„Pille? Nein danke!“Warum immer mehr junge Frauen das Verhütungsmittel ablehnen

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  • Historisch gesehen war die Antibabypille ein riesiger Schritt nach vorne – vor allem, was die Selbstbestimmung und Unabhängigkeit der Frau betraf.
  • Inzwischen gibt es alternative Methoden zur Verhütung: Vom Vaginalring über die Spirale bis hin zur natürlichen Familienplanung.
  • Ein Blick auf Historie, Kritik und Realität – und was die Pille bis heute unersetzlich macht.

Köln – Eineinhalb Stunden Diskussion liegen hinter uns. Und uns allen rauchen die Köpfe. Einer meiner Freundinnen stehen sogar die Tränen in den Augen, nachdem eine zweite Freundin und ich sie vor vollendete Tatsachen gestellt haben. Denn innerhalb weniger Wochen sind wir beide von den Langzeit-Pillen-Schluckerinnen zu Hardcore-Kritikerinnen geworden. Und das wollen wir nicht für uns behalten, wir wollen unsere Freundin (immer noch Langzeit-Pillen-Schluckerin) zum Nachdenken anregen. Nur das Beste für sie. Und die Tränen kommen, weil sie verstanden zu haben scheint, warum es uns so ernst ist. Und, weil die Lage für sie aussichtslos ist. Weil es keine Alternativen gibt. Denkt sie – vielleicht zurecht?

Die Pille abzusetzen, liegt im Trend

„Ein Jahr pillenfrei“. „Pille abgesetzt“. „Pille vs. Libido“. „Pille? Nein danke!“. Die Überschriften von Videos in Sozialen Netzwerken wie Youtube oder Instagram sprechen eine klare Sprache. Die Pille, das war mal. Oder? Im August dieses Jahres ist es 60 Jahre her, dass sie in den USA erstmals auf den Markt gekommen ist. Den deutschen Markt erreicht sie ein Jahr später. Und heute, plötzlich, scheint einer Reihe von Frauen eine ganze Tomaten-Plantage von den Augen gefallen zu sein – ganz gleich, ob sie in der Öffentlichkeit stehen oder es die kritischen Gespräche im eigenen Freundeskreis sind. Würde eine junge Frau aus dem Jahr 2020 ihren Vorgenerationen die Pille empfehlen? Eher nein.

Die Pille abzusetzen liegt im Trend. War sie kurze Zeit nach ihrer Entwicklung ein Garant für weibliche Emanzipation und Selbstbestimmung, ist sie heute... ja, was eigentlich? Das meistverkaufte Verhütungsmittel. Einer Schätzung der Bundeszentrale für politische Bildung zufolge haben bis 2015 weltweit mehr als 200 Millionen Frauen mit der Pille verhütet. Heute dürften es entsprechend noch mehr sein. Aber ist die Pille dafür noch immer das beste Mittel?

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Sexuelles Selbstverständnis entwickelt sich

„Die Pille war eine sexuelle Befreiung.“ Produzentin, Filmemacherin und Autorin Katrin Wegner formuliert ihren Satz – vielleicht bewusst – im Präteritum. Für ihr Buch „Die Pille und ich – vom Symbol der sexuellen Befreiung zur Lifestyle-Droge“ hat sie sich intensiv in die Historie der Pille eingearbeitet. Hat mit etwa 250 Frauen aus verschiedenen Pillen-Generationen gesprochen. Vergleiche zwischen Ost- und Westdeutschland gezogen. Und dabei festgestellt: Die starken Meinungsschwankungen gegenüber der Pille über die Jahrzehnte hinweg hängen vor allem mit den unterschiedlichen Lebensbedingungen zusammen.

War die Gesellschaft in den 50er und 60er Jahren noch stark von Kirche, Politik und der Angst geprägt, sexuelle Lust abseits des reinen Fortpflanzungszwecks zu empfinden, war das Selbstverständnis gegenüber Verhütung und Sexualität in den 70er Jahren bereits ein ganz anderes. „Nachdem die Pille 1965 auch in der DDR ankam, hatten viele Mütter junger Frauen zum Beispiel erstmal Angst, keine Enkel mehr zu bekommen“, sagt Wegner. Und das, obwohl sich in der DDR viel eher sexueller Freigeist entwickelt habe, als im konservativen, christlichen Westen.

