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VermisstGeschwister und Eltern suchen Sarah

Lesezeit 3 Minuten

Banges Suchen und Hoffen bestimmen seit dem 28. Juni das Leben von Tobias, Monisa, Sebastian, Gerhard und Qudsia Mihm. (Foto: Meike Böschemeyer)

Neunkirchen-Seelscheid – Am 7. Juli ist Sarah Mihm 16 Jahre alt geworden. Feiern aber konnten die Eltern und Geschwister nicht mit der Schülerin. Sie wissen noch nicht einmal, wo sich das Mädchen aus Neunkirchen-Seelscheid aufhält: Seit dem 28. Juni ist sie verschwunden. Und das Leben der Familie ist seither in den Grundfesten erschüttert.

Am 21. Juni erst hatte Sarah ein Zimmer in einem Jugendwohnheim bei Trier bezogen, berichten Mutter Qudsia und Vater Gerhard Mihm im Gespräch. Doch nur eine Woche blieb Sarah, die im neuen Schuljahr die Klasse 10 der Mucher Realschule besuchen soll, dort. „Es gefiel ihr nicht“, wissen die Eltern, „sie war viel Freiheit gewohnt“. Statt der erwarteten Freizügigkeit habe sie Regeln erfahren. „Nach dem Mittagessen war sie einfach weg“ war alles, was die Angehörigen erfahren haben. Gemeinsam mit einem anderen Mädchen sei sie weggelaufen; bekannt ist noch nicht einmal, was die 16-Jährige an jenem Tag getragen hat.

Vielen Spuren sind die Eltern, aber auch die Geschwister Monisa (18) und Tobias (19) seither nachgegangen. In Bonn und Köln hat Mutter Qudsia an Haustüren geläutet. Zu spät ging im Internet - dort haben die Geschwister eine Gruppe „Wo ist Sarah?“ bei Schüler-VZ und „Wer kennt wen?“ eingerichtet - ein anderer Hinweis ein, sie sei in Euskirchen gesehen worden. Selbst im Heimatort glaubte jemand, Sarah beobachtet zu haben. Doch war schnell klar, dass sie mit der Schwester verwechselt wurde, die der 16-Jährigen sehr ähnelt und sogar die gleiche Brille trägt. Belegt scheint, dass sie an diesem Dienstag bei ihrem Ex-Freund war. „Sie hat nach Hamburg und Mönchengladbach telefoniert“, wissen die Angehörigen. Aber auch, dass die Tochter und Schwester danach die angerufenen Nummern aus der Liste gelöscht hat.

Mehrmals sei Sarah schon einfach über Nacht weggeblieben, erzählen die besorgten Eltern. „Aber noch nie so lang“. Und so treibt sie die Sorge um, die Tochter könne in schlechte Gesellschaft geraten sein. „Man kann nicht ruhig schlafen“, nie bleibe das Haus ganz leer, um nur ja keinen Anruf zu verpassen. Auch Urlaubspläne wurden erst einmal abgesagt. „Ich kann nicht beschreiben, wie man sich da fühlt“, klagt die Mutter. Die guten Zeugnisnoten der Geschwister, das bestandene Fachabitur von Bruder Tobias - Freude machen diese Dinge derzeit nicht.

Während die Geschwister immer wieder im Internet nach Hinweisen auf die Schwester suchen, wird die Mutter nächste Woche nach Trier fahren, um mit dem inzwischen zurückgekehrten Mädchen zu sprechen, mit dem Sarah weggelaufen war. Stundenlang hat sie am vergangenen Samstag die Rheinaue durchkämmt. „Sie hatte gesagt, dass sie sich eine Geburtstagsfeier dort wünscht“. Gefunden hat die Mutter ihr Kind nicht.

„Du kannst jederzeit zurückkommen“, appelliert sie daher auf diesem Weg an Sarah. „Dir passiert nichts“. Eine Rückkehr in das Wohnheim nach Trier stehe nicht zur Debatte, der Wiedereinstieg in die Schule sei geregelt. Und auch Vater Gerhard versichert: „Wir sind heilfroh, wenn sie wieder da ist.“