Vorgebirge und VoreifelWas für den Elften im Elften in der Region geplant ist

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Themenfoto_Karneval_Corona_dpa

Das Coronavirus, hier dargestellt auf einem Motivwagen in Düsseldorf, soll nicht erneut die Session in der Region verhageln.

Bornheim – Nach zwei Jahren jecker Abstinenz soll diese Session wieder karnevalistische Normalität einkehren, wie sie vor der Pandemie das Rheinland prägte. Neben den Sorgen um mögliche Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie kommen nun aber auch der Ukraine-Krieg und dessen Folgen hinzu. Einen Monat vor dem „Elften im Elften“ hat die Rundschau bei Karnevalsvereinen in der Region nachfragt, wie sie sich auf die Session vorbereiten, welche Rolle die erneut steigende Inzidenz  bei ihren Planungen spielt und inwiefern sie mit den Folgen der Energiekrise zu kämpfen haben.

Alfter

„Die Karnevalseröffnung am 12. November wird auf jeden Fall stattfinden“, betont Doris Viernich, die Sitzungspräsidentin der Tonmöhne Witterschlick.  „Es wurden zwar schon Karten verkauft, aber es gibt auch noch einige. Wir haben zum Glück Stammgäste, die immer dabei sind“, so Viernich. Wegen der Corona-Pandemie ginge der Kartenverkauf etwas schleppend voran. Die Kosten für die Karten von 25 Euro hätten sie wie in den vergangenen Jahren beibehalten. „Die Preise haben wir nicht erhöht, aber es ist schon schwierig“, sagt Heidrun Franke, die 1. Kassiererin des Karnevalsvereins. Auch für die Veranstaltung „Schlager trifft Karneval“ gebe es keine Erhöhung der Ticketpreise. „Wir versuchen, so gut es geht zu kalkulieren und machen mehr selbst als die Jahre zuvor“, so Viernich.

Für die Sessionseröffnung am 12. November mietet der Verein die Turnhalle in Witterschlick an. „Wenn mehrere Leute im Saal sind, wird es der Erfahrung nach meist eh zu warm. Daher haben wir die Heizung nie ganz aufgedreht“, antwortet Viernich auf die Frage, ob sich ihr Verein wegen der gestiegenen Energiekosten Sorgen mache. In die Vollen gehen gleich die Alfterer Jecken: Für   Mattes I. und Alfreda Manuela I. (Swerbinka), die in dieser Woche mit den Kindertollitäten Jan I. (Fritzen) und Johanna I. (Klett) im Pfarrheim vorgestellt werden, steht bei der  Sessionseröffnung am 12. November   gleich die Proklamation an. Da  der Saal der Kaiserhalle  nicht mehr zur Verfügung steht, findet dieser Termin in der Turnhalle der Anna Grundschule statt.

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Bornheim

Svena Franzen ist seit fünf Jahren Mitglied der Karnevalsgesellschaft Bonnem Alaaf und seit vier Jahren 1. Vorsitzende. Am 11.11. findet bei ihrem Verein nichts statt, dafür veranstalten sie am 29. Oktober mit dem Vereinslokal „Zum letzten Groschen“ zusammen ein Oktoberfest. Da es sich dabei um eine öffentliche Veranstaltung handle, müssten keine Eintrittskarten erworben werden. Die aktuelle Situation mache sich jedoch bei den Verzehrpreisen bemerkbar. Diese wurden angehoben, worauf die KG Bonnem jedoch keinen Einfluss habe.

„Hinter dem Straßenkarneval steht immer noch ein großes Fragezeichen“, so Franzen. Von der Stadt sei noch nichts gekommen. „Wir haben bei den Vereinen angefragt, ob sie Interesse am Straßenkarneval haben. Die Rückmeldungen waren positiv“. Mit der konkreten Planung für die Karnevalstage im nächsten Jahr habe die KG Bonnem bislang noch nicht begonnen. Das sei bedingt durch die Pandemie. „Die Mitglieder in unserem Verein haben immer noch Berührungsängste, daher ist es schwer, an Helfer zu kommen.“ Bei dem letzten Zug, der 2020 normal stattfinden konnte, hatte Franzen die zweite Zugleitung inne. Auch in der Session hätten sie im November mit der Planung begonnen. „Wir sind also noch voll im Zeitfenster“, sagt die 1. Vorsitzende.

Meckenheim

„Generell haben wir alles ganz normal geplant wie in den Zeiten vor der Pandemie“, sagt Peter Klee. Er ist Vorsitzender der Stadtsoldaten-Corps 1868 Meckenheim und Kommandant. Das von ihnen veranstaltete Oktoberfest Ende September sei ein guter Probelauf gewesen, um die Stimmung einzufangen. „Die Menschen sind wieder gewillt, rauszugehen und draußen zu feiern“, zieht Klee ein Resümee des Oktoberfests. Am 11.11. wird das Prinzenpaar der Stadt Meckenheim proklamiert, dabei wirken die Stadtsoldaten mit. Der Kameradschaftsabend am 19. November sei normal geplant. Für die Traditionsveranstaltung Sitzungs-Revue beginne der Kartenvorverkauf erst im Januar. „Wir haben keine positiven Erfahrungen mit langfristigen Vorverkaufen gemacht“, begründet Klee die Entscheidung. Die Preise seien stabil geblieben, es könnte jedoch sein, dass die Getränke im Vergleich zu vorherigen Sessionen mehr kosten. Die Frage sei, ob die Getränkelieferanten ihre Preise erhöhten, was jedoch zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantwortet werden könne.

