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„Wahnsinn“ im Weißen HausTrump sorgt mit Foto von Putin für skurrile Szene – und stellt erneut eine Frist auf

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US-Präsident Donald Trump äußerte sich am Freitag (22. August) auch zum russischen Angriff auf eine US-Fabrik in der Ukraine.

US-Präsident Donald Trump äußerte sich am Freitag (22. August) auch zum russischen Angriff auf eine US-Fabrik in der Ukraine.

Nach der Zerstörung einer US-Fabrik in der Ukraine äußert sich Trump – Putin gedenkt derweil dem Erfinder der sowjetischen Atombombe. 

US-Präsident Donald Trump hat einen Tag nach einem russischen Raketenangriff auf eine Fabrik eines amerikanischen Elektronikunternehmens in der Ukraine für Irritationen gesorgt. Bei einer Pressekonferenz zur in den USA stattfindenden nächsten Fußball-Weltmeisterschaft im Weißen Haus stellte sich der US-Präsident den Fragen der Reporter – und präsentierte plötzlich ein Foto, das Kremlchef Wladimir Putin und ihn beim Treffen in Alaska am 15. August zeigte.

„Mir wurde gerade ein Bild zugeschickt, von jemand, der gerne dabei wäre“, erklärte Trump schließlich mit Blick auf die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr. „Er war sehr respektvoll zu mir und unserem Land, aber nicht so respektvoll gegenüber anderen“, führte der US-Präsident aus, ehe er das Foto den Reportern hinhielt.

Trump präsentiert Putin-Foto: „Es ist ein schönes Bild von ihm“

„Ich denke, sie wollen das sehen, das ist ein Mann namens Wladimir Putin“, sagte Trump. „Er wird vielleicht kommen oder auch nicht, das hängt davon ab, was in den kommenden Wochen passiert“, führte der Republikaner aus. „Aber ich denke, es ist ein schönes Bild von ihm, okay von mir, aber schön von ihm“, hieß es weiter, während Trump das großformatige Foto in der Hand hielt.

Donald Trump präsentiert im Weißen Haus ein „schönes“ Foto von Wladimir Putin mit ihm.

Donald Trump präsentiert im Weißen Haus ein „schönes“ Foto von Wladimir Putin mit ihm.

Die Szene wurde schließlich noch skurriler, da die nächste Frage dem russischen Angriff auf die US-Fabrik in der Ukraine galt. Ob er mit Putin darüber gesprochen habe und wie „seine Reaktion darauf“ ausfalle, wollte eine Reporterin vom US-Präsidenten wissen. Der fasste sich diesmal kurz: „Ich habe ihm gesagt, dass ich darüber nicht glücklich bin und ich bin über überhaupt nichts glücklich, was mit diesem Krieg zu tun hat“, lautete die Antwort des Republikaners.

Donald Trump „nicht glücklich“ über Angriff auf US-Fabrik

Zuvor hatte Trump am Donnerstag in einem Beitrag auf seiner Plattform Truth Social darüber geschrieben, dass die Ukraine ohne Gegenangriffe auf Ziele in Russland den Krieg nicht gewinnen könne – was als verschleierte Drohung nach der russischen Provokation gedeutet wurde. Nun schlug Trump wieder gutmütigere Töne gegenüber Russland an – und stellte wie bereits mehrfach zuvor erneut eine zweiwöchige Frist auf.

Wenn es bis dahin keine ernsthaften Friedensbemühungen gebe, werde er eine „sehr wichtige Entscheidung“ treffen, erklärte Trump und brachte „massive Sanktionen oder hohe Zölle“ ebenso als Optionen ins Spiel wie dann schlichtweg „nichts“ zu tun. Es wäre jedoch besser, wenn er bis dahin wieder „sehr zufrieden“ mit den Fortschritten hinsichtlich der von ihm angestrebten Friedensgespräche sei, mahnte Trump jedoch.

Donald Trump kündigt erneut „sehr wichtige Entscheidung“ an

Zwischen der Ukraine und Russland gebe es „eine Menge Ärger“ und „ungeheuren Hass“, erklärte Trump im Laufe der Pressekonferenz. Der US-Präsident betonte außerdem erneut, dass es den Krieg niemals gegeben hätte, wenn er Präsident gewesen wäre – und verwies auf zahlreiche Konflikte, die er angeblich bereits beendet haben will. „Ich liebe es, das Töten zu stoppen“, fügte Trump an, der während der gesamten Pressekonferenz eine Mütze mit der Aufschrift „Trump hatte mit allem recht“ trug. 

Kremlchef Putin setzte unterdessen bei einer Reise in die Region Nischni Nowgorod am Freitag auch in der russischen Heimat auf eine starke Bildsprache – allerdings mit einer kühleren Botschaft. In der Stadt Sarow legte der Kremlchef einen Blumenstrauß am Denkmal des sowjetischen Physikers Juli Chariston nieder.

Ein „nicht gerade subtiles“ Zeichen von Wladimir Putin?

Der Wissenschaftler sei „einer der Entwickler der Atombombe in der UdSSR“ gewesen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Tass. Nach Igor Kurtschatow, dem „Vater der sowjetischen Atombombe“, könne Chariston als die „Nummer zwei“ des sowjetischen Atomprogramms bezeichnet werden, hieß es weiter.

„Einen Tag, nachdem Trump angedeutet hatte, die USA könnten die Angriffskraft der Ukraine gegen Russland stärken, unternimmt Putin eine unangekündigte Reise nach Sarow, dem Zentrum der russischen Atomwaffenforschung“, kommentierte Max Seddon, der Moskauer Büroleiter der „Financial Times“ die Reise des Kremlchefs und fügte an: „Das ist nicht gerade subtil.“ 

„Der Wahnsinn hat die amerikanische Außenpolitik fest im Griff“

Bei Politik-Experten sorgte unterdessen der kuriose Auftritt samt Putin-Foto des US-Präsidenten für Verwunderung. „Trump spielt im Oval Office gerade mit einem Bild von Putin und ihm, das er aus dem Schreibtisch kramt. Putin werde zur Fußball-Weltmeisterschaft kommen, meint er. Oder auch nicht“, kommentierte etwa Thomas Jäger, Professor für Internationale Politik an der Universität Köln, die Pressekonferenz im Weißen Haus und fügte an: „Der Wahnsinn hat die amerikanische Außenpolitik fest im Griff.“

Auch in den USA wurde nach Trumps Pressekonferenz die Kritik erneut lauter. Zuvor hatte Moskau bekräftigt, dass kein von Trump gewünschtes Treffen von Putin mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj geplant sei. „Kein Scheiß, Sherlock“, kommentierte der demokratische US-Senator Chuck Schumer einen Bericht über die deutlichen Worte aus Moskau am Freitagabend. Der Grund für die Absage des Kremls sei, dass „Trump schwach ist und Putin ihn ausnutzt“, fügte Schumer an.