Popstars und Speisen vor dem Objektiv

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BEDBURG-KASTER. BAP, Milka, der Kölner Kunstprofessor Jürgen Klauke und ein karibischer Nachtisch haben etwas gemeinsam. Allesamt wurden sie von dem Wahl-Bedburger Fotografen Ruprecht Stempell (40) abgelichtet. Der gebürtige Goslarer hatte zunächst einen ganz anderen Weg eingeschlagen. Als Krankenpfleger arbeitete er Anfang der 80er Jahre an der Uniklinik in Göttingen. „Dort habe ich gemerkt, dass dies nicht mein Dauerberuf sein kann“, sagt Stempell. Als 22-Jähriger entdeckte er die Fotografie. Bei dem bekannten Kölner Fotografen Hermann Schulte - „Herman the German“ - machte er ein Praktikum und bekam BAP und die Höhner vors Objektiv. „Ich habe keine Lehre gemacht, sondern bin Autodidakt“, berichtet er. Man brauche „Fantasie und das Talent, die Technik zu bedienen.“

Eine Ausbildung zum Laboranten machte er bei dem Bedburger Fotografen Eduard Noack. Nebenher jobbte er als Koch in einer Kölner Kneipe. Als Sohn eines Kochs und einer Köchin für ihn ein Leichtes. 1994 machte er sich selbstständig. RTL wurde sein erster und größter Kunde, mit dem er bis heute zusammen arbeitet. Ilona Christen, Hans Meiser waren zu Gast in seinem Kölner Studio. Rosi Mittermayer, Oliver Bierhoff und Stefan Effenberg standen für Hilfesprojekt-Kampagnen in der dritten Welt vor seiner Kamera. Auch das ZDF gehört zu seinen Kunden. Für sie fotografierte er die Kampagne „Mit dem Zweiten sieht man besser“. Aufträge führten ihn rund um den Globus. „Zwischen 1994 und 2001 war ich fast nur unterwegs und habe in Hotels gewohnt“, sagt er.

Seiner Liebe zum Essen und Kochen konnte er in einem halben Dutzend Büchern der Reihe „Culinaria“ Ausdruck verleihen. Für die Ausgabe „Ungarische Spezialitäten“ gab es sogar einen Preis. Vor zwei Jahren produzierte er ein Kochbuch mit Dirk Bach. „Er kann überhaupt nicht kochen, aber er hat viele tolle Ideen. Freunde müsse diese Sachen dann für ihn zubereiten.“.

So viel Erfolg hat nur, wer nie müde ist, stets Ideen entwickelt und vor Neuem nicht zurückschreckt. „Als vor einigen Jahren die Trash-Photographie aus England herüberschwappte, haben viele ältere Kollegen die Segel gestrichen“, weiß er. Auch für ihn war es eine schwierige Zeit. „Zum Glück wird heute wieder Wert auf Qualität gelegt.“

Mit seiner Frau Kyra, die Malerin ist, produziert er derzeit ein Buch über die Herstellung von Schmuck. Ein Herzensprojekt ist ein Buch über junge deutsche Schauspieler, an dem er derzeit arbeitet. Ein in weiterer Ferne liegender Traum ist eine kleine Gastronomie. „Zusammen mit meiner Frau, die eine begnadete Köchin ist“, schwärmt er.

Dass bei einem Fotografen und Perfektionisten wie ihm auch nicht immer alles glatt geht, erlebte er kürzlich: „Ich traue mich kaum, es zu sagen, aber als mein Sohn eingeschult wurde und alle Eltern ihre Kinder fotografierten, hatte ich den Film in der Kamera vergessen.“ Er nimmt es selbstironisch: „Da denken die Leute, da kommt der Herr Fotograf und nun gibt es von meinem Kind kein einziges Bild.“

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