Auf dem Grundstück neben der Kirche St. Hedwig im Stadtteil Zange stand einst der katholische Kindergarten.
HedwigsgartenEhrenamtliche pflegen Refugium für Tiere und Pflanzen in Siegburg

Der 'Hedwigsgarten' ist eine Idee des Pfarrers Karl-Heinz Wahlen.
Copyright: Dieter Krantz
Jetzt im Herbst muss man ein bisschen genauer hinschauen, um die Artenvielfalt auf diesem Eckgrundstück zu erkennen: Abgeblüht sind die meisten Stauden, die Bäume werfen ihr Laub in Mengen ab, Nutzbeete sind abgeerntet. Das Team der Ehrenamtlichen, die den Siegburger Hedwigsgarten im Stadtteil Zange betreuen, legt aber auch im Herbst und Winter die Hände nicht in den Schoß.
Vor der Frage „was machen wir mit dem Grundstück?“ stand vor zweieinhalb Jahren die Kirchengemeinde St. Servatius: 1500 Quadratmeter groß ist das Areal neben der Kirche St. Hedwig. Hier stand einmal der Kindergarten, doch verwilderte die Fläche nun zusehends. Ein Filetgrundstück, für das die Investoren, wie Martina Sedlaczek vom Pfarrgemeinderat weiß, schon in den Startlöchern standen.
Siegburger Pfarrer gab den Anstoß für das Gartenprojekt
Die Kirche selbst aber stand nicht zur Disposition und für die Fläche an der Katharinenstraße hatte Pfarrer Karl-Heinz Wahlen eine andere Idee: „Open Gardening“, ein Projekt, an dem sich jeder und jede beteiligen kann, der oder die mag. Auf zwei Pfarrversammlungen wurden, wie Martina Sedlaczek erlebt hat, 1000 Ideen vorgebracht. „Viele wollten eher Platten legen und Wege anlegen“, erinnert sie sich. Auch über das Thema „Einzäunen oder nicht“ wurde diskutiert.
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Ein Insektenhotel ist in den vergangenen zwei Jahren ebenso entstanden wie die Boulebahn im Hintergrund.
Copyright: Dieter Krantz
Zentrales Ziel war aber von Anfang an die ökologische Aufwertung des Grundstücks. Dafür gab es für zwei Jahre Fördergeld aus dem Topf des BiCK-Projekts (Biodiversitäts-Check in Kirchengemeinden) des Erzbistums Köln. Anna Sickert von der Biologischen Station des Rhein-Sieg-Kreises beriet die ehrenamtlich Aktiven. Inzwischen gibt es ein großes Insektenhotel mit vielen „Zimmern“; ein Haufen Mutterboden, der eigentlich noch verteilt werden sollte, ist inzwischen bepflanzt und hat sich zum Biotop für Wildbienen gemausert.
Eine Fläche bleibt wild, an anderer Stelle gibt es ein Staudenbeet. Wo den Sommer über Kartoffeln wuchsen, steht nun Grünkohl, dazwischen kommen vorgezogene Setzlinge von Winterradi in die Erde. Zum Garten gehören sechs Hochbeete, um die sich eine Gruppe von sieben Frauen kümmert: Für jeden Wochentag eine, die im Sommer auch für das Gießen zuständig war.
An den Aktionstagen bringen Nachbarinnen Kuchen vorbei
Etwa 20 Männer und Frauen engagieren sich im Hedwigsgarten, es gibt ein Kern-Team, dem neben Martina Sedlaczek und Claudia Rath auch Susanne Haase-Mühlbauer angehört; Pastoralreferentin Andrea Schulze-Röbbecke ist die hauptamtliche Projektbegleiterin. „Ganz offen“ seien die monatlichen Aktionstage, betont Martina Sedlaczek: um 9.30 Uhr geht es los, bis gegen 16 Uhr ist immer jemand da. Regelmäßig kommen auch zwei alte Damen vorbei, die das Team mit Kuchen versorgen.

Dirk Rath setzt Winterrettich zum Grünkohl
Copyright: Dieter Krantz
Luft nach oben ist bei der Resonanz auf das Angebot in den weiter entfernt liegenden Mehrfamilienhäusern, wie Martina Sedlaczek einräumt. „Unser Eindruck ist, dass auf der Zange viele einen eigenen Garten haben“; sie hofft nun auf das nächste Frühjahr, nachdem ein Ferienprojekt für Kinder erste Kontakte auch in die ukrainische Community brachte. „Es spricht sich rum, wenn mal jemand kommt.“
Regelmäßig sind „die beiden Dirks“ dabei – Dirk Rath und sein Namensvetter Dirk Overhoff –, die ebenso wie Michael Mühlbauer auch zum Bouleteam gehören: Zu zehnt haben sie eine Boulebahn angelegt, seit September 2024 wird hier gespielt. Einen Sandkasten oder Spielgeräte wird es hier aber auch in Zukunft nicht geben. „Man ist immer direkt in der Haftung, wenn man eine Art Spielplatz macht“, weiß Martina Sedlaczek. Das Ziel, ein Gemeinschaftsgarten für alle Zange zu sein, unterstützt ein öffentlicher Bücherschrank am Rande der Fläche, für den die Bürgergemeinschaft Zange die Patenschaft übernommen hat.

Martina Sedlaczek aus dem Pfarrgemeinderat gehört zum Kern-Team des Hedwigsgartens.
Copyright: Dieter Krantz
An diesem Samstag rechen die Freiwilligen Laub zusammen, hacken den harten Boden krümelig und harken Trester unter, der beim Entsaften von Äpfeln angefallen ist. „Vitamine für den Boden“, betont Mitstreiter Eugen Peterko. Der das auch schon jungen Besuchern auf dem Platz erklärt hat, die sich über die gärende Pampe wunderten.
Mitstreiter im Siegburger Gemeinschaftsgarten sind willkommen
„Ein Platz für alle“ solle das sein, sagt Peterko. Aber, so seine Aufforderung an die Jugendlichen, die hier schon mal auch am späten Abend Tisch und Bänke als Treffpunkgt nutzen, „verlasst ihn so, wie ihr ihn vorgefunden habt.“ Mehr als einmal hat er junge Leute dazu animiert, Zigarettenkippen aufzusammeln, erzählt der agile Rentner; Martina Sedlaczek hat auch schon Pizzakartons entsorgt, die hier lagen.
In Sachen Zaun wird des wohl demnächst einen Kompromiss geben: Ein kleiner Staketenzaun soll Hunde abhalten, die sich hier immer wieder verewigen.
Wer den Hedwigsgarten kennenlernen will, kann das online tun, unter anderem mit einem Kurzfilm. Kontakt zum Garten-Kernteam ist per Mail möglich.

