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Kitas werden nicht mehr gebautKindergartenbedarfsplanung in Alfter bringt Veränderungen

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Die Kinderbetreuung in Alfter steht vor größeren Veränderungen.

Die Kinderbetreuung in Alfter steht vor größeren Veränderungen.

Auch in Alfter geht die Zahl der Geburten zurück. Das wirkt sich auf die Kindergarten-Bedarfsplanung aus. Zwei Kitas werden nicht mehr gebaut. 

Die Zahl der Geburten geht in den kommenden Jahren auch in Alfter zurück. Damit folgt die Kommune dem kreis- und landesweiten Trend. Das hat nun auch entscheidende Auswirkungen auf die Kindergarten-Bedarfsplanung für die Jahre 2026 bis 2029, die Jürgen Kröder, Abteilungsleiter Kindertagesbetreuung, und Jessica Lock von der Abteilung Kindergartenbedarfsplanung des Kreisjugendamtes im Ausschuss für Bildung, gesellschaftliche Teilhabe und Kultur vorstellten.

Was die Eltern freuen dürfte: Sie werden in der Gemeinde keine Probleme haben für ihren Nachwuchs geeignete Betreuungsplätze zu bekommen, auch ein Platz an den Offenen Ganztagsschulen (OGS), worauf ab 2026 ein Rechtsanspruch besteht, werden alle, die dies benötigen und wollen, bekommen. Jessica Lock erklärte: „Alfter ist hier sehr gut aufgestellt, wir machen uns da keine Sorgen, die Versorgungsquote ist sehr gut und es gibt aktuell auch keine Warteliste.“

Weil Bedarf fehlt, werden zwei Kitas nicht mehr gebaut

Auswirkungen haben die rückläufigen Zahlen allerdings für zwei Kitas, die nun nicht gebaut werden müssen, da in den kommenden Jahren schlicht der Bedarf fehle. Zum einen ist dies die geplante dreigruppige Kita im Neubaugebiet Buschkauler Feld, wofür sogar bereits ein Träger gefunden wurde, zum anderen ist dies eine angedachte Kita im Ortsteil Gielsdorf. Nachdem sich dort die katholische Kirche aus der Trägerschaft herausgezogen hatte, kamen von Seiten der Verwaltung und Politik Überlegungen auf, auf einem gemeindeeigenen Grundstück eine neue Kita zu bauen. Doch darüber braucht sich derzeit keiner mehr Gedanken zu machen.

Zuletzt eingerichtet: Die Kita „Holzwürmchen“ neben dem Rathaus in Oedekoven.

Zuletzt eingerichtet: Die Kita "Holzwürmchen" neben dem Rathaus in Oedekoven.

Kröder formulierte dies so: „Erst fiel der Nachfolgeträger weg, dann das Grundstück für einen Neubau und jetzt fällt auch der Bedarf weg, was wir sehr bedauern.“   Auch Bürgermeister Christian Lanzrath (SPD) bedauerte dies, da es damit künftig in Gielsdorf keine Kita mehr geben werde, obwohl die Politik eigentlich vor Jahren beschlossen hatte, dass es in jedem Ortsteil eine Betreuungseinrichtung geben sollte.

Die Zahlen für die kommenden Jahre geben das nicht her, wie die Prognosen des Jugendamtes des Rhein-Sieg-Kreises zeigen. Für das aktuelle Kindergartenjahr 2025/2026 geht der Kreis von 678 Kita-Kindern aus, die über drei Jahre alt sind, in den kommenden Jahren sinke die Zahl stetig: Für 2028 wird mit 567 Mädchen und Jungen gerechnet.

Ähnlich entwickeln sich die Zahlen bei den Unter-Dreijährigen. Hier wird unterteilt in drei Jahrgänge (33 Monate, darunter fallen Kinder, die unter einem Jahr alt sind und die Ein- bis Zweijährigen) und in zwei Jahrgänge (24 Monate, hier werden Kinder im Alter von ein bis zwei Jahren berücksichtigt). Im ersten Fall sinkt die Zahl von 499 (2025/2026) auf 490 (2028/2029), im zweiten Fall von 374 auf 365.

