War es ein fremdenfeindlicher Anschlag? Vor einem Jahr brannte das Haus im Park, zwei Tunesier wurden verletzt, es gab Demos. Nun steht der Abriss bevor.
Brand vor einem JahrErmittlungen laufen weiter - Haus im Park macht Platz für Bauprojekt

Unverändert: Vor einem Jahr brannte es im Haus im Park. Die Ermittlungen wegen eines versuchten Tötungsdelikts laufen noch, der Inhaber will die Villa nun abreißen lassen.
Copyright: Cordula Orphal
Das Haus im Park mit seinen toten Fenstern und verkohlten Dachbalken steht wie ein Mahnmal an der Zeithstraße, Tausende Autos, Linienbusse, Radler und Fußgänger passieren täglich die Unglücksstelle. Vor fast genau einem Jahr brannte es hier an der Bundesstraße 56 mitten in Seelscheid, und immer noch sind die Ermittlungen wegen eines versuchten Tötungsdelikts nicht abgeschlossen.
Zwei Männer, Brüder aus Tunesien, hatten bei dem nächtlichen Brand schwere Verletzungen erlitten. Sie waren auf der Flucht vor den Flammen aus dem Fenster gesprungen, der 55-Jährige hatte sich beide Beine gebrochen, der 59-Jährige fünf Rippen. Die Opfer hatten die Villa gepachtet, betrieben darin ein italienisches Restaurant und wohnten im Obergeschoss.
Brand in Seelscheid hatte vermutlich keinen fremdenfeindlichen Hintergrund
Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus äußerte der Jüngere gegenüber unserer Redaktion den Wunsch, das Lokal wiederzueröffnen. Daraus wird definitiv nichts. Besitzer Christoph Olbermann, der die Immobilie vor rund zehn Jahren erwarb, hat andere Pläne. Er will die Villa abreißen lassen und verfolgt ein neues Bauprojekt. „Die Versicherung hat gezahlt“, sagte der Kölner auf Nachfrage.
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Gern hätten wir mit den Opfern darüber gesprochen, wie es ihnen heute, ein Jahr nach dem Unglück, geht. Doch über den Verbleib der Gastronomen ist nichts bekannt, sie sind unter der Handynummer nicht mehr erreichbar.
Über den Hintergrund der Tat halten sich die Ermittler bedeckt. Anfangs gab es einen Verdacht auf eine fremdenfeindliche Tat, am Haus fand sich eine Aufschrift „Ausland raus“. Zwischenzeitlich war deshalb der Staatsschutz mit Sitz in Bonn involviert, es hätten sich indes keine weiteren Hinweise gefunden, heißt es nun aus Polizeikreisen.

Als wäre es gestern gewesen: Auf der Restaurantterrasse liegen noch Spielgeräte, am Rand stehen eine Vitrine und ein Grill.
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Der Sprecher des Bonner Polizeipräsidiums, Michael Beyer, wollte das weder bestätigen noch dementieren: „Wir dürfen dazu nichts sagen, das ist Sache der Staatsanwaltschaft.“
Die „Initiative Neunkirchen-Seelscheid ist bunt“ hatte kurz nach dem Feuer zu einer Mahnwache aufgerufen, mehrere Hundert Bürger zogen durch den Ort, in Ansprachen wurde der Wunsch nach einem friedlichen Zusammenleben ohne Angst und Gewalt laut.
Gruppe „Neunkirchen-Seelscheid ist bunt“ denkt über eine Mahnwache nach
Man habe zum Jahrestag erneut über eine Aktion nachgedacht, heißt es aus der Bewegung, doch angesichts der noch laufenden Ermittlungen noch keinen Entschluss gefasst. Vielleicht stecke ja doch keine Fremdenfeindlichkeit hinter dem Anschlag, und es gebe ein ganz anderes Motiv, geben einige zu bedenken.
Einer der Sprecher der basisdemokratischen Gruppierung, Rainer Thoma, weiß nichts von diesen Überlegungen. Er erinnerte im Gespräch mit der Redaktion daran, dass es kurz vor dem Brand eine weitere Aggressionstat an der Bushaltestelle in Seelscheid gegeben habe, und sprach von „zwei vermeintlich fremdenfeindlichen Vorfällen“ im Sommer 2024.
Die Brandermittler hatten die Villa und das umliegende Grundstück zunächst für die Spurensuche abgeriegelt. Nun steht nur noch ein Bauzaun rund um die Ruine. Die Auswertung des Landeskriminalamts soll mittlerweile vorliegen. Inhalt? Die Staatsanwaltschaft verweist darauf, dass die Akte gerade nicht im Haus sei, die Redaktion solle in vier bis sechs Wochen noch einmal nachfragen, so Presse-Staatsanwalt Martin Kriebisch.
Es sei offensichtlich eine komplexe Ermittlung, sagte Polizeisprecher Beyer, es gebe Fälle, die früher abgeschlossen werden könnten. Gutachten müssten beigebracht und Zeugen befragt werden. Nach der frühen Funkzellendatenauswertung sei der Kreis der Befragten noch einmal erweitert worden.
Eigentümer Christoph Olbermann will die Vergangenheit hinter sich lassen, im August folgt für ihn der nächste Schritt in die Zukunft, wenn er seine Baupläne im Rathaus vorstellen wird. Was er genau vorhat, will der junge Investor, der sein Alter mit „Mitte 30“ angibt, derzeit noch nicht verraten. Nur soviel: „Es werden dort sicher nicht nur drei Wohnungen entstehen.“