Hessen will bis zu 15 Prozent Energie einsparen

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Wiesbaden – Angesichts der Energiekrise infolge des Ukraine-Kriegs will Hessen für den Winter vorsorgen und ab sofort in den Gebäuden der Landesverwaltung Energie sparen. Mit einem Mix aus kurz- und mittelfristigen Maßnahmen könnten in der kommenden Heizperiode bis zu 15 Prozent eingespart werden, sagte Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) am Donnerstag in Wiesbaden. Ziel sei es, einen Energieengpass im Winter zu verhindern. „Jede Kilowattstunde Energie, die wir einsparen, ist wichtig und hilfreich.”

Die Liegenschaften des Landes, zu denen Finanzämter, Polizeistationen und Hochschulen zählen, nutzen Rhein zufolge im Jahr genauso viel Wärme wie etwa 30.000 Einfamilienhäuser. Rund 45 Prozent der Landesverwaltung werde mit umweltfreundlicher Fernwärme geheizt, 50 Prozent aber noch mit Gas. Nun soll die Raumtemperatur in den Gebäuden in den kalten Monaten - bei sitzender Tätigkeit - auf 20 Grad gesenkt werden.

„Ein Grad weniger spart etwa sechs Prozent Energieeinsatz”, betonte Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne). Im kommenden Jahr würden auf das Land deutlich höhere Kosten für Gas zukommen. In diesem Jahr lägen sie bei 15 Millionen Euro, für 2023 seien 25 Millionen Euro einkalkuliert. Mit einer Energieeinsparung von 15 Prozent könnten die Mehrkosten um 1,5 bis 2 Millionen Euro reduziert werden.

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Neben niedrigeren Raumtemperaturen soll Al-Wazir zufolge in den Waschräumen das Warmwasser abgestellt werden. Klimaanlagen, wo vorhanden, sollen gedrosselt werden und die Räume nicht mehr auf unter 26 Grad gekühlt werden. Für mittelfristige Maßnahmen wie neue Heizungssysteme, Fensteraustausch und energiesparende Dämmung brauche es mehr Planungszeit. Der Wirtschaftsminister appellierte auch an Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Kommunen, genau zu prüfen, wo sie selbst noch Potenzial fürs Energie- und Gassparen sehen. „Energiesparen ist das Gebot der Stunde”, betonte Al-Wazir.

Rhein und Al-Wazir kündigten ein Monitoring des Sofortprogramms an. Die Wirkung des Energiesparpakets sollten in engen Abständen überprüft werden, um gegebenenfalls nachjustieren zu können, erläuterte Rhein.

Der hessische Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Hessen) begrüßte die Energiesparpläne, hätte sich aber mehr als die formulierten „bis zu 15 Prozent” gewünscht. „Das Ziel muss doch sein, mindestens 15 Prozent einzusparen”, erklärte Vorstandsmitglied Werner Neumann. Richtig seien die schnell umsetzbaren Schritte, wie die Senkung der Raumtemperatur. Ein zentrales Element sei unter anderem die Senkung des Stromverbrauchs durch das Abschalten unnötiger Verbraucher wie der Computer außerhalb der Dienstzeiten. Auch könnten Heizungspumpen und Lüftungsanlage heruntergeschaltet werden, oft ohne Komforteinbußen, da diese überdimensioniert seien.

„Insgesamt kann mehr Schwung und Wirkung in die Kampagne eingehen”, betonte Neumann. So sollte etwa der Wochenverbrauch von Strom und Wärme am Hauseingang dargestellt werden, um zu zeigen, dass die Maßnahmen wirkten. „Die Erfolge sollte das Land auch nach außen darstellen, auch in einem Wettbewerb mit den vielen Betreibern von Bürogebäuden in Hessen.”

Dem BUND fehlt zudem eine Selbstverpflichtung für ein Tempolimit der Dienstwagen. „Wenn Hessen Vorbild sein will, dann sollte hier ein Signal des Landes Hessen an alle Autofahrerinnen und Autofahrer in Hessen gegeben werden. Auch hier können mindestens zehn Prozent Sprit gespart werden”, erklärte Neumann.

© dpa-infocom, dpa:220728-99-185875/3 (dpa/lhe)

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