Bei den Kita-Bedarfsplanungen wurden gemeinsam mit den Bürgermeistern sämtliche relevante Faktoren berücksichtigt, erläuterte Kröder. Dazu zählen die zu erwartenden Zuzüge aus anderen Kommunen etwa in die Neubaugebiete oder in neu gebaute Wohnungen und Häuser durch Baulückenschließungen, die Flüchtlingszuzüge, Schulrückstellungen und die Geburtenraten.

Aktuell stehen keine Kita-Schließungen im Raum

Auf den Bau der eingangs genannten Kitas werde aber noch aus einem anderen Grund verzichtet: Ziel sei es, Kröder zufolge, die bestehende Betreuungs-Infrastruktur zu schützen. Das bedeutet: Käme es in einigen Kindergärten zu Leerständen, führe dies bei den Trägern zu Finanzierungsproblemen, das könne bereits passieren, wenn es pro Einrichtung vier bis fünf Kinder weniger gäbe: „Kommt ein Träger zu dem Schluss, seine Einrichtung trage sich finanziell nicht mehr, könnte es zu einer Schließung kommen. Dabei geht es den Trägern nicht um Profit, sondern darum, dass sie keine Schulden machen wollen.“ Konkret stünden aber keine Kita-Schließungen im Raum, beruhigte Kröder: „Aber wir müssen die Entwicklung im Auge behalten.“

Susanne Lenerz (Grüne) zeigte sich verwundert darüber, dass es trotz der vorhandenen Plätze und der laut Kreis guten Versorgung Eltern gebe, die keinen Kita-Platz bekommen hätten. Sie beschrieb ihre eigenen Nöte als Mutter: Gefühlt würden sich „jeden dritten Tag“ die Betreuungszeiten ändern – „auch andere Mütter haben diese Sorgen“.

Kröder räumte ein, dass es Kitas gebe, die Probleme haben, geeignetes Personal zu finden und er bedauerte, dass es bei Krankheitswellen gerade in den Herbst- und Wintermonaten zu Engpässen komme. Die rückläufige Entwicklung der Kinderzahlen könne sich hier positiv auf den Fachkräftemangel auswirken: „Das verschafft uns auch Luft und kommt uns bei der Personalnot entgegen. Dadurch könnte auch Personal von einer Kita in eine andere abgezogen werden,“ sagte Kröder.

Zuletzt eingerichtet: Die Kita „Buntstifte“ der Arbeiterwohlwahrt am Dorfplatz in Impekoven.

Zuletzt eingerichtet: Die Kita "Buntstifte" der Arbeiterwohlwahrt am Dorfplatz in Impekoven.

Sandra Semrau (Kompetenz für Alfter) und Guli Maripova (FDP) befürchteten, dass durch die Entwicklung die Qualität der Betreuung abnehmen könne. Maripova holte sogar zu einem Rundumschlag aus und kritisierte generell die Qualität der Betreuung in sämtlichen Einrichtungen, sowohl in kommunaler als auch in privater Trägerschaft.

Zudem zeigte sie sich irritiert, dass trotz der vorhandenen Kapazitäten Eltern beispielsweise aus Volmershoven-Heidgen ihre Kinder nach Oedekoven bringen müssten und nicht vor Ort betreuen lassen könnten. Kröder erklärte, dass dafür nicht das Jugendamt, sondern die Träger zuständig seien, sie entscheiden am Ende darüber, welche Kinder sie nach welchen Kriterien aufnehmen: „Hier dürfen und wollen wir uns nicht einmischen.“

Die Pauschalkritik gegen die Erzieherinnen rief Bürgermeister Lanzrath auf den Plan. Er betonte, dass sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich täglich für das Wohl der Kinder engagieren und eine hervorragende Arbeit leisteten würden.