140 Einsatzkräfte verschiedener Organisationen übten in Bornheim den Einsatz auf den Gleisen bei Nacht. Ihr Szenario: Ein Güterzug mit Gefahrstoff und ein Personenzug waren kollidiert.
Übung der Feuerwehr BornheimZugkollision am Bahnhof Roisdorf als Schreckenszenario

Übungsszenario: Ein Güterzug und ein Personenzug sind zusammengestoßen.
Copyright: Margret Klose
Regionalzug prallt auf Güterzug – es ist wohl einer der größten anzunehmenden Unfälle, und es war eine Übung, wie es sie so in Bornheim nicht oft gibt. Um die Rettung von Menschen nach einem Zugunglück und die Zusammenarbeit mehrerer Organisationen zu proben, hatte der Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Bornheim, Wolfgang Breuer, mit Bornheims Ortsvorsteher und Eisenbahner Dominik Pinsdorf ein großes Übungsszenario angeregt und federführend organisiert. Unterstützt wurden sie von Bornheims Feuerwehrsprecher Ulrich Breuer.
Fernverkehr rechtsrheinisch umgeleitet
Der Schauplatz der Übung in der Nacht zum Samstag war in der Nähe des Roisdorfer Bundesbahnhofs. Um den Zugverkehr nicht zu sehr zu beeinträchtigen, fand die Übung zwischen 22 Uhr und 3 Uhr in der Nacht statt. In dieser Zeit teilen sich der Güterverkehr und der Regionalverkehr ein Gleis. Wie Ulrich Breuer erklärte, sei der Fernverkehr während der Übung auf die rechte Rheinseite verlegt worden. Planmäßig fuhren auf der Strecke zwischen Bonn, Roisdorf und Brühl jedoch stündlich zwei Regionalbahnen und ein Güterzug.

Das Technische Hilfswerk (THW) baute Stege und Beleuchtung auf.
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Die eigentliche Übung fand auf einem Gleisabschnitt statt, der vom Zugverkehr nicht betroffen war. Laut Drehbuch waren ein Güterzug und ein Regionalzug zusammengestoßen. Zehn Menschen wurden verletzt, drei von ihnen sehr schwer. Zwei Erwachsene und ein Kind mussten in einer Crash-Rettung aus einem völlig verrauchten Abteil befreit und gerettet werden. Durch den Zusammenstoß hatte es zudem einen Kabelbrand in der Regionalbahn gegeben, den es zu löschen galt. Damit nicht genug, wurde ein Kesselwagen des Güterzuges so sehr beschädigt, dass die Ladung – ein leicht entzündlicher Gefahrstoff – in großen Mengen ins Gleisbett lief.
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Durch einen Kurzschluss war es laut Drehbuch im Regionalzug zu einem Kabelbrand gekommen.
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Im Einsatz waren rund 140 Einsatzkräfte; Hilfsorganisationen wie DRK, Johanniter und THW, auch die Bundes- und Landespolizei war vor Ort, ebenso die Fachleute und Notfallmanager von Bahn und Güterverkehr und natürlich die Freiwilligen Feuerwehren aus Bornheim, Alfter und Rheinbach.
Ruhig und sehr auf die jeweilige Tätigkeit konzertiert wurde organisiert, delegiert, gerettet und gelöscht. Einsatzleiter Gottfried Kreuzberg ließ rund um den leckgeschlagenen Kesselwagen eine Sicherheitssperre einrichten. In ihren Chemieschutzanzügen durften nur die Feuerwehrleute bis zum Kesselwagen vorrücken. Der auslaufende „Gefahrstoff“ konnte zunächst in einem Metallbehälter aufgefangen werden, zeitnah wurde zu Übungszwecken ein zweiter Kesselwagen angefordert, um das Gefahrenprodukt von einem Kesselwagen in den anderen zu pumpen.

Geübt wurde auch die Pressearbeit. Neben Ulrich Breuer (r.) kam auch der neue stellvertretende Pressesprecher der Feuerwehr Bornheim Simon Lanzerath (28) zum Einsatz.
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Von großer Bedeutung war auch das Mitwirken des THW. Die Helfer leuchteten die „Unfallstelle“ im Einsatzverlauf taghell aus. Von Anfang an wurden die Passagiere in den hinteren, nicht vom Kabelbrand betroffenen Abteilungen medizinisch von den Rettungskräften versorgt. Um eine Rettung auch der sehr schwer verletzten Menschen zu ermöglichen, hatte das THW einen Steg aufgebaut, der über den angenommenen, etwa 1,50 Meter tiefen Graben zwischen dem Zug und der befestigten Straße führte.
Trotz der späten Stunde waren auch Ratsmitglieder, unter anderem Gottfried Düx aus Kardorf, gekommen, um sich persönlich ein Bild von der Leistungsstärke der Feuerwehr und der Hilfsorganisationen zu machen. Auch mehrere Privatpersonen schauten sich die Übung interessiert an und sprachen gerne aus, was sie beim Anblick der vielen fleißigen Helfer dachten: „Es ist gut zu wissen, solche Rettungskräfte hier in Bornheim zu haben. Das gibt uns doch allen auch ein Gefühl der Sicherheit.“
Simon Lanzerath (28) hielt derweil – ebenfalls als Teil der Übung – die Journalisten genau im Blick, die immer wieder versuchten, bis in den Gefahrenbereich vorzudringen. Als neuer stellvertretender Sprecher der Feuerwehr Bornheim wies er sie stets freundlich, aber bestimmt an, hinter der Absperrung zu bleiben. „Ich bin sehr beeindruckt, wie professionell und souverän unsere Einsatzkräfte diesen Einsatz abgearbeitet haben“, merkte schließlich Dominik Pinsdorf an. Er zählte bei der Übung an diesem Abend zum Team der Übungsleitung der Bahn. Beobachter gab es auch auf der Seite der Rettungskräfte und der Feuerwehr. Ganz genau behielten sie alle Bewegungen der Einsatzkräfte im Auge und machten sich fleißig Notizen. Ulrich Breuer erklärte abschließend, dass die Leitung der Feuerwehr recht zufrieden mit dem Ablauf der Übung sei. Am 12. Juni ist die Übung auch im Ratssaal Thema, dann wird über Details und die einzelnen Abläufe gesprochen.
Blick in die Geschichte
Die linksrheinische Bahnstrecke durch Brühl, Sechtem und Roisdorf zählt zu den wichtigsten Strecken im deutschen Schienenverkehr – sowohl für den Güterverkehr, als auch für den Fern- und Regionalverkehr. 25 Jahre ist es her, dass sich knapp zwölf Kilometer entfernt in Brühl genau auf dieser Strecke ein schreckliches Zugunglück ereignet hat. Es zählt bis heute neben dem Zugunglück in Eschede 1998 zu den schwersten Zugunglücken der deutschen Geschichte. Der Schnellzug D 203 war an jenem verhängnisvollen 6. Februar 2000 unterwegs von Amsterdam nach Basel. Wegen Bauarbeiten war in Brühl im Bahnhofsbereich damals das Hauptgleis gesperrt, die Züge wurden am Bahnhof in Hürth-Kalscheuren auf das Gegengleis geleitet. An der Baustelle in Brühl gab es eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Der Zugführer war damals jedoch mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit unterwegs. Der Zug entgleiste. Neun Menschen starben, rund 150 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.