Das Erzbistum Köln verzeichnet 2024 einen finanziellen Überschuss von 13,2 Millionen Euro, plant aber strukturelle Einsparungen.
FinanzberichtBudgets beim Erzbistum Köln werden „radikal vereinfacht“

Das Erzbistum Köln hat seine Bilanz vorgelegt.
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Die Zahlen könnten den Eindruck erwecken, es gibt keinen Handlungsdruck: Mit einem Überschuss von 13,2 Millionen Euro schließt das Erzbistum Köln seine Bilanz für das Jahr 2024 ab, bei einem Bilanzvolumen von rund 4,4 Milliarden Euro. Und der Ökonom des Bistums, Gordon Sobbeck, sagt dementsprechend: „Die wirtschaftliche Situation ist solide und stabil.“ Doch schaut Sobbeck in die Zukunft, lautet seine Prognose: „So wie das Bistum jetzt aufgestellt ist, können wir es auf Dauer nicht finanzieren.“ Darum arbeitet er mit seinem Team schon des längeren an einem wirtschaftlichen Rahmenplan 2030. Und der weist einen ganz erheblichen Handlungsdruck aus, nicht zuletzt für die Gemeinden.
Warum kommt es noch zu einem Überschuss?
Für Sobbeck schlagen zwei Sondereffekte zu Buche. Der eine hängt damit zusammen, dass die Kirchensteuer zwischen den Diözesen neu verrechnet wurden. Vereinfacht kann gesagt werden, das Bistum Köln hat mehr Geld aus diesem Topf bekommen. Den anderen benennt der Bistumsökonom so: „Der Zinsanstieg hat unsere Pensions- und Beihilferückstellungen merklich entlastet.“ Was er nicht als Sondereffekt aufführt, aber für Außenstehende dennoch unerwartet sein dürfte: Die Erträge aus der Kirchensteuer sind um 1,6 Prozent auf 666,1 Millionen Euro gestiegen – und das eben bei hohen Austrittszahlen. Lohnsteigerungen haben das bewirkt, vor allem die, die sich nicht in Einmalzahlungen niedergeschlagen haben.
Warum besteht dennoch Spardruck?
Hätte es die Sondereffekte nicht gegeben, dann hätte laut Sobbeck die Bilanz 2024 mit einer „schwarzen Null“ abgeschlossen. Für das Laufende Jahr hatt Sobbeck bereits im Januar ein voraussichtliches Defizit von zehn Millionen Euro angekündigt. Die Tendenz geht also nach unten. Sobbeck prognostiziert „eine deutlich geringere Kaufkraft, mittelfristig weniger Steuereinnahmen und weiterhin Preissteigerungen“.
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Wie viel muss gespart werden?
Der Rahmenplan 2030 sieht laut Sobbeck ein „Konsolidierungsvolumen“ von 100 Millionen Euro vor. Den größten Batzen will er dabei durch ein „Transformationsprogramm“ erreichen: 36 Millionen Euro. Davon wird nicht zuletzt die Trägerstruktur der kirchlichen Kindertagesstätten betroffen sein. Aber auch die Verwaltungen der Gemeinden werden sich weiter auf Veränderungen einstellen müssen.
Wie soll gespart werden?
Bereits eingeleitet ist die Reform der Kita-Trägerstruktur. Bistumsweit gebe es zurzeit über 200 verschiedene Träger, sagt Sobbeck. Letztlich soll die gesamte Struktur auf den bistumseigenen Träger „Katholino“ übergehen. Das werde Gemeinden und Kasse entlasten. Sobbeck rechnet mit einem Einsparpotenzial von rund 20 Millionen Euro. Bis 2028 soll der Prozess abgeschlossen sein. Ein weiterer großer Brocken sind die Immobilien im Bistum. „Ich halte es für ausgeschlossen , dass der Gebäudebestand in fünf Jahren noch so sein wird wie jetzt“, sagt der Bistumsökonom. 70 Prozent der Immobilien befänden sich in den pastoralen Einheiten. Wovon muss man sich trennen, wo gibt es wirtschaftliche Potenziale, sind dabei entscheidende Fragen. „Kirchengebäude waren und sind dabei nicht ausgeschlossen“, sagt Sobbeck. Er geht von einer Reduzierung des Gebäudebestands um 25 Prozent aus.

Finanzbericht des Erzbistum Köln
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Was steht es um das Geld für die Gemeinden?
2027 soll sich das System der Zuweisungen „grundlegend verändern“, kündigt Sobbeck an. Er spricht von einer „radikalen Vereinfachung“. Das jetzige Zuweisungssystem bestehe zumeist aus einzelnen Vergabeentscheidungen. Künftig werde jede pastorale Einheit ein Gesamtbudget erhalten. Die Höhe des Budgets berechne sich anhand der Fläche und der darauf lebenden Katholiken. Die Entscheidungen über die Verwendung des Geldes obliege dann der Leitung in der pastoralen Einheit. Sobbeck sieht dadurch die Eigenverantwortung gestärkt und den Anreiz zur Wirtschaftlichkeit gegeben. Die Einheiten sollen beim Aufbau von Strukturen unterstützt werden, die diese Eigenverantwortung auch tragen können. Sobbeck verspricht: „Härtefälle werden abgefedert.“ Doch im Allgemeinen geht er von Zuspruch für die neue Budgetierung aus, denn schon jetzt sehe er bei den alten Strukturen und Abläufen „eine breite Front der Überforderung“. Die radikale Vereinfachung werde hingegen „Potenziale heben“.
Wie schlägt die umstrittene KHKT zu Buche?
2,4 Millionen Euro sind in 2024 in die von Kardinal Woelki vorangetriebene Kölner Hochschule für katholische Theologie geflossen. 600.000 Euro kamen aus einer bistumseigenen Stiftung, 1,8 Millionen Euro aus Kirchenmitteln, also auch aus der Kirchensteuer.