Hobby-Mechaniker Thomas Fillmann aus Euskirchen-Flamersheim hat einen ausrangierten THW-Lkw restauriert und ihm einen Ehrenplatz besorgt.
Einstiger THW-LkwBig Blues letzte Reise geht von Flamersheim ins Museum

Kreuz und quer durch den Kreis Euskirchen fuhr Thomas Fillmann mit Big Blue, hier war er beim Rosenmontagszug in Kirchheim, aber auch das Bundesjugendlager des THW auf dem Flugplatz Trier-Föhren besuchte das Duo.
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„Der eine geht zum Angeln, der andere geht Klettern, ich hab schon immer Autos repariert“, sagt Thomas Fillmann über sein Hobby: „Ich bin eben Mechaniker und Fahrer.“ Der Flamersheimer trägt ein T-Shirt, auf dem ein blauer Lkw zu sehen ist. „Big Blue“ steht darunter – der Name eines ausrangierten Fahrzeugs, das beim Technischen Hilfswerk (THW) als IKW (Instandsetzungskraftwagen) eingesetzt war und künftig im Deutschen Feuerwehr-Museum in Fulda zu sehen sein wird.
Die Reparatur des großen, blauen Lkw war ein Herzensprojekt des 59-Jährigen. Kinderzeichnungen des Lastwagens an der Küchenwand und zahlreiche Fotos mit freudigen Menschen zeugen davon, dass Big Blue im Kreis Euskirchen einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. „Er hat vielen ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert“, sagt Fillmann über den (Kraftfahrzeugfans jetzt aufpassen) Mercedes L 407-D-Lkw.
Im Sommer 2022 kam der Lkw als Schrauberprojekt nach Flamersheim
Fillmann berichtet, dass der Lkw im Februar 2007 beim THW in Aachen ausgemustert wurde und anschließend etwas über zehn Jahre im Garten- und Landschaftsbau eingesetzt war. Danach soll das Kraftfahrzeug für ein paar Jahre nicht genutzt worden sein.
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Im Sommer 2022 habe Fillmann den Mercedes dann auf der Suche nach einem neuen Projekt zum Schrauben gefunden. Die blaue Farbe sei ihm inmitten anderer Angebote auf Ebay sofort ins Auge gesprungen, berichtet der ehemalige Lkw-Fahrer. „Ich bin dann mit der Bimmelbahn hoch nach Lübeck gefahren, um ihn abzuholen“, sagt Fillmann und grinst: „Er hatte noch etwas TÜV und hat die Strecke zurück durchgehalten.“

Im Big Blue haben unter anderem Truck-Racer Sascha Lenz und Moderator Sidney Hoffmann unterschrieben.
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Das nächste Projekt steht an: Den Fiat Fiorino möchte Thomas Fillmann als Minicamper herrichten.
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Eine Collage von seinem Herzensprojekt, dem restaurierten, vormaligen THW-Fahrzeug, hat Thomas Fillmann gemacht.
Copyright: Privat/Thomas Fillmann
In den folgenden Wochen ging es an die Teilrestauration. „Ich habe geschweißt, lackiert, verschiedene Teile ausgetauscht und bin zu Inspektionen gefahren“, erinnert sich der Hobby-Mechaniker. Auch um Ersatzteile zu beschaffen sei er viel unterwegs gewesen, zum Beispiel düste er nach Plaidt in Rheinland-Pfalz. „Ich habe alles selber eingebaut“, so Fillmann.
Doch die Freude über sein Projekt wurde in der zweiten Jahreshälfte 2022 überschattet. Mehrere Freunde und Bekannte seien in der Zeit gestorben. Am ersten Weihnachtsfeiertag verlor er zudem seine Mutter. Parallel zu der seelischen Belastung plagten den 59-Jährigen körperliche Beschwerden – die sich verschlimmerten. Aus Abgeschlagenheit wurde eine anhaltende Erschöpfung. Hinzu kamen Atemprobleme. Die Lage spitze sich zum Beginn des Folgejahres zu. Im Januar 2023 brach Fillmann in seiner Wohnung zusammen. Er sei ohnmächtig geworden, an die genauen Umstände erinnere er sich nicht mehr. Irgendwann habe er sich wieder aufsetzen können.
THW-Lkw ist demnächst im Feuerwehr-Museum in Fulda zu sehen
Sprung ins Jahr 2025: Mittlerweile hat der Flamersheimer den Pflegegrad zwei. In seiner Küche zeigt er einen Ausweis, der bescheinigt, dass er körperlich schwerbehindert ist. „Wenn das nicht wäre, hätte ich Big Blue nicht abgegeben“, sagt Fillmann.
Auch als die gesundheitlichen Probleme längst offenbar waren, besuchte er mit seinem Lkw verschiedene Veranstaltungen, darunter den Lichterzug in Eiserfey, den Rosenmontagszug in Kirchheim, das Bundesjugendlager des THW auf dem Flugplatz Trier-Föhren. Die Arbeiten an Big Blue haben ihn, so Fillmann, in schweren Zeit abgelenkt und Kraft gegeben. Bis es nicht mehr ging.
Der Flamersheimer schildert, wie er Fett zwischen die Metallgelenke des ehemaligen THW-Lastwagens pressen wollte: „Ich habe unter Big Blue gehangen und plötzlich Luftnot bekommen.“ Ein klaustrophobisches Gefühl sei hochgekommen. Er habe die Arbeit abbrechen müssen. Da stand für ihn fest, dass es so für ihn nicht weitergeht. Aber: „Verscherbeln wollte ich Big Blue auch nicht.“
Die Lösung für Fillmann? Seinem Herzensprojekt einen würdigen Ehrenplatz besorgen. Er habe alle Hebel in Bewegung gesetzt und nach zahlreichen Telefonaten mit verschiedenen Institutionen schließlich Kontakt mit dem Deutschen Feuerwehr-Museum bekommen. Er bot seinen Lkw als Spende an. „Die THW-historische Sammlung ist um ein bedeutendes Fahrzeug reicher“, liest Fillmann stolz die Nachricht des Museumsleiters Bernd Müller-Strauß vor. Big Blue hat er mittlerweile dem Museum übergeben. Wann genau der Mercedes ausgestellt wird, stehe noch nicht fest. Der Lkw wird laut Fillmann aber nicht zurückgebaut, wie sonst üblich bei Ausstellungsobjekten – darauf habe er bestanden.
Und auch bei einer weiteren Sache lässt der Flamersheimer nicht locker: So ganz kann er das Schrauben nicht lassen. Er möchte sich demnächst an einem kleineren Projekt versuchen. Ein Fiat Fiorino soll zu einem tauglichen Minicamper werden. Aber: „Ich muss schauen, ob es klappt mit dem Teilrestaurieren“, räumt er ein. Als Verbindung zu Big Blue hat er einen THW-Aufkleber auf dem Fiat befestigt. Fillmann: „Big Blue bedankt sich für die schöne Zeit im Kreis Euskirchen.“