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Rund 30 EinsätzeDrohnen helfen Kerpener Feuerwehr bei Bränden und der Personenrettung

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Das Foto zeigt drei Einsatzkräfte der Feuerwehr beim Fliegen einer Drohne.

(v.l.) Daniel Wermeister, stellvertretender Löschzugführer, Julian Cyliax, Feuerwehrmann und Dieter Kempf, Hauptbrandmeister, testen die Drohne.

Die Drohnenpiloten vereinfachen nicht nur die Arbeit des Einsatzleiters, sie verringern auch die Gefahr für die Einsatzkräfte.

Nicht jede Feuerwehr kann von sich behaupten, von einem eigenen Piloten unterstützt zu werden. Noch dazu von einem, der weitere Piloten ausbildet. Daniel Rüdell macht genau das - nur selbst im Flugobjekt sitzen kann er nicht. Denn er ist der Leiter der Drohneneinheit der Kerpener Feuerwehr.

Kerpen: Kleine Drohne kann in einsturzgefährdete Gebäude fliegen

Für die Feuerwehr ist das natürlich ein großer Gewinn. Denn bei Einsätzen können die Drohnenpiloten nicht nur die Arbeit des Einsatzleiters vereinfachen - sie verringern auch die Gefahr für die Einsatzkräfte. „Im Einsatz kümmern wir uns erst einmal um die Lage-Erkundung, zum Beispiel an schwer einsehbaren Einsatzstellen“, erklärt der 41-Jährige: „Die zweite Einsatzmöglichkeit ist die Wärmebildkamera, die die Drohe hat. Damit können wir zum Beispiel Brandstellen identifizieren oder auch vermisste Personen suchen.“

Das Foto zeigt eine Drohne, die auf einem Koffer liegt.

Die kleine Drohne wird in Gebäuden eingesetzt.

Zusätzlich nutzt die Einheit noch eine kleine Drohne zur Erkundung von Innenräumen. „Die kommt mit einem Licht-Set, sodass wir auch etwas sehen können bei Dunkelheit. Damit können wir auch gefährliche Lagen, wie in einsturzgefährdeten Innenräumen erkunden oder auch Verletzte aufspüren“, erklärt Rüdell. Dabei werde auch einkalkuliert, dass die kleine Drohne beim Einsatz zerstört wird. Das Bildmaterial ist für die Einsatzkräfte dennoch nutzbar, denn es wird live übertragen.

„Die kleine Drohne kostet ohne Akku und Controller etwa 400 bis 500 Euro. Wenn die kontaminiert wird oder kaputtgeht, ist der Schaden überschaubar. Wenn man dafür etwa eine Person findet und die retten kann, dann ist das ein Schaden, den wir gerne in Kauf nehmen“, erläutert der Leiter der Drohneneinheit.

Die kleine Drohne kostet ohne Akku und Controller etwa 400 bis 500 Euro. Wenn die kontaminiert wird oder kaputtgeht, ist der Schaden überschaubar. Wenn man dafür etwa eine Person findet und die retten kann, dann ist das ein Schaden, den wir gerne in Kauf nehmen
Daniel Rüdell, Leiter der Kerpener Drohneneinheit

Zum Einsatz kamen die Drohnen etwa beim Zugunglück in Dorsfeld im vergangenen Jahr. „Dort haben wir erst die Lage-Erkundung des Gleisbetts durchgeführt und dann anhand der Wärmebildkamera geschaut, ob noch Personen auf dem Gleisbett sind“, erinnert sich Rüdell. Mithilfe des Bildmaterials sei eine Dokumentation für die Einsatzstelle entstanden. „Zudem sind wir immer wieder die Waggons abgeflogen, um zu prüfen, ob irgendwo Schadstoff austritt.“

Seit etwa zwei Jahren gibt es mittlerweile die Kerpener Drohneneinheit mit den zwei Fluggeräten, angesiedelt ist sie an den Manheimer Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr. Rund 30 Einsätze hätten die Drohnenpiloten seitdem schon begleitet. Auch zwölf Piloten hat Rüdell in dieser Zeit ausgebildet. „Gesetzlich ist es vorgeschrieben, dass Behörden den A1/A3-Führerschein beim Luftfahrbundesamt machen. Wir müssen eine vergleichbare Ausbildung selbst generieren.“ Das entspreche sechs bis acht Theoriestunden, zehn Praxisstunden sowie ein Szenarien-Training.