Die Pille galt zunächst als Skandal

„Als 1972 die staatliche Regelung kam, dass die Pille kostenfrei an sozialversicherte Frauen ausgegeben wurde, hat sie einen regelrechten Boom erfahren. Die Frauen aus dieser Generation waren viel eher in der Lage, mit mir über Orgasmen, Erotik und alles, was man sich in Partnerschaften gewünscht hat, zu sprechen“, sagt Wegner. Ein Selbstverständnis, das im Westen erst erlernt werden musste – „da galt die Pille als Skandal, regelrecht als Weltzerstörerin.“ In den 80er und 90er Jahren verortet Wegner dann eine Art gelebte sexuelle Revolution.

„Es hat überhaupt sehr lange gedauert, ehe die Pille als Verhütungsmittel verstanden wurde. Viele dachten: Die Pille ist ein Präparat gegen Menstruationsbeschwerden. Damit wurde sie auch offiziell beworben. Und irgendwo im Kleingedruckten stand dann, dass sie auch eine empfängnisverhütende Wirkung hat.“

Historischer Schritt für Gesellschaft und Pharmazie

Es dauerte jedoch nicht lange, ehe diese besondere „Nebenwirkung“ als historisch und gewaltiger Schritt nach vorne gefeiert wurde. Verschaffte sie den Frauen doch vor allem eines: Zeit. Sie blieben länger in Schule und Beruf, wurden später Mütter – belegt darin, dass die Zahlen von Abiturientinnen und Akademikerinnen in den 1960er Jahren rasant anstiegen. Vor allem auch das Thema Familienplanung machte die Pille flexibler, sorgte dafür, dass sich Frauen nach ihren individuellen Vorstellungen selbstverwirklichen konnten.

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Trotz dieser – vor allem in Bezug auf Emanzipation – positiven Effekte der Pille wurden bereits in den 70er Jahren auch kritische Stimmen laut. Insbesondere wegen des hohen Östrogengehalts und des daraus resultierenden Thromboserisikos. „Viele Frauen haben dann auch Vorwürfe gegenüber ihren Partnern erhoben. Denn die Pille für den Mann war schon da im Gespräch, kam wegen zu hoher Nebenwirkungen aber niemals zur Umsetzung – bis heute“, sagt Wegner.

Über 50 Pillenpräparate auf dem deutschen Markt

Es folgte ein Coup der Arzneimittelhersteller: Die Geburtsstunde der Multifunktionspille im Jahr 1978, die für kosmetische Effekte wie beispielsweise die Behandlung von Akne eingesetzt werden konnte. Später kombiniert mit strategischer Werbung habe die Pille damit trotz aller Kritik immer mehr Aufschwung erhalten. „Welcher Typ Frau bist du?“, hieß es da etwa in den Anzeigen, mit denen die Pharmaindustrie geschickt das Arzneimittelwerbegesetz umschifft habe. Alternativ überzeugte die Frauen vielleicht ein Schlüsselanhänger oder ein Schminktäschchen von einem der inzwischen über 50 Pillen-Präparate auf dem deutschen Markt – Geschenke, die in den 90er Jahren mit den Pillenverpackungen „an die Frau“ gerieten. „Bei vielen Frauenärzten sind diese Sachen direkt im Giftschrank gelandet. Aber sicherlich nicht bei allen“, sagt Wegner.

