KALL. Julius Engel aus Kall ist mittlerweile 70 Jahre alt und kann auf ein bewegtes Leben zurückblicken. Er ist ein so genannter Ungar-Deutscher, der in den 50er Jahren als Kampfpilot eine Fliegerkarriere in West-Ungarn begann.
Doch Engel konnte sich nicht mit dem damaligen kommunistischen Regime anfreunden, wurde wegen Hochverrats 1954 zum Tode verurteilt und zwei Jahre später begnadigt. Sein Weg führte ihn nach Deutschland. Seine ungarische Fluglizenz wurde nicht anerkannt und Engel schlug sich als Fernfahrer durch, bis er auch in Deutschland eine Fluglizenz erwarb.
Nach vielen Jahren als Pilot wurde der durch Magengeschwüre angeschlagene Julius Engel für eine Schweizer Detektei Privatermittler. Sein erster bedeutender Auftrag war, ein vom Vater entführtes Kind aus dem italienischen Livorno nach Deutschland zur Mutter zurück zu bringen.
In den späteren Jahren machte sich Julius Engel als Privatdetektiv mit Firmensitz in Kall selbständig und spezialisierte sich auf das Auffinden und Rückführen entführter Kinder. Seine Aufträge führten ihn in die ganze Welt.
Der Privatdetektiv Julius Engel, der sich im Jahr 2000 zur Ruhe setzte, veröffentlichte nun ein Buch, das seine Erlebnisse und die Schicksale verzweifelter Mütter beschreibt, die in dem Spezialisten Engel eine letzte Hoffnung sahen, nachdem ihre Kinder von den Kindesvätern in alle Welt entführt wurden. Engel beschreibt Situationen, wenn Väter eine Trennung von der Partnerin nicht hinnahmen und das gemeinsame Kind entführten.
Riskante
Recherchen
Der beauftragte Spezialist beschreibt in seinem Buch die höchst riskanten und zudem schwierigen Recherchen, entführte Kinder in Tunesien, Pakistan, Algerien oder Marokko zu finden und sie später aus diesen Ländern zu ihrer Mutter nach Deutschland zurück zu führen. Hilfe von den örtlichen Auslandsbehörden nahm er nicht in Anspruch, denn auch die leidenden Mütter scheiterten am Bürokratismus und fehlenden Gemeinsamkeiten in der deutschen und ausländischen Rechtsprechung.
Chronologisch und sachlich, aber auch sehr menschlich, schildert Julius Engel seine Erinnerungen als Privatdetektiv, der sich selbst in Gefahr begab. Höchst sensibel ist der Augenblick, den Zugriff auf ein entführtes Kind zu haben und ihm zu vermitteln, dass es nun zu seiner Mutter zurückkehren wird. Auch das Kind, wenn es ein Gefühl von Sicherheit gefunden hat, muss zwangsweise trotz jungen Alters kooperieren.
Nachdem sich Julius Engel zur Ruhe gesetzt hatte, übernahm sein Sohn Oliver das schwere Erbe, verzweifelten Müttern ihr entführtes Kind in die Heimat Deutschland zurückzubringen. Der neue Auftrag des Sohnes Oliver Engel, der momentan nicht erreichbar ist, führt ihn aktuell nach Asien. Ein erneut heikler Auftrag, wie ihn sein Vater schon vielfach erfolgreich und im Sinne der verzweifelten Mütter löste, ist sein Auftrag.
Das Buch Im Geheimauftrag verzweifelter Mütter erschien im Verlag Mein Buch und schildert die Erlebnisse von Julius Engel auf 209 Seiten. Ein mangelndes Lektorat bei solchen Eigenverlegern führt zu einem Abdruck, der leider eine Vielzahl von grammatikalischen Schwächen hat. Dennoch ist das Buch durch seine Brisanz sehr lesenswert.
Die Erlebnisse von Julius Engel haben neben einer enormen Dramatik sogar den Stoff für ein Filmdrehbuch. Julius Engel plant ein weiteres Buch und will über Entführungen von islamischen Terroristen berichten. Julius Engel, der selbst drei erwachsene Kinder und fünf Enkelkinder hat, spendet den Erlös seines Buches der Initiative letzter Wunsch, um kranken Kindern weltweit zu helfen.
Im Geheimauftrag verzweifelter Mütter von Julius Engel, Verlag Mein Buch, broschiert, 209 Seiten, ISBN 3-86516-472-2, Preis 13,80 Euro.
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