Das Foto zeigt einen Mann, der auf einen Bildschirm zeigt.

Daniel Rüdell ist Leiter der Kerpener Drohneneinheit. Er erklärt, was die Drohne alles kann.

Was genau unter Szenarien-Training zu verstehen ist? „Das kann etwa eine Lage-Erkundung, eine Personensuche oder eine Branderkundung sein“, erklärt Rüdell. Wie eine Drohne zu steuern ist, sei nicht sonderlich schwierig. „Aber im Einsatz die richtigen Einstellungen vornehmen, damit man am Ende auch das Bild sieht, was man haben will, das kann vor allem unter Stress schwierig sein. Die Kamera und der Controller haben um die 50 verschiedene Einstellungen. Damit muss man sich auch mitten in der Nacht um drei Uhr zurechtfinden.“ 

Rüdell selbst beschäftigt sich laut eigener Aussagen schon seit acht bis neun Jahren mit Drohnen. Er leitet einen eigenen Verein namens BOS-Drohneneinheit (Verein für Drohneneinheiten von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben). Der Verein habe ein deutschlandweites Netzwerk zwischen mehr als 680 Drohneneinheiten aufgebaut. Weiter sei er Mitglied des Deutschen Rettungsrobotik-Zentrums in Dortmund. „Da bin ich in dem Thema einfach drin und dachte mir, dass die Kerpener Feuerwehr vielleicht auch eine Drohne gebrauchen könnte“, berichtet Rüdell.

Nicht nur in Kerpen bildet er aus, sondern auch für die Fernerkundungseinheit der Feuerwehr Köln. Auch kooperiert die Kerpener Drohneneinheit mit einer ähnlichen Einheit der Hürther Feuerwehr sowie mit dem THW Nörvenich.

Das Foto zeigt eine Drohne auf ihrem Start- und Landeplatz.

Wenn die Drohne der Kerpener Feuerwehr zum Einsatz kommt, muss der Start- und Landeplatz abgesichert werden.

Natürlich zeigen Rüdell und einer seiner mittlerweile ausgebildeten Schüler, Feuerwehrmann Julian Cyliax, gerne, wie so ein Drohnenflug nun genau abläuft. Damit niemand unversehens beim Starten oder Landen in die Drohne reinläuft, gibt es einen Sicherheitsradius um den Startplatz von rund 15 Metern. „Wir müssen natürlich für die Leute sichtbar machen, dass es einen Drohneneinsatz gibt“, erläutert Rüdell.

Vor dem Start muss zunächst die Technik kontrolliert werden. Akkustand, Flughöhe (üblicherweise 120 Meter), Start- und Landepunkt etwa können über einen mobilen Bildschirm vor dem Start eingestellt werden. Über denselben Bildschirm können die Einsatzkräfte nach dem Start vom Boden aus verfolgen, was die Drohne abbildet. 

Mit einem Controller kann Cyliax der Drohne, die auch per Sprachausgabe kommuniziert, den Befehl zum Starten geben. DJI Matrice 30T heißt das Modell, das etwa einen halben Meter breit und tief ist. Ist das Gerät erstmal in der Luft, so kann Cyliax etwa zwischen Wärmebild und normaler Kamera wechseln, Koordinaten markieren und diese sogar per QR-Code an die anderen Einsatzkräfte weiterleiten. 

Übrigens: Die Feuerwehr kommuniziert ihre Drohnenflüge mit dem Flugtower in Nörvenich. Denn der Luftraum ist mitnichten einfach so nutzbar - zumindest nicht ab einer gewissen Höhe. „Wir befinden uns im Luftraum Golf bis 762 Meter, also ein unkontrollierter Luftraum“, erläutert Rüdell. Da dürfe theoretisch alles und jeder fliegen. Doch aufgrund der Nähe zum Militärflughafen werden die Drohnenflüge mit dem Tower abgesprochen, vor allem, wenn es über die üblichen 120 Meter hinausgehe.

Wer selbst als Drohnenpilot ausgebildet werden möchte, kann sich bei der Feuerwehr melden. Voraussetzung ist allerdings, Mitglied zu werden. Weitere Infos sind per E-Mail erfragbar.

epost@feuerwehr-manheim.de