Das sagt auch der Kölner Gynäkologe Dr. Christian Windelen. „Dass die Pharmaindustrie versucht, Frauenärzte mit Geschenken zu beeinflussen, findet heute eher selten statt und ist auch längst nicht mehr so einfach. Den einzigen Vorteil, den Frauenärzte selbst mit dem Verschreiben der Pille haben, ist, dass sie sich eine umfassende Aufklärung mit viel Redebedarf ersparen: Der Zeitaufwand für ein Rezept ist deutlich geringer.“

Die Pharma-Branche mag also vielleicht nicht unschuldig sein an der lange kritiklosen Pillen-Einnahme. Aber wieso verschreiben dann so viele Frauenärzte ein Präparat, das so großen Einfluss auf die Entwicklung junger Mädchen haben kann – und wieso nehmen es so viele? Laut einer repräsentativen Untersuchung zum Verhütungsverhalten Erwachsener der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) im Jahr 2018 nehmen 47 Prozent der sexuell aktiven Frauen die Pille. 46 Prozent – mit Überschneidungen zu ersterem – nennen das Kondom als Verhütungsmethode. 33 Prozent finden, dass die Pille bereits für junge Mädchen geeignet ist. Im Gegenzug lehnen aber 55 Prozent die Aussage ab, dass man die Pille über Jahre hinweg unbedenklich anwenden könne. Und nahezu die Hälfte der befragten Frauen (48 Prozent) stimmt der Aussage zu, dass Verhütung mit Hormonen „negative Auswirkungen auf Körper und Seele“ hat.

Manipulation des eigenen Körpers

So ging es auch Sabine Kray. Aus ihren Erfahrungen hat sie ebenfalls ein Buch gemacht. „Freiheit von der Pille – eine Unabhängigkeitserklärung“ dreht sich um jene 17 Jahre, in denen sie sich selbst der Pille und damit hormoneller Verhütung verschrieben hat. Vor allem aber drehen sich die Seiten ihres Buchs um das „Danach“: Etwa sechs bis acht Wochen dauert es nach dem Absetzen, bis Sabine Kray sich dabei ertappt, aus dem Blauen heraus an Sex zu denken. Etwas, das zuvor nie vorgekommen war. „Ich dachte immer, das sei etwas, was man sonst nur Männern zuschreibt. Dass man gleichrangig neben Hunger und Durst eben auch sexuelles Begehren empfindet.“

Und dann beginnt Sabine Kray zu recherchieren. Entdeckt, wie sehr sie ihren Körper manipuliert hat. Und vor allem ist da Unverständnis: Ja, die Pille wurde nach ihrer Entwicklung als neugewonnene Freiheit für Frauen wahrgenommen, nicht nur in Bezug auf die Verhütungsfrage. Doch zu welchem Preis? Als 15-Jährige etwa habe man doch noch gar keine Koordinatoren für so wichtige Lebensbereiche wie Identität, Sexualität – die dann durch so einen starke, äußere Variable künstlich verändert werden. „Also denken all diese jungen Mädchen: Frau sein, das muss so sein, wie unter hormonellem Einfluss“, sagt Kray.

Die dritte Pillengeneration ist Leistungsgesellschaft

Ohne einen Zufall hätte Sabine Kray die Wirkungsweise der Pille wohl selbst nie hinterfragt. „Ich hatte zu der Zeit keinen Freund und habe es schlicht versäumt, mir ein neues Rezept zu holen.“ Ihr Appell: Frauen müssen sich unabhängig machen. Wissen erwerben, über sich selbst und ihren Zyklus. Ohne die Pharmaindustrie. Aber ist Verhütung ohne Pille nicht auch gleich mehr Unsicherheit? Ich glaube, für meine Freundin wäre es ein kleiner Weltuntergang, würde sie jetzt schwanger werden. Weil sie erst fertig studieren möchte. Vielleicht noch ins Ausland. Abschluss, Erfolg, alles pünktlich und nach der klassischen Reihenfolge zu erledigen, das ist für sie sehr wichtig. Die Bestätigung für Katrin Wegners These: „Die dritte Pillen-Generation ist Leistungsgesellschaft. Da passt der ganze Pillen-Markt ideal zu, weil so in diesem Bereich des Lebens nahezu absolute Sicherheit für junge Frauen herrscht.“

