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E-MobilitätMiese Noten für Ladesäulen an deutschen Fernstraßen

4 min
Nur mit 50 kW kann man nach ADAC-Angaben an der A1-Rastanlage Kucksiepen bei Wuppertal laden.

Nur mit 50 kW kann man nach ADAC-Angaben an der A1-Rastanlage Kucksiepen bei Wuppertal laden.

Defekte Säulen, zu geringe Ladeleistung, intransparente Kosten: Ein ADAC-Test offenbart massive Mängel bei der E-Auto-Ladeinfrastruktur. Alle drei getesteten Rastanlagen in NRW erhielten die Note „sehr mangelhaft“.

Wer mit dem E-Auto auf bundesdeutschen Autobahnen unterwegs ist, hat nicht nur Mühe auf Rastanlagen und Autohöfen eine intakte Ladesäule zu finden.

Nach einer Untersuchung des ADAC sind viele Säulen dort nämlich defekt und die funktionierenden nicht auf dem neuesten Stand der Technik. Das heißt, das Laden dauert viel länger, als es heutzutage sein müsste. Und schließlich bemängelt der Automobilclub die intransparenten Kosten für den Ladevorgang.

An 50 Rastanlagen und Autohöfen entlang der Autobahnen in Deutschland hatte der ADAC die Ladeinfrastruktur getestet und eine verheerende Situation vorgefunden.

ADAC-Test: Schlechte Noten für Raststätten

Mehr als 70 Prozent der 25 Rastanlagen – drei davon in Nordrhein-Westfalen – und knapp ein Drittel der 25 Autohöfe fielen wegen erheblicher Mängel im Test durch, berichtet der Automobilclub.

Die Gründe für die schlechte Bewertung: Die meisten Rastanlagen und einige Autohöfe verfügen über zu wenige Schnellladesäulen und vor allem zu wenige Ladepunkte mit Leistungen von 150 kW oder mehr. An knapp einem Drittel dieser Standorte war dann auch noch mindestens ein Ladepunkt defekt.

Kostenintransparenz beim Laden

Gleichzeitig werden E-Autofahrern die Kosten nach dem Ladevorgang oft nicht angezeigt, kritisiert der ADAC. Ein Pausenumfeld mit Komfort war zudem vielerorts Fehlanzeige. Das Ergebnis: Nur 13 Standorte erhielten die Note „gut“ (alles Autohöfe), 11 weitere wurden mit „ausreichend“ bewertet, die übrigen 26 (davon 18 Rastanlagen und 8 Autohöfe) kamen nicht über die Noten „mangelhaft“ bis „sehr mangelhaft“ hinaus.

„Die Ergebnisse der Untersuchung sind nicht hinnehmbar“, sagt Prof. Dr. Roman Suthold, Verkehrsexperte des ADAC in NRW. „Wir fordern vor allem deutlich mehr und leistungsstärkere Ladepunkte entlang der Autobahnen.“

In Nordrhein-Westfalen hat der ADAC die Ladeinfrastruktur an drei Rastanlagen untersucht: Kucksiepen bei Wuppertal an der A1, Hösel Ost bei Ratingen an der A3 und Peppenhoven Ost an der A61 südwestlich von Bonn.

Nordrhein-Westfalen: Schlechte Infrastruktur

Alle drei Standorte erhielten die Note „sehr mangelhaft“. An keiner der Anlagen gibt es Superschnellladesäulen mit 150 kW oder mehr, so der ADAC. An der Rastanlage Peppenhoven Ost gab es immerhin eine 120-kW-Ladesäule, was nach Ansicht des ADAC aber keine zeitgemäße Ladegeschwindigkeit ermöglicht. An den Rastanlagen Kucksiepen und Hösel Ost war das Laden sogar nur mit 50 kW möglich. „Hier dauert ein durchschnittlicher Ladevorgang von 20 auf 80 Prozent etwa 45 bis 60 Minuten, so lange will doch kein Autofahrer warten“, kritisiert Suthold. „Mindeststandard sollten Ladepunkte sein, die selbst im Splitting, also wenn zwei Autos an einer Säule laden, mindestens 150 kW abgeben, damit sich das Laden im Schnitt auf 20 bis 30 Minuten verkürzt.“

Verzögerung beim Ausbau der Schnellladestationen

Das Problem: Der Ausbau von Schnellladestationen auf Autobahnrastanlagen verzögert sich aufgrund eines andauernden Rechtsstreits. Hintergrund ist ein vor Jahren von der Autobahn GmbH an Tank & Rast vergebener Auftrag zum Aufbau von Schnellladern an Rastanlagen. Die Fastned Deutschland GmbH hatte daraufhin geklagt, da kein förmliches Vergabeverfahren eingeleitet wurde. In der Folge wurde der Ausbau von Ladesäulen an Rasthöfen vorläufig eingefroren.

Im ADAC Test boten immerhin 31 der 50 untersuchten Orte Ultraschnell-Ladesäulen mit 300 kW an. Von den 36 Anlagen mit Ladepunkten mit mindestens 150 kW Leistung gab es aber nur bei einem Viertel ein Angebot von zehn Ladepunkten oder mehr, so der ADAC. 42 Prozent der Anlagen hatten nur vier oder weniger Ladepunkte, an jedem dritten Standort waren Ladepunkte defekt.

ADAC: Mehr Ladepunkte für den wachsenden Bedarf

„Für den weiterwachsenden Bedarf an Lademöglichkeiten sollten nach Ansicht des ADAC zehn Ladepunkte oder mehr standardmäßig vorhanden sein“, fordert Suthold.

Im Vergleich zwischen Autohöfen und Rastanlagen fanden die Tester des ADAC an Autohöfen ein deutlich besseres Angebot an Lademöglichkeiten vor: Drei Viertel der Autohöfe waren mit Ultraschnell-Ladesäulen ausgestattet, oftmals mit einer Leistung von 300 kW. Auch die Anzahl der Säulen und daraus resultierend auch der Ladepunkte war am Autohof meist größer als an Rastplätzen.

ADAC fordert Standards an Autobahn-Ladeparks

Als Konsequenz fordert der ADAC, dass Ladeparks entlang von Autobahnen mindestens zehn Ladepunkte von mindestens 150 kW Ladeleistung im Splittingbetrieb bieten sollen. 50-kW-Säulen sollten zeitnah ersetzt werden.

Kartenzahlung (Debit/Kreditkarte) sollte an allen DC-Ladesäulen (Schnelllader) verpflichtend möglich sein und ältere Ladepunkte sollten schnellstmöglich umgerüstet werden. Preise müssen vor und nach dem Ladevorgang klar an der Säule angezeigt werden, analog zu Kraftstoffpreisen. Überdachte und beleuchtete Ladeplätze sollten analog zu Tankstellen Standard werden. Zudem sollten Sitzgelegenheiten und Dienstleistungen (zum Beispiel Luftdruckprüfer) verfügbar sein.