Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

KVB-Unfall in MarsdorfTödlicher Unfall wegen defekter Schranke

Lesezeit 3 Minuten

Am Bahnübergang Horbeller Straße ist es zu einer tödlichen Kollision gekommen. (Bild: Meisenberg)

Köln – Am Tag danach zeugen noch Autowrackteile von dem schrecklichen Unfall. Techniker der Kölner Häfen und Güterverkehr AG begutachten den Bahnübergang an der Horbeller Straße in Marsdorf, an dem eine 82 Jahre alte Golffahrerin Mittwochnachmittag ihr Leben verlor. Im Gras liegt die Schranke, die der alten Dame offenbar zum Verhängnis wurde: Erste Ermittlungen ergaben, dass die Ampel- und Schrankenanlage defekt war, als die Autofahrerin kurz vor 17 Uhr die Schienen überquerte. Sekundenbruchteile später wurde sie von der herannahenden Linie 7 erfasst, mitgeschleift und in ihrem Wagen eingeklemmt. Die Frau verstarb noch an der Unfallstelle.

Bekam Zugführerin Warnsignal?

Mehrere Zeugen berichteten der Polizei, dass die Seniorin bei geöffneter Schranke in den Bahnübergang hereinfuhr. Nach Rundschau-Informationen sollen erste Untersuchungen ergeben haben, dass ein Relais im Schalterhäuschen defekt war.

Ein beauftragter Sachverständiger soll die genaue Ursache klären. Dabei kann neben technischem auch menschliches Versagen nicht ausgeschlossen werden: 970 Meter vor dem Bahnübergang befährt jeder Zug einen Kontakt, woraufhin normalerweise die Ampel Rot zeigt und die Schranken geschlossen werden. Sollte dies nicht geschehen - wie es am Mittwochnachmittag offenbar der Fall war - wird dem Zugführer per Signal angezeigt, dass am Bahnübergang ein Defekt vorliegt. Ob dies von der KVB-Fahrerin der Linie 7 übersehen wurde, oder ob auch das Sicherheitssignal nicht funktionierte, ist derzeit noch unbekannt.

Die 62-Jährige hat nach dem erlittenen Schock das Krankenhaus wieder verlassen können. Sie ist nach Worten von KVB-Sprecher Joachim Berger krankgeschrieben. Die KVB bietet ihren Mitarbeitern in solchen Fällen eine unfallpsychologische Nachsorge an.

Die Schienenstrecke, auf der das Unglück geschah, ist Eigentum der Kölner Häfen und Güterverkehr AG (HGK); ein Teilstück davon wird von den Kölner Verkehrsbetrieben (KVB) genutzt. Der Bahnübergang Horbeller Straße ist nach Worten eines HGK-Sprechers etwa 30 Jahre alt und werde wie rund 100 anderen Bahnanlagen in Köln und Umgebung dreimal pro Jahr inspiziert. Der Bahnübergang an der Unglücksstelle sei nicht als „Problemkind“ bekannt. 40 000 Mal pro Jahr gehen dort die Schranken rauf und runter. Zeese sprach von einer bisher zuverlässigen Anlage. KVB-Sprecher Joachim Berger erklärte, jede Technik könne einmal versagen, sei es durch natürliche Einwirkungen oder mechanische, wie etwa mutwillige Zerstörung. „All das wird der Gutachter nun untersuchen.“ Den Experten zu finden, war schwieriger als zunächst angenommen. Erst nach langer Suche traf der Sachverständige gestern Nachmittag am Unfallort ein.

Der Zugverkehr war deshalb gestern auch am späten Nachmittag noch nicht wieder freigegeben. Voraussichtlich wird dies nach Polizeiangaben noch einige Zeit dauern. „Wichtig ist, dass die Spurenlage nicht verfälscht wird. Darum muss gründlich untersucht werden und dies kann dauern“, sagte eine Polizeisprecherin. Beamte einer eigens gegründeten Ermittlungskommission wollen in den kommenden Tagen Zeugen vernehmen, darunter KVB-Fahrgäste. Zwischen der Endhaltestelle Frechen und Haus Vorst pendeln wegen der Sperrung weiter zwei Züge der Linie 7 hin und her. Von Köln kommend fährt die Linie 7 über den Weg der Linie 9 bis nach Sülz zum Hermeskeiler Platz. Ab Dürener Straße / Gürtel setzten die KVB sechs Gelenkkombibusse ein, die bis Haus Vorst fahren.