Absolute Sicherheit. Ein ironischer Begriff, schaut man auf die Nebenwirkungen im Beipackzettel der Pillen. „Junge Frauen sind permanent einem Medikament ausgesetzt, das ihrem Körper schadet“, kritisiert Sabine Kray. Die Folgen unter anderem: Migräne, sexuelle Unlust, Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen. Der Ursprung des Problems beginnt ihrer Meinung nach in der Schule, wenn es um die berühmt berüchtigten „Bienchen und Blümchen“ geht. „Im Sexualkundeunterricht gibt es meistens nur die Pille und das Kondom. Das Thema ist wie ein jahrhundertealtes Gespenst: Schon vor 300 Jahren hat man den Frauen eingetrichtert, die Schwangerschaft sei eine Strafe, die sie ereilt, wenn man sich nicht keusch verhält. Dabei ist das doch die Superpower von Frauen – die sollte man nicht problematisieren!“

Pille macht Hirnschläge oder Thrombose wahrscheinlicher

Laut Sabine Kray erschwere mangelnde Beratung von Frauenärzten die Lage weiter. Aus eigener Erfahrung und durch die Gespräche mit jungen Mädchen für ihr Buch weiß sie, dass Rezepte nicht selten „mal eben schnell“ über den Tresen der Arztpraxis gereicht werden. Gegenüber der BZgA benennen 80 Prozent der Frauen ihre Gynäkologen als wichtigste Informationsquelle in Verhütungsfragen. Und 63 Prozent der 18- bis 49-Jährigen halten sich auch für gut informiert.

Bleibt die Frage: Was ist mit den Mädchen, die noch nicht volljährig sind? Dr. Windelen meint: „Ich bin bei der Verschreibung der Pille zurückhaltend. Bei risikoarmen Fällen und wenn eine Frau sie unbedingt haben will, ist das okay. Aber dann wissen sie nach meiner Aufklärung auch: Wenn ich die Pille einnehme, erhöhe ich damit das Risiko, zum Beispiel mit meinen 20 oder 25 Jahren eine Thrombose oder einen Hirnschlag zu bekommen. Man muss sich als gesunder Mensch also im Klaren darüber sein, dass man durch die Einnahme der Pille in seltenen Fällen sterben kann.“

Vielleicht aber ist Windelen mit seiner Einstellung die Ausnahme. Er hat über viele Weiterbildungen naturheilkundliche Behandlungsformen wie Phytotherapie und chinesische Medizin erlernt. Während viele seiner Kollegen nur schulmedizinische Behandlungsformen kennen, setzt er beispielsweise gegen Menstruationsbeschwerden auch auf die Wirkung von Kräutern und Naturheilmitteln. Behandlungsarten, die für die Industrie natürlich unvorteilhaft sind. Aber eine Alternative für Frauen. Hormonfrei.

Selbstversuch beim Gynäkologen

Jetzt will ich es genau wissen. Kritik übt sich leicht. Vor allem, ohne eine Alternativlösung zu nennen, die der Pille vor allem in ihrer Zuverlässigkeit gleichkommt. Von 100 Frauen werden laut dem sogenannten Pearl Index der Pille statistisch gesehen 0,1 bis 0,9 Frauen schwanger. Im Vergleich zu anderen Verhütungsmethoden ein sehr geringer Wert. Was bleibt denjenigen Frauen also, die auf Hormone verzichten möchten – nicht aber auf die Unbeschwertheit, die ihnen die Pille beim Sex verleihen kann?

Die Arzthelferin zieht meine Krankenkassenkarte durch das Lesegerät. Ich, Anfang 20 und alibimäßig auf der Suche nach der idealen Verhütungsmethode, habe heute ein Beratungsgespräch bei einem Gynäkologen, der hier namentlich nicht genannt werden möchte. Ich stelle gleich zu Beginn einige kritischen Fragen zur Pille. Frage, ob er mir trotz negativer Erfahrungen noch ein anderes Pillen-Präparat empfehlen würde. „Es ist die Frage, ob Sie dafür noch zu begeistern sind. Wenn Sie sagen, Sie möchten noch etwas ausprobieren, ist das okay, wenn nicht, dann ist das auch okay.“

In einer festen Beziehung, sagt er, hätte ich die Möglichkeit zur natürlichen Familienplanung. Mithilfe von Zyklus-Monitoring, also beispielsweise einem Zykluskalender, können die fruchtbaren Tage bestimmt werden. Voraussetzung: kein Stress, regelmäßiger Schlaf und Zyklus. An den fruchtbaren Tagen: Abstinenz, abgebrochener Verkehr oder Kondom. Auch eine Kombinations-Lösung mit einem Verhütungscomputer sei möglich, der mithilfe von Urin-Teststäbchen die fruchtbaren Tage bestimmt. Mit wechselnden Partnern sei diese Methode natürlich allein wegen möglicher Geschlechtskrankheiten nicht empfehlenswert. Mit dem Verhütungscomputer werden, wird er als einzige Verhütungsmethode verwendet, statistisch gesehen pro Jahr etwa sechs von 100 Frauen schwanger.