Rheinbach

Auch in Rheinbach laufen die Vorbereitungen für die Session 2022/23. „Zunächst haben wir uns auf den November beschränkt mit den konkreten Planungen von Veranstaltungen. Wir warten die nächsten Wochen ab und schauen, wie sich die Situation in Bezug auf die Pandemie entwickelt.“, sagt Willi Hohn, Kommandant der Stadtsoldaten. Für den 19. November sei zunächst die Kinderprinzenproklamation und abends der Generalappell mit einem echten Highlight, dem Auftritt der Höhner, geplant. „Ich bin optimistisch, aber auch gleichzeitig vorsichtig“, so Hohn zu seinem Gemütszustand. Da alle Veranstaltungen eintrittsfrei seien, stelle sich nicht die Frage nach gestiegenen Eintrittspreisen. Was die Miete der Stadthalle Rheinbach betreffe, seien ihm bislang keine Erhöhungen der Kosten bekannt. Das Dreigestirn der Stadt vom  Narrencorps Blau-Gold bezieht bereits am  Samstag, 5. November, sein Hauptquartier in der „Alten Post“.

Swisttal

„Da wir in dieser Session keine Tollitäten haben, stapeln wir etwas tiefer“, berichtet Christoph Knappe, Präsident der Karnevalsgesellschaft Odendorf. Am 12. November findet im Dorfsaal eine Veranstaltung zum Sessionsbeginn in kleinerem Rahmen statt. „Ich erleben, dass die Tradition rückläufig und das Interesse am Brauchtum nicht mehr so groß ist“, so Knappe. So hätten sich keine interessierten Jecken gefunden, die das närrische Zepter übernehmen. „Im Verein gibt es viele, die im vergangenen Jahr vom Hochwasser betroffen waren. Manche Mitglieder und auch Leute aus dem Dorf haben daher vermutlich nicht den Kopf für den Karneval“, Knappe weiter: „Wir wollen gucken, was das Dorf annimmt“. Am Karnevalssamstag finde der Prinzmaskenball im Dorfsaal in Odendorf statt. Einen Vorverkauf dafür gebe es nicht, stattdessen werde der Eintritt vor Ort bezahlt. Der Dorfsaal biete den Vorteil, mit Fernwärme beheizt zu werden und somit entsprechend weniger Energie zu verbrauchen. Wie viel die Gemeinde für die Miete des Saals verlangt, sei allerdings bislang noch nicht klar.

Wegen des Ausbleibens der Tollitäten gebe es in dieser Session folglich keine Proklamation. Auch die Prunksitzung Anfang Januar, eine große Veranstaltung mit vielen Künstlern, sei nicht geplant. Dies habe einen bestimmten Grund: „Die Prunksitzung ist in der Regel ein Minusgeschäft, welches mit den anderen Veranstaltungen ausgeglichen wird. Da wir 2025 unser 100-jähriges Bestehen etwas größer und aufwendiger feiern möchten, wollen wir im Moment sparen“, sagt der Präsident der KG Odendorf.

Wachtberg

Mit neuem Schwung möchte Renate Offergeld mit ihrer Karnevalsgesellschaft Gemütlichkeit Rot-Weiß Villip in die neue Session starten. Offergeld ist seit 2007 Vorsitzende des Wachtberger Vereins. „Corona hat uns sehr zurückgeworfen. Zunächst war es schwierig, die Mitglieder zu motivieren, aber letztlich hat es geklappt“, berichtet Offergeld von den vergangenen Monaten. „Es ist sehr erfreulich, dass wir junge Leute für den Verein gewinnen konnten. So können wir ihn am Leben erhalten.“ Mit Janina Höhne habe die KG Rot-Weiß Villip nun auch eine neue Stellvertreterin.

Die Sessionseröffnung am 12. November findet zum ersten Mal im Hotel Görres in Villip statt, in dem das Dreigestirn durch den Bürgermeister proklamiert wird. „Das wird so etwas wie eine kleine Variante der Prunksitzung“, sagt Offergeld. Denn die große Prunksitzung findet in dieser Session nicht statt. Zur letzten Prunksitzung seien zu wenig Gäste gekommen. „Dafür ist der Aufwand zu groß, auch personell. Einige aus dem Verein haben altersbedingt angekündigt, nicht mehr bei der Prunksitzung mitmachen zu können.“ Die Entscheidung habe sich die KG Rot-Weiß Villip nicht leicht gemacht, aber sie sei zu dem Schluss gekommen, für diese Session mit der Prunksitzung auszusetzen. Dank des Dreigestirns, auf welches die Karnevalisten in den letzten Jahren häufiger verzichten mussten, erhoffe sie sich jedoch einen Aufwind für die nächsten Sessionen. Diesmal hätten sich drei hochmotivierte Jecken gefunden, die das Dreigestirn bilden.

Im Frühjahr wolle der Verein sowohl das Kinderkostümfest als auch eine Karnevalsparty veranstalten. Die Planung habe jedoch bisher noch nicht begonnen. Das soll Anfang November geschehen, dann soll es auch um die Terminfindung gehen. „Diese Session planen wir etwas kleiner, um kein Risiko einzugehen“, so Offergeld. „Wir freuen uns aber darauf, mit unserem neuen Dreigestirn und allen Jecken zusammen zu kommen und miteinander zu feiern“.

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