Die Auswirkungen der Schließung der US-Entwicklungshilfebehörde USAID werden sichtbar – und sorgen für große Empörung.
„Grausames moralisches Versagen“Entsetzen über Trump – USA lassen Notnahrung vernichten, statt sie Kindern zu liefern

US-Präsident Donald Trump im Oval Office des Weißen Hauses. (Archivbild)
Copyright: Alex Brandon/AP/dpa
Dass die US-Regierung unter Präsident Donald Trump die US-Entwicklungshilfebehörde USAID kurz nach der Rückkehr des Republikaners ins Weiße Haus dicht gemacht hat, sorgt weiterhin für Entsetzen. Denn die Konsequenzen des Schritts werden nun immer sichtbarer. Ein hochrangiger US-Beamter räumte jetzt ein, dass in der Folge der Schließung der Behörde die Vernichtung von fast 500 Tonnen Notfallnahrung droht, die ursprünglich für hungernde Kinder vorgesehen war. „Ich habe keine gute Antwort auf diese Frage“, sagte der für Management und Ressourcen zuständige Beamte im Außenministerium, Michael Rigas, auf eine Frage bezüglich der in Dubai gelagerten Kekse vor einem Ausschuss des Senats.
US-Beamter räumt „bestürzende“ Verschwendung ein
Erst auf Drängen des demokratischen Senators Tim Kaine räumte Rigas schließlich explizit ein, dass die Lebensmittel „der Schließung der USAID“ zum Opfer fallen würden. Diese Verschwendung sei „bestürzend“, räumte Rigas zudem ein. Zuvor hatte „The Atlantic“ berichtet, dass die USA planen, die eigentlich für unterernährte Kinder in Afghanistan und Pakistan gedachten energiereichen Kekse zu verbrennen, nachdem ihr Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Rigas bestätigte den Bericht mit seinen Worten nun.
Trump hatte unmittelbar nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus im Januar per Dekret die US-Auslandshilfen eingefroren und anschließend mehr als 80 Prozent der Programme von USAID gestrichen. Die massiven Kürzungen, die maßgeblich vom mittlerweile bei Trump in Ungnade gefallenen „besonderen Regierungsmitarbeiter“ Elon Musk vorangetrieben wurden, sorgten bei Hilfsorganisationen weltweit für Entsetzen. Am 1. Juli hat USAID die Arbeit trotz der Proteste offiziell eingestellt.
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130.000 Dollar für die Vernichtung von Keksen
Laut dem US-Magazin „The Atlantic“ waren die Kekse gegen Ende der Amtszeit von Trumps Vorgänger Joe Biden für rund 800.000 US-Dollar (rund 680.000 Euro) eingekauft worden. Jetzt soll der US-Steuerzahler dem Bericht zufolge noch einmal 130.000 Dollar für die Vernichtung der Notfallnahrung bezahlen. Das Vorgehen der US-Regierung sorgt erneut für scharfe Kritik. Trump und sein Kabinett ziehen es vor, „die Lebensmittel verfallen zu lassen und sie dann zu verbrennen“, anstatt sie zu verteilen, kritisierte etwa Senator Kaine.
Auch Andy Kim, ebenfalls ein demokratischer US-Senator, äußerte scharfe Kritik an den Plänen – nach seinen Angaben würde die nun zur Vernichtung vorgesehene Notfallnahrung ausreichen, um rund 1,5 Millionen Kinder für eine Woche zu versorgen. „Lassen Sie es einmal sacken: Sie lassen JEDE Woche 1,5 Millionen Kinder hungern“, schrieb Kim auf der Plattform X. „Der anhaltende Abbau von USAID und der Auslandshilfe ist eine Schande.“
„Moralisches Versagen von beispiellosem Ausmaß“
Deutliche Worte kamen auch vom Bürgerrechtler Martin Luther King III. „Die Verbrennung von 500 Tonnen Notrationen – genug, um 1,5 Millionen Kinder zu ernähren – statt sie an die schwächsten Menschen der Welt zu verteilen, ist ein grausames moralisches Versagen von beispiellosem Ausmaß“, schrieb der älteste Sohn des berühmten Bürgerrechtlers Martin Luther King bei X.
Robert Reich, der während der Präsidentschaft von Bill Clinton als Arbeitsminister tätig war, meldete sich ebenfalls zu Wort. „1,5 Millionen Kinder hätten eine Woche lang etwas zu essen haben können“, betonte auch Reich bei X. „Nun werden die Steuerzahler 130.000 Dollar dafür ausgeben, dass all das zerstört wird. Das ist nicht nur ineffizient – es ist grausam.“
Aus für USAID: UN warnen vor Millionen Aids-Toten
Die Vernichtung von Notfallnahrung ist unterdessen nur eine der Konsequenzen aus der Schließung von USAID. Zuletzt warnten etwa die Vereinten Nationen, dass das plötzliche Ende von US-Zahlungen bei Aids-Programmen, die jahrelang unter der Führung der USA betrieben worden seien, einen „systemischen Schock“ ausgelöst hätten.
Sollten die US-Gelder nicht von anderen Staaten ersetzt werden, drohen nach Angaben von UN-Mitarbeitern bis 2029 mehr als vier Millionen durch Aids verursachte Todesfälle. Bis zu sechs Millionen HIV-Infektionen drohen außerdem weltweit, die mit der Fortführung der nun nicht mehr finanzierten Programme verhindert werden könnten, hieß es weiter.