Empfehlung zu hormonfreier Verhütung

Als weitere Alternative legt er vier verschiedene Kupferspiralen vor mir auf den Tisch. Um zu entscheiden, ob davon eine infrage kommt, müsste der Gynäkologe zunächst einige Untersuchungen machen, um etwa die Größe der Gebärmutter zu bestimmen. Pearl Index: Abhängig vom Kupfergehalt, 0,4 bis 3. Über weitere Verhütungsformen, wie beispielsweise die Kupferkette oder den Vaginalring, sprechen wir nicht.

Meine abschließende Frage: Was würde der Gynäkologe mir ganz objektiv empfehlen? „Das ist eine sehr individuelle Entscheidung. Aber ich würde sagen, Sie sind nicht der Typ, der die Pille nimmt.“ Zu kritisch. Und er sagt auch: „Die Mädchen, die wegen der Pille zu mir kommen, werden weniger. Ich merke einen Trend von der Pille weg, wie bei Ihnen.“ Teilweise 15- oder 16-Jährige kämen inzwischen wegen der Spirale. Ein Trend, dem die Hersteller der Antibabypille gegenzusteuern versuchen: „Sie haben eine Beratungsbroschüre herausgebracht, auf der die Überschrift steht: 'Warum ich nicht mit der Pille aufhören sollte'. Die habe ich weggeworfen. Die Pharmaindustrie sollte keiner Frau vorschreiben, warum sie die Pille zu nehmen hat oder nicht.“

Offensichtlich muss sie das aber für die hohe Konstante auf der Einnahme-Liste. Sabine Kray nennt die Pille den „Dieselmotor der Pharmaindustrie“ – ähnlich wie bei den Autoherstellern werde auch bei Verhütung zu wenig an Alternativen gearbeitet. Warum auch: funktioniert doch noch.

Bis heute ist die Pille am sichersten

Wie bei dieser Freundin von mir. Sie nimmt die Pille weiterhin. Etwa ein dreiviertel Jahr ist unser Gespräch an diesem einen Abend im Restaurant her. Laut BZgA sind die Zahlen der Pillen-Nutzerinnen 2018 im Vergleich zu den Ergebnissen aus 2011 bereits um 16 Prozentpunkte gesunken – in der Altersgruppe der 18- bis 29-jährigen, zu der auch meine Freundin gehört. Dr. Christian Windelen sagt wie der Gynäkologe in meinem Beratungsgespräch: Die Akzeptanz gegenüber der Pille habe in den vergangenen Jahren auf jeden Fall abgenommen. Wird immer öfter ersetzt durch Verhütungsring, Spirale und natürliche Familienplanung. Genau wie Katrin Wegner denkt er, dass die vierte Pillengeneration – die sich etwa durch Fridays for Future schon als kritisch präsentiert – die Einnahme noch mehr hinterfragen wird.

Es gibt ihn also, den Trend hin zu hormonfreier Verhütung und weg von der Pille. Und sicher gibt es schönere Geschenke zu ihrem Geburtstag. Aber wer 60 wird, der muss auch Verantwortung tragen. Kritik einstecken. Sich mal überholen lassen. Und vor allem: Niemandem die Tränen in die Augen treiben. Schon gar nicht meiner Freundin. Und dennoch lässt die Pille in punkto Sicherheit und Zuverlässigkeit bis heute andere Verhütungsformen hinter sich zurück, hat Frauen zu Berufstätigen, Akademikerinnen gemacht. Also ja, ein Hoch auf die Pille! Aber kein sorgloses.

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