Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

SSF und Trainer Grabowski trennen sich

Lesezeit 3 Minuten

BONN. Die Nachricht kam überraschend: Die SSF Bonn und Schwimmtrainer Martin Grabowski gehen ab dem 31. August getrennte Wege. Beide Seiten konnten sich in mehreren Gesprächen nicht auf eine Weiterführung der Zusammenarbeit einigen. Grabowski, der seit vier Jahren als hauptamtlicher Trainer der SSF-Schwimmer fungierte, war unter anderem dafür verantwortlich, dass die 17-jährige Nina Schiffer 2007 und 2008 Deutsche Meisterin über 200 m Schmetterling wurde und immer noch die Chance auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen besitzt.

„Der Verein war nicht bereit, meine Vorstellungen weiter zu unterstützen und meine Kompetenzen schriftlich zu fixieren", erklärte Grabowski der Rundschau. Ihn ärgerte vor allem die fehlende Rückendeckung vonseiten des Vorstands: „In den vergangenen Monaten gab es zunehmend die Tendenz, dass ich sehr viele Entscheidungen vor Personen rechtfertigen musste, die offensichtlich den Leistungssportgedanken nicht mittragen wollen. Ich kann eben nicht nur Hände schütteln, wenn ich eine Deutsche Meisterin habe, sondern muss auch etwas vorher investieren."

So dürfte genau dieser schwierige Spagat zwischen Breitensport und Leistungssport, dem die SSF Bonn als mit Abstand größter Bonner Sportverein besonders ausgesetzt sind, dann auch der Hauptgrund der Trennung gewesen sein. Immerhin war mit der Vorbereitung Nina Schiffers auf die Qualifikation zu den Olympischen Spielen auch ein nicht wegzudiskutierender finanzieller Aufwand verbunden. Mit zwei dreiwöchigen Höhentrainingslagern und dem Besuch von internationalen Wettkämpfen kam eine fünfstellige Summe als Belastung für den SSF-Etat zusammen.

SSF-Chef Scharf

ist überrascht

Bedeutet also die Entscheidung gegen eine weitere Zusammenarbeit ein Ende des Leistungssportgedankens bei den SSF? Dem widerspricht Michael Scharf, Vorsitzender der SSF Bonn, ganz eindeutig. „Natürlich wird es auch weiterhin Leistungssport bei den SSF-Schwimmern geben“, betonte Scharf, der aber dennoch von der Entscheidung überrascht wurde. „Die Verhandlungen mit Trainern sind Sache der einzelnen Abteilungen. Und aus den Vorgesprächen war deutlich herauszuhören, dass beide Seiten an einer Verlängerung interessiert waren."

Angst davor, dass eine Ausnahmeathletin wie Nina Schiffer nun den SSF den Rücken kehren und für einen anderen Verein starten könnte, hat Scharf im Moment noch nicht. „Das glaube ich nicht, immerhin haben wir hier in Bonn herausragende Strukturen für Schwimmer."

Auch SSF-Schwimmwartin Ute Pilger betonte, dass es auch nach der Ära Grabowski weiterhin leistungsorientiertes Schwimmen geben werde. „Wir werden jetzt kein neues System einführen, immerhin waren die letzten Jahre sehr erfolgreich“, so Pilger, die bestätigte, dass in naher Zukunft ein neuer Trainer vorgestellt werde. „Es gibt schon einen Plan."

Schiffer selbst, an deren Sonderstellung innerhalb der Schwimmabteilung möglicherweise die unterschiedlichen Vorstellungen beider Seiten offensichtlich wurden, zeigte sich ebenfalls überrascht über das Ende des Engagements ihres Trainers. „Ich kenne natürlich die Hintergründe nicht, aber bis jetzt wurde mir kein Grund genannt", bedauerte sie die Entscheidung. „Bis zur Junioren-Weltmeisterschaft Anfang Juli werden wir das Training ganz normal durchziehen. Was allerdings danach kommt, weiß ich noch nicht", ließ sie ihre Zukunft offen.