Interview mit NiedeckenMit dem Karneval versöhnt

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(Bild: dpa)

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Herr Niedecken, wie wor et?

Wunderbar. Vor allem ging es unglaublich schnell vorbei. Dreieinhalb Stunden, das ist ungefähr so lang wie ein BAP-Konzert, das übrigens auch immer sehr schnell um ist. Jedenfalls dachte ich, als wir vorhin hier um die Ecke kamen: wie, dat wor et?

Was ist denn anstrengender: ein BAP-Konzert oder eine Fahrt auf dem Zoch?

Nach einem Konzert bin ich schon fertiger, weil ich mich um die ganze Dramaturgie kümmern muss. Hier stehe ich vorne auf dem Wagen, die Leute freuen sich, mich zu sehen, singen BAP-Lieder. Und ich muss nur sehen, dass ich mit den Kamelle auskomme. Es war einfach nur schön.

Der Zoch beginnt direkt vor der Tür Ihres Elternhauses. Gänsehaut?

Ja, das war ein sehr emotionaler Moment. Ich habe mich ja nie an den Karneval rangeschmissen, sondern mich, vornehm gesagt, in einer kritischen Distanz bewegt...

.. sehr vornehm ausgedrückt.

Ja, aber das ist auch drei Jahrzehnte her. „Nit für Kooche“ habe ich 1981 geschrieben, locker fünf Jahre vor der ersten Stunksitzung. Das war eine bleiverglaste, miefige, spießige Zeit, wo die bräsigen Vereinsmeier den Karneval im Griff hatten. Das steht in keinem Verhältnis mehr zu dem, was es jetzt ist. Der Kuckelkorn und die Leute, die das heute machen, haben da eine Generation abgelöst, die auch abgelöst gehörte.

Das heißt, die Zustimmung fiel Ihnen sehr leicht?

Im Vorjahr habe ich die beiden Wagen für Afrika gestaltet, da war ich schon Schach, nur konnte ich leider nicht mitfahren, weil ich das Innenband im Knie kaputt hatte. Jetzt rief der Zugchef wieder an, und dann habe ich blanko zugesagt, auch wenn wir nun gerade unser neues Album rausbringen und ich einfach sehr viel Termine habe.

Das Motto passt ja ganz gut.

Stimmt, als Hippie musste ich mich nicht groß verkleiden. Ich bin nur etwas bunter als sonst.

Wolfgang Niedecken ist also mit dem Karneval versöhnt?

Auf jeden Fall. Es haben schon vergangenes Jahre Leute zu mir gesagt, ,siehst Du Jung, Karneval ist gar nicht so schlimm . Es ist ein bisschen wie der verlorene Sohn, der heimkommt.

Aber BAP im Karneval wird es nicht geben, oder?

Nein, was sollen wir da? Das sollen die anderen machen. Ich habe großen Respekt vor dieser Tour durch die Säle. Und ich glaube auch nicht, dass wir das könnten.

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