Delta macht SorgenKann man trotz Impfung ansteckend sein?

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Symbolbild Biontech Impfung

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Köln – Alpha? Davon spricht kaum noch jemand. Delta heißt die Corona-Variante, die auch hierzulande inzwischen fast alle Fälle auslöst. Offenbar steigt bei ihr die Viruslast schneller an und ist deutlich höher als bei Alpha oder dem ursprünglichen Sars-CoV-2 (Wildtyp).

In welchem Maß können Geimpfte die Delta-Variante weitergeben? Hat das Einfluss auf das Übertragungsrisiko, das von vollständig Geimpften ausgeht, die sich infiziert haben? Sind auch sie ansteckender? „Das Ausmaß, in dem die Virusübertragung reduziert wird, variiert je nach Virusvariante“, schreibt das Robert Koch-Institut (RKI). Trotzdem hält das RKI an seiner Einschätzung fest: Die Impfung mindere das Risiko einer Virus-Übertragung so stark, dass Geimpfte aus epidemiologischer Sicht keine wesentliche Rolle spielten. „Ich würde zwar meine Hand nicht dafür ins Feuer legen, aber es deutet einiges darauf hin, dass das auch für Delta gilt“, sagt der Molekularbiologe Emanuel Wyler vom Berliner Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin. RKI-Sprecherin Ronja Wenchel erklärt der Rundschau: „Bei allen derzeit dominierenden Virusvarianten ist das Risiko einer Virusübertragung stark vermindert, allerdings ist bei der Delta-Variante von einer reduzierten Wirksamkeit gegen SARS-CoV-2-Infektionen auszugehen.“ Die Ständige Impfkommission befasse sich laufend damit.

Studien aus China und Großbritannien ließen jüngst aufhorchen: Die Viruslast bei mit Delta infizierten Ungeimpften und Geimpften sei in den ersten Tagen der Erkrankung ähnlich. Wyler weist aber darauf hin, dass die pure Menge an Virus-Erbgut in einem Abstrich noch nicht besagt, wie leicht die Viren weitergegeben werden können. Auch Christian Erdmann, Mitbegründer der Denkfabrik „RapidTests“, hält es für „grundsätzlich schwierig, aus der reinen Viruslast die Übertragungsgefahr abzuleiten“.

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Wie zuverlässig sind Schnelltests bei Delta?

Wer nicht geimpft ist, braucht in vielen Situationen einen negativen Schnelltest. Verliert dieses Verfahren durch die Delta-Variante an Zuverlässigkeit? Nein, sagten Wyler und Erdmann. Nach bisheriger Studienlage funktionierten diese Tests auch bei Delta durchschnittlich so gut wie bei vorherigen Varianten seien. Für die Verlässlichkeit der Tests könne es „sogar ein Vorteil sein, dass die Viruslast bei Delta höher ist“, erläutert Wyler.

Eine Meta-Analyse mehrerer Studien zur Zuverlässigkeit von Schnelltests einige Zeit vor der Ausbreitung von Delta, bei der Erdmann Co-Autor war, hatte allerdings ergeben: Fünf bis zehn Prozent aller Infektionen mit hohen Viruslasten wurden nicht erkannt.

Wie viele Impfdurchbrüche gibt es?

6927Fälle von symptomatischen Corona-Infektionen bei Geimpften hat das Robert-Koch-Institut (RKI) in den vier Wochen vom 19. Juli bis zum 15. August registriert. Das waren 14,7 Prozent aller symptomatischen Infektionen – während ja im genannten Zeitraum bereits gut die Hälfte der Einwohner Deutschlands komplett geimpft war. Infizierte ohne Symptome werden in dieser Auswertung nicht berücksichtigt. 19 von insgesamt 139 verstorbenen Covid-19-Patienten (13,7 Prozent) in den genannten vier Wochen waren geimpft.

Das RKI schließt aus einer Auswertung aller Fälle vom 1. Januar bis zum 15. Juli, dass eine vollständige Impfung mit mRNA-Wirkstoff die Wahrscheinlichkeit einer Corona-Infektion um 92 Prozent senke und die Wahrscheinlichkeit, nach einer Infektion das Virus weiterzugeben, um weitere 50 Prozent – hier wurde nicht nach Varianten differenziert. Die Impfkampagne habe 700 000 Infektionen und 38 000 Sterbefälle verhindert. (rn)

Sollten sich auch Geimpfte testen lassen?

Erdmann plädiert er dafür, dass sich auch Geimpfte und Genesene weiterhin regelmäßig testen – „um andere zu schützen“. Deutsche Behörden gehen nicht so weit: Solange sie keine Symptome haben, sind Geimpfte von Testpflichten befreit – auch nach Kontakt zu Infizierten. Die US-Seuchenschutzbehörde CDC dagegen empfiehlt neuerdings Vollimmunisierten drei bis fünf Tagen nach einem solchen Kontakt einen Test. In der Zwischenzeit hält die CDC bei ihnen keine Quarantäne, aber konsequentes Maskentragen für erforderlich.

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Das RKI beschränkt sich dagegen auf den Rat, Geimpfte auch bei nur leichten Symptomen zu testen. Dieser Auffassung hat sich auch die Bundesärztekammer angeschlossen. (dpa/EB)

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