Iran sieht in Israels Luftschlägen eine Kriegserklärung - tatsächlich standen beide Länder aber schon längst im Krieg. Das es überhaupt so weit kam, hat mit politischen Fehlkalkulationen zu tun. Nun kann man nur hoffen, dass wenigstens Benjamin Netanjahu sich in diesem Fall nicht ebenfalls verrechnet hat.

Krieg zwischen Iran und IsraelWarum man ausgerechnet Netanjahu diesmal Erfolg wünschen muss

Die Stellung Ghadir der iranischen Revolutionsgarden in Teheran nach einem israelischen Luftangriff.
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So kann man sich verrechnen. Die schweren israelischen Luftschläge, die das iranische Regime nicht abwehren kann, sind der Preis für den Versuch, Israel durch terroristische Verbündete einzuzingeln und durch ein Atomprogramm zu bedrohen. Am Ende hatte Iran seine Freunde von der Hamas nicht im Griff, ließ sich von ihnen in den Gaza-Krieg hineinziehen und steht nun so schwach da wie seit Jahrzehnten nicht mehr: Die Hisbollah-Hilfstruppen sind zerrieben, was auch den Sturz des Assad-Regimes in Syrien begünstigte. Irans Luftabwehr war schon durch die Luftkämpfe von 2024 geschwächt und ist seit dem 13. Juni 2025 kaum mehr vorhanden. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sucht die Entscheidung, auch um den Preis iranischer Angriffe auf das eigene Land.
Zweifellos strebte Teheran zumindest die Möglichkeit zur Atomwaffenproduktion an. Kein vernünftiger Mensch kann wollen, dass Ajatollah Chamenei und seine Leute so weit kommen.
Verrechnet haben sich noch andere Leute: Führende westliche Politiker wie noch jüngst Donald Trump, die sich hinhalten ließen, während Iran hochangereichertes Uran anhäufte. Und der russische Präsident Wladimir Putin, der sich im Ukraine-Krieg mit Teheran verbündete und seinen vermeintlichen Einfluss auf die Mullahs offenbar als Faustpfand sah.
Zu hoffen ist, dass wenigsten einer sich nicht verrechnet hat: Netanjahu. Zu hoffen ist das im Interesse der weltweiten Sicherheit – so schwer es fällt, ausgerechnet diesem vielfach völkerrechtswidrig agierenden Politiker Erfolg zu wünschen. Denn: Es ist zwar unklar, wie nahe der von Israels Führung befürchtete „Punkt ohne Wiederkehr“ im iranischen Atomprogramm bevorstand. Aber zweifellos strebte Teheran zumindest die Möglichkeit zur Atomwaffenproduktion an. Kein vernünftiger Mensch kann wollen, dass Ajatollah Chamenei und seine Leute so weit kommen.
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In anderer Hinsicht hat hat Israel einen Punkt überschritten, hinter dem die Umkehr schwer ist. Es kann die Angriffe nicht einfach beenden, wie Teheran propagandawirksam vorschlägt. Das würde es Iran nur ermöglichen, möglichst viel von seinem Atomprogramm und seiner Raketenproduktion zu retten – bei erhöhter Entschlossenheit des Regimes. Selbst wenn Israel ein Abkommen erzwingen könnte, das Iran zur Auslieferung seines Spaltmaterials verpflichten würde – das gefährliche Wissen wäre weiter da.
Bleibt die Hoffnung auf einen Sturz des iranischen Regimes. Aber Netanjahu hat selbst eingeräumt: Ob das passiert, das hat er nicht in der Hand. Und käme es dann zu einer stabilen neuen Ordnung? Das sind die großen Unbekannten in der Rechnung des Benjamin Netanjahu.