereich. Da stehen für uns alle Entscheidungen an.

Was heißt das konkret?

Bätzing: Wir haben auch vor Corona mit zurückgehenden Einnahmen gerechnet. Aber da dachten wir, dass wir noch zehn Jahre Zeit haben. Das wird jetzt durch Corona sehr beschleunigt. Wir müssen genau schauen: Wofür geben wir das Geld, das uns zur Verfügung steht, aus? Was sind die Ressourcen, mit denen wir wirksam der Verkündigung des Evangeliums und der Katechese dienen können? Wie viele Immobilien können wir uns künftig leisten und was ist pastoral sinnvoll? Da müssen die jeweiligen Träger, also die Pfarreien und Kirchengemeinden, schwerwiegende Entscheidungen treffen. Das betrifft vor allem Gemeindehäuser...… und Kirchen.

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Wer soll denn eine Kirche kaufen?

Bätzing: In Frankfurt ist zum Beispiel eine Kita in einem Kirchengebäude eingezogen. Oft reden wir ja von Bauten, die in den 60er Jahren entstanden sind. Da lässt sich manches machen. Aber wir werden auch vor der Frage stehen, ob es nicht besser ist, Kirchen abzureißen und das Grundstück neu zu verwenden. Zu den Ausgaben, die auf die katholische Kirche zukommen, gehören die Zahlungen für die Missbrauchsopfer.

Was bedeuten hier die fehlenden Einnahmen?

Bätzing: Wir haben das System der Anerkennungsleistungen weiterentwickelt und dafür Grundsätze beschlossen. Wir wollen ein einheitliches System, eine unabhängige Festlegung der Leistungshöhe und dass alle Geschädigten einen Zugang dazu haben.

Georg Bätzing

Der Bischof von Limburg, Georg Bätzing

Die Frage der Finanzierung dieses Systems ist eine sekundäre Frage: Hier im Bistum Limburg wurden die Anerkennungszahlungen nicht aus der Kirchensteuer finanziert. Aber nicht jedes Bistum hat diese Möglichkeit. Und man muss letztlich ja auch sagen: Alles Geld, das eine Diözese hat, gehört den Gläubigen einer Diözese.

Könnten   Entschädigungszahlungen verzögert werden?

Bätzing: Ich möchte, dass wir das nicht weiter aufschieben. Und ich habe das gute Gefühl, dass wir das Versprechen, offene Verfahrensfragen bis zum Herbst zu klären, einhalten und wir bis Ende des Jahres ein System haben, so dass die Betroffenen die Anerkennungszahlungen auch bekommen können.