Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Selbstversuch im ADAC-TrainingWas ein Fahrsicherheitskurs wirklich bringt

3 min
Auf nasser Bahn können Teilnehmer beim Fahrsicherheitstraining das starke Bremsen bei Regen erproben.

Auf nasser Bahn können Teilnehmer beim Fahrsicherheitstraining das starke Bremsen bei Regen erproben.

Bremsen, Schleudern, Ausweichen! Beim ADAC-Fahrsicherheitstraining lernen Teilnehmende, wie sie in Notfällen sicher reagieren und ihr Auto besser kennenlernen.

Ein Sonntagmorgen in Weilerswist. Auf dem Gelände des ADAC-Fahrsicherheitszentrums rollt ein Auto nach dem anderen auf den Parkplatz. Auch ich steige aus: Gleich soll ich lernen, wie man ausweicht, wenn plötzlich ein Hindernis auf der Straße auftaucht. Mit meinem eigenen Auto. Und mit Tempo.

Am Empfang werden die Teilnehmenden freundlich begrüßt. Wer möchte, kann sich für ein Mittagessen eintragen. Danach geht es in den Seminarraum, wo Trainer Dirk Fiener an diesem Tag die Gruppe von rund zwölf Leuten begrüßt und den Tagesablauf erklärt.

Alle stellen sich kurz vor – Name, Auto, Bereifung, Erwartungen. Überraschend: Niemand in der Runde hat einen schweren Unfall erlebt. Die meisten sind aus eigenem Antrieb hier. Dirk erzählt später, dass oft junge Fahrer mit Gutscheinen ihrer Eltern teilnehmen – sogenannte „Gutscheinopfer“. Andere wollen vor allem ihr Auto besser kennenlernen und Ängste vor Vollbremsungen abbauen.

Der Frühling: Slalomfahren

Gegen zehn Uhr beginnt das Training draußen auf der Strecke. Jeder bekommt ein Walkie-Talkie, über das Dirk während der Fahrt Anweisungen gibt.

Zunächst geht es im Slalom um Hütchen, mit steigender Geschwindigkeit. Der Trainer beobachtet, korrigiert, gibt Tipps: richtige Sitzposition, Lenkradverstellung, Gurtführung. Ein Teilnehmer wusste nicht einmal, dass sich sein Lenkrad in der Tiefe verstellen lässt. Fast alle lernen ihr eigenes Auto neu kennen. Dirk nennt dieses Modul „Frühling“ – eine Art symbolischer Streifzug durch die Jahreszeiten beginnt.

Der Sommer: Vollbremsung

Nach einer kurzen Pause folgt der „Sommer“. Auf gerader Strecke wird zunächst der Bremsweg geschätzt, dann wird gebremst. Und fast alle verschätzen sich. Mit aktiviertem ABS kommen die meisten Autos bei 30 bis 50 km/h nach etwa einer Autolänge zum Stehen, außer eines mit alten Sommerreifen, das vier Längen mehr braucht.

Plötzliche Wasserfontänen simulieren Hindernisse bei Starkregen.

Plötzliche Wasserfontänen simulieren Hindernisse bei Starkregen.

Später wird diese Situation bei Nässe wiederholt. Plötzliche Wasserfontänen simulieren Hindernisse bei Starkregen, wie wir ihn diesen Sommer schon kennengelernt haben. Die Erkenntnis: Gute Reifen können entscheidend sein. Tipp: „1-Euro-Münze ins Profil! Wenn man den Goldrand noch sieht, wird es Zeit für neue Reifen“, sagt Dirk. Eine Autowäsche gibt es dabei umsonst dazu.

Der Herbst: Jetzt wird es rutschig

Nach der Mittagspause wird es ernst. Die Rüttelplatte simuliert, wie es sich anfühlt, wenn das Heck plötzlich ausbricht, als sei jemand von hinten reingefahren. Jedes Auto kommt ins Schleudern. Doch mit gezieltem und schnellem Gegenlenken und etwas Übung bekommen es alle in den Griff. Dirk lässt niemanden zurück. Er motiviert, erklärt geduldig und bleibt humorvoll.

Der Winter: Kurvenreiche Glätte

Zum Abschluss folgt das „Winter“-Modul: Kurvenfahren auf glattem Untergrund. Wie verhält sich das Auto bei einer Bremsung in der Kurve?

ADAC Fahrsicherheitstraining Weilerswist, Verkehrsübungsplatz Weilerswist.

Eine unendliche Kurve mit glatter Beschichtung soll den Teilnehmenden zeigen, wie sich ihr Auto in der Kurve und bei glattem Untergrund verhält.

Wie viel Abstand ist bei 50 km/h wirklich notwendig? Der praktische Test zeigt: Viele halten im Alltag nicht mal die Hälfte dessen ein, was sicher wäre. Im abschließenden Gespräch zieht die Gruppe ein positives Fazit. Alle fühlen sich sicherer, besser vorbereitet, kennen nun ihr Auto und sich selbst ein Stück besser.

Sicherheit schenken

Am Ende erhalten alle eine Urkunde, eine vom DVR verifizierte Teilnahmebescheinigung. Gerade für junge Fahrer kann sich diese bei der Kfz-Versicherung positiv auswirken.

Trainer Dirk sagt zum Abschluss: „Mit einem Gutschein kann man Sicherheit schenken. Wir machen hier weiter, wo die Fahrschule aufhört.“ Dass gleich viele Frauen wie Männer teilnehmen, freut ihn besonders. Auch Firmen schicken regelmäßig ihre Mitarbeitenden, besonders aus dem Außendienst. Und ja: Manchmal kommen auch Menschen, die vom Gericht zum Kurs geschickt wurden.

„Danke, dass ihr euer Wochenende für eure und die Sicherheit anderer investiert habt“, sagt Dirk zum Abschied. Ich steige ins Auto, mit einem anderen Gefühl als morgens. Mit Selbstvertrauen und dem guten Gewissen, meine Zeit sinnvoll in Sicherheit investiert